Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
es ist von hoher Wichtig...keit! Bitte, gib auf dich acht. Ich ... habe ... meinen Schwur ge...brochen. Verzeih mir, mein Freund.“ Nymion schenkte seinem Gefährten einen letzten kummervollen Blick, bevor sein Herz zu schlagen aufhörte.
Rhavîn ließ sich über den Kopf des Einhorns nach vorn fallen. Er vergrub das Gesicht in der weichen, samtigen Mähne seines Freundes. Er weinte und rief seinen Schmerz laut heraus. Der Meuchelmörder hatte das Gefühl, in einem finsteren Trichter zu versinken, ohne eine Hand zu finden, die ihn retten könnte. Die Welt stürzte über ihn zusammen, ein Teil seines Herzens starb mit Nymions Tod.
Doch nach einiger Zeit wurde sein Klagen leiser, da den Sícyr´Glýnħ allmählich die Kräfte verließen.
Auriel hatte die gesamte Zeit über beobachtet, was Rhavîn tat und auch ihr flossen ohne Unterlass Tränen über die Wangen. Doch die Hexerin wagte es nicht, zu ihrem Geliebten hinüberzugehen. Zu sehr fürchtete sie sich vor seiner unkontrollierten Trauer und vor N’thaldur, der noch immer in der Nähe des toten Einhorns weilte.
Hatte der Finstermagier die gesamte Zeit über mit schadenfrohem Lächeln Nymions Sterben beobachtet, fragte er nun taktlos: „Werdet Ihr mir nun nach Monnovrek folgen?“
Erst jetzt erinnerte sich Auriel wieder der Worte, die der Zauberer ihnen vorhin offenbart hatte, und sein Versprechen kam ihr in den Sinn. Hätte die junge Frau vor wenigen Augenblicken den Vorschlag noch ohne zu zögern angenommen, so spürte sie nun keinerlei Verlangen mehr nach Hass, Zerstörung und herzloser Kälte. Sie verlangte es weder nach Ruhm noch nach grenzenloser Macht oder endlosem Leben. Auriels Herz war einzig erfüllt von dem Mitleid, das sie mit Rhavîn empfand und von Abscheu gegenüber N’thaldur, der den Freund ihres Geliebten kaltherzig getötet hatte. In diesem Moment erfuhr sie sich so sehr als Mensch, wie selten zuvor. In dem Augenblick, als sie dies erkannte, stand sie mühsam und von Schmerzen geplagt vom Boden auf und rief dem Zauberer entgegen: „Ihr seid ein verfluchter Mörder, N’thaldur! Möget Ihr in den Unterwelten bei den Dämonen im Feuer rösten!“
„Ha!“ N’thaldur lachte laut. Tatsächlich umspielte ein Lächeln seine Lippen. „Nun gut, Ihr werdet also nicht mit mir kommen.“
„Allerdings nicht!“ Auriel schnaubte verdrießlich. Sie warf einen traurigen Blick auf Rhavîn.
Der Dunkelelf lag noch immer halb auf Nymion, während der Kopf des Einhorns weiterhin in seinem Schoß ruhte. Auriel konnte nicht erkennen, ob er mitbekam, was um ihn herum geschah. Doch als N’thaldur plötzlich unmittelbar an den Sícyr´Glýnħ herantrat, richtete sich Rhavîn langsam auf. Er blickte den Zauberer mit einer Mischung aus Hass und Verbitterung an. Seine tiefschwarzen Augen schienen plötzlich das gesamte Leid dieser Welt in sich zu tragen, sie glänzten vor unermesslicher Seelennot. Die Lippen des Meuchelmörders zuckten nervös, seine Finger strichen ohne Unterlass durch Nymions seidiges Fell.
„Werdet Ihr mit mir kommen und meine Armeen anführen, Rhavîn?“, wollte N’thaldur nun direkt wissen. Höflich neigte er sich zu dem Dunkelelfen hinab. Gleichzeitig verzog er das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse und presste die rechte Hand auf eine der größeren Verletzungen an seinem Brustkorb. „Verflucht!“ Das Gesicht des Zauberers nahm einen entsetzten Ausdruck an. „Was geschieht plötzlich?“
„Ihr habt meinen einzigen Freund getötet!“ Rhavîn spuckte die Worte aus, als seien sie vergiftete Nadeln. „Ich werde nicht mit Euch kommen! Wie könnt Ihr Euch erdreisten, mir diese Frage zu stellen?“ Die Wangen des Meuchelmörders waren gerötet, sein Gesicht erhitzt und feucht. Er schluckte einige Male und befahl dann mit leiser aber fester Stimme: „Schert Euch fort, N’thaldur. Verschwindet und kehrt niemals zurück. Wenn ich Euch noch einmal begegnen muss, werde ich Euch töten!“
„Ich ...!“ N’thaldur richtete sich wieder auf und verzog erneut das Gesicht. „Dieses verwünschte Einhorn. Argh, was ist das?“ Der Zauberer krümmte sich unter plötzlichen Krämpfen und heftigen Schmerzen. Er spürte, wie das Gift Nymions ihn zu lähmen begann. „Ich kann meine Hand nicht mehr spüren. Verflucht!“ Panik zeichnete sich auf dem Gesicht des Zauberers ab, er wurde kreidebleich. Hastig begann er einen Zauber zu wirken, der einen wirbelnden Strudel kleiner Lichtpunkte beschwor, der mehrere Schritte im
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