Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
Gestalt, die zusammengesunken in einem hohen Lehnstuhl kauerte. Ich glaube, er erwartet mich bereits. Das siegessichere Lächeln lag wie gefroren auf seinen Lippen. Mein hoher Mîratendyn, nun wird sich Euer Auftrag erfüllen.
Rhavîn musterte den breitschultrigen Mann, der etwa fünfundvierzig Sommer zählen mochte. Die langen schwarzen Locken hingen dem alternden Recken weit über die Schultern hinab. An seinem Kinn vermischten sie sich mit seinem üppigen Bart. Allein die edle Gewandung des Mannes, seine verzierten Gewänder und seine prunkvolle Rüstung verrieten Rhavîn, dass er tatsächlich Grímmaldur den Schwarzen vor sich hatte. Doch die Tatsache, dass der Mann einen breiten, silbernen Stirnreif auf dem Kopf trug, der einer Krone ähnelte, ließ keinen Zweifel mehr an der Identität des Fremden.
Grímmaldur, der Schwarze . Rhavîn fauchte in Gedanken. Der Jarl der Nordmarken, König eines Volkes von Náiréagh. Wertloser Abschaum ... Nun, er soll die Botschaft meines Fürsten erhalten. Sein Lächeln wurde diabolisch, seine Augen funkelten kriegerisch. Lautlos zog Rhavîn sein Schwert zurück. Im nächsten Moment schnellte er nach vorne, die Klinge pfeilschnell vorstoßend. Er zielte präzise auf die Brust des Jarls, nahm nichts wahr als sein Opfer. Rhavîns Gedanken galten einzig der Erfüllung des Auftrags seines Fürsten. Lhagaîlan daé Yazyðor hatte ihm aufgetragen, Grímmaldur den Schwarzen zu töten.
Unvermutet hallte ein gellender Schrei durch den Saal, gefolgt von polternden Schritten.
Rhavîn spürte ein bestialisches Stechen in seinem Rücken. Wie ein Insektenschwarm strömte der Schmerz in seinen Körper, ergoss sich messerscharf in alle Eingeweide. Der Dunkelelf strauchelte, er stolperte wenige Schritte voran. Sein Langschwert fiel klirrend zu Boden, das eherne Scheppern drang wie ihm von Ferne an die Ohren. Rhavîn keuchte, Blut schoss in seinen Rachen, ergoss sich über seine Lippen. Vor ihm verschwammen die Lehnstühle zu einem vibrierenden Stapel aus Holz, die Thing-Halle füllte sich mit pulsierenden Schatten.
Rhavîn suchte nach Halt, versuchte in den strudelnden Schemen nach etwas Festem zu greifen, doch er fasste ins Leere. Er taumelte, verlor die Kontrolle über seine Beine. Einen Herzschlag später stürzte er der Länge nach zu Boden. Der Meuchelmörder spürte, dass er schrie, doch kam nichts als ein ersticktes Röcheln über seine Lippen.
„Nein!“ Auriels schrille Stimme drang verzerrt an sein Ohr. „Rhavîn!“ Wie im Traum hörte er ihre schallenden Schreie.
Der Dunkelelf sah aus den Augenwinkeln, dass sich der Jarl von seinem Thron erhob. Der hochgewachsene Mann fuhr herum, seine Augen schwammen in Panik.
„Rhavîn!“ Auriels Stimme grub sich in Rhavîns Gedanken.
Auch Grímmaldur stieß einige Worte aus, doch waren Rhavîns Sinne nicht in der Lage, diese zu erfassen.
Der Sícyr´Glýnħ schlug hart auf dem Boden auf. Sein Herz pochte schneller, seine Lungen rangen dem Wahnsinn verfallen nach Luft. Tränen schossen ihm in die Augen, neuerlich schäumte Blut in seinen Mund.
Rhavîn würgte. Unweit vor sich erkannte er sein Langschwert. Er streckte die Hand nach der Klinge aus, doch immer wenn er sie fast erreichen konnte, schien die Waffe vor seiner Hand zu fliehen. Rhavîn mühte sich verzweifelt. Lhagaîlan daé Yazyðors Auftrag hämmerte in seinem Kopf, bohrte giftige Zähne in seine Gedanken. Die Kapuze glitt von seinem Kopf, Rhavîns schwarzes Haar fiel wirr über sein Gesicht.
„Rhavîn!“ Auriels Stimme überschlug sich. Einen Lidschlag später stürzte sich die Hexerin neben dem Meuchelmörder zu Boden.
Er spürte ihre Aufregung, sah die Panik in ihrem Gesicht. Die Bilder vor Rhavîns Augen flackerten, wie von Ameisen getragen sickerte der Schmerz in jeden Winkel seines Körpers. Auriels Gesicht war von Kummer und Pein verzerrt, Tränen strömten über ihre Wangen. Sie wimmerte und schrie, ihr Klagen versetzte Rhavîns Herz einen Stich.
Der Dunkelelf erkannte, dass Auriel einen Dolch fallen ließ. Die Klinge war von schwarzrotem Blut überströmt. Ein Blitz zuckte durch Rhavîns inneres Auge, schrilles Pfeifen erfüllte seine Ohren. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog er die Hände unter die Schultern, versuchte, sich aufzurichten. Auriels Dolch fiel mit einem harschen Klirren zwischen die Tierfelle am Boden.
Rhavîns Blicke schlingerten zwischen der blutigen Klinge und Auriel hin und her. Der Meuchelmörder spürte, dass sein Auftrag wie Glas
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