Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
Durchmesser maß und hoch in die Luft ragte.
„Wir werden uns wiedersehen!“, fauchte N’thaldur, wies mit seiner nicht gelähmten Hand auf Rhavîn und eilte schleunigst in den magischen Ring hinein.
Als er die aufkommende Lähmung plötzlich auch in den Beinen spürte, stieß er ein letztes Wort aus und der Zauber wurde vollendet.
Durch die Kraft seiner Magie dematerialisierte sich der Finstermagier, um sich durch alle Sphären und Ebenen hinweg zurück zu seinem Turm teleportieren zu lassen. Als er fort war, löste sich auch der magische Strudel wieder auf. Von N’thaldur blieb nichts zurück als sein Schlachtbeil und das Leid, das er herbeigeführt hatte.
Chroniken des Jarls der Nordmarken: Beklemmung
„Sonnenaufgang, Tag vierzehn des Rabenmondes, noch immer das gleiche Jahr.
Seit dem gestrigen Tag hat sich nicht viel verändert. Ich lebe noch, obgleich der Ältestenrat meinen Tod für diesen oder den nächsten Tag hervorgesehen hat. Es ist erst früh am Morgen und der Tag vermag noch viele Dinge geschehen zu lassen. Dennoch ist es ein beklemmendes, um nicht zu sagen lähmendes Gefühl, das meine Brust ergriffen hat.
Nichts war bis jetzt schwerer in meinem Leben, als den eigenen Tod zu erwarten. Ich habe viele Kämpfe hinter mich gebracht und viele Verletzungen erlitten, die meinen Tod hätten bedeuten können. Ich habe viele Feinde und musste bereits mehrere Zweikämpfe auf Leben und Tod bestreiten. Ich habe immer gesiegt.
Ich war immer siegreich!
Heute soll mein letzter Tag auf dieser Welt sein und ich, der große Krieger, der Jarl der Nordmarken, soll schweigend darauf warten, dass der Tod mich heimsucht.
Dieser unbekannte Tod, dieser schwarze Schatten, der durch die Finsternis schleicht, um mich heimzusuchen.
Noch immer können die Weisen sein Eintreffen nicht genau beziffern, doch sehen sie schon jetzt, dass er wieder auf dem Weg zu uns ist und schneller naht, als je zuvor.
Niemand wird ihn aufhalten können und meine einzige Möglichkeit, doch mein Leben zu erhalten, ist das mysteriöse Mädchen, dessen Ankunft ebenfalls für den heutigen oder den morgigen Tag prophezeit wird.
Allmählich wird mir mulmig und ich bete zu den Göttern, dass sie das Mädchen früher ankommen lassen, als den, der mir den Tod schenken will.
Ich habe heute alle Wachmänner abgezogen, da mir die Ältesten gesagt haben, dass nicht Waffen, sondern einzig das Mädchen mein Leben retten können und ich vertraue ihnen. Würde ich meine Männer gegen den unsichtbaren Feind schicken, würde ich womöglich mehr Menschenleben riskieren, als wenn ich unbewaffnet meinem Ende entgegensehe. Es muss nicht jemand, der unschuldig ist, mein Schicksal teilen und für mein Ende, das ohnehin nicht aufzuhalten ist, sein Leben lassen.
Nunmehr sind die Straßen wieder frei und auch die Wälder sind ohne Bewachung. Dragelund wirkt friedlich wie eh und je.
Noch immer zeichnet Finsternis unser Land, doch bin ich nicht länger hoffnungsvoll, dass N’thaldur, der Finstermagier sie beschworen hat, um mir zu helfen.
Inzwischen bin ich festen Glaubens, dass der Todbringer auch die Finsternis mit sich zieht, um mein Verderben größer werden zu lassen.
Vielleicht werde ich niemals erleben, wann die Finsternis ihr Ende finden wird, vermutlich werde ich am morgigen Tag nicht einmal mehr die Sonne aufgehen sehen.
Ich kann nicht mehr, als von meiner Angst und meiner Ohnmacht zu schreiben. Den ganzen Tag bereits sitze ich in meinem Thing-Saal und harre der Zeichen, die von außen an mich herangetragen werden. Noch konnten mir die Ältesten keine Kunde bringen, doch rechne ich jeden Augenblick erneut damit, dass einer von ihnen zu mir tritt und mir mitteilt, dass mein Mörder Dragelund erreicht hat.
Mein Körper offenbart meine Qualen schon in seltsamen Zeichen der Schwäche: Meine Hände zittern und meine Augenlider zucken, während mein Herz rast und meine Haut von Schweiß bedeckt ist.
Bei jedem Laut fahre ich schreckhaft herum und verschanze mich bereits seit Stunden zwischen zwei Wänden, damit man mich nicht hinterrücks erdolchen kann.
Womöglich ist dies der letzte meiner Einträge in die Chroniken meiner Familie. Möge mein Nachfolger sie tugendhaft fortführen und unserem Geschlecht alle Ehre machen.
Falls ich morgen noch lebe, werde ich eine Ansprache an mein Volk halten und meinen Nachfolger bekannt geben. Da ich selbst keine Kinder habe, werde ich einen anderen Krieger Dragelunds für diese Aufgabe
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