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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Er hat bestimmt einen Freund gefunden, der ein reiches Gastmahl ausrichtet!«, fügte Maura altklug hinzu. »Er gibt doch immer so an mit seinen kultivierten Freunden.«
    »Kindermund!«, wisperte Fulcinia, und Rufina hatte Mühe, einen ernsten Verweis auszusprechen.
    Auch die Köchin Irene hatte Crassus nicht zum Essen kommen sehen, und ein Hauch von Sorge beschlich Rufina. Fulcinia sah es ihrem Gesicht an und meinte: »Er ist ein erwachsener Mann. Sein Bett wird er schon noch finden.«
    »Du weißt, warum ich Angst habe.«
    »Du meinst, wegen Lampronius? Der wird sich jetzt nicht noch in irgendwelche Machenschaften verwickeln. Er muss seinen Ruf als heldenhafter Befreier der Sabina aufrechterhalten. Im Übrigen, was sollte er mit einem solchen alten Kauz wie Crassus anfangen?«
    »Ja, ja. Ich sehe Gespenster. Entschuldige.«
    »Silvian ist dir sehr zugetan, nicht wahr?«
    »Er will mich heiraten.«
    »Und du?«
    »Vielleicht. Irgendwann.« Sie nahmen noch einen kleinen Imbiss zu sich und plauderten über die Tragödie, die sie gesehen hatten. Fulcinia, die belesenere, erklärte Rufina die Feinheiten des Stückes, und darüber verging die Zeit. Sie hatten schon die Lampen angezündet, als es an der Tür pochte. Es war Tertius, der zu Rufinas Überraschung von ihrer Dienerin hereingeführt wurde.
    »Patrona, der Hosidius schickt mich. Er hat deinen Schwiegervater in einer Gosse am Hafen gefunden.«
    »Tertius! Was ist mit ihm?«
    »Nun, er meint, er ist ziemlich betrunken. Ob du ihn holen kannst? Er sei ein bisschen grob geworden, als man ihm helfen wollte.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Weißt du, wo er sich befindet?«
    »An der Taverne ›Zur Galeere‹.«
    »Danke, Tertius. Ich werde mich sofort darum kümmern. Läufst du bitte nach hinten zum Quartier der Heizer und bittest Burrus, zu mir zu kommen?«
    »Arg viel Lauferei für einen Abend!«, sagte Tertius mit einem verschämten Grinsen.
    »Der Hosidius hat dir nichts dafür gegeben?«
    »Er sagt, es sei dein Schwiegervater.«
    Rufina drückte dem Jungen einen Sesterz in die Hand, und er eilte glücklich davon.
    »Crassus!«, knurrte Rufina. »Seinen Sohn hat er einen Leichtfuß und Liederjan genannt. Aber er führt sich auf wie ein alter Satyr.«
    »Die pflegen sich nicht in Hafenkaschemmen herumzutreiben«, stellte Fulcinia nüchtern fest. »Ich werde ihm morgen ins Gewissen reden.«
    »Er wird morgen einen dämonischen Kater haben.«
    »Umso wirkungsvoller!«
    Burrus klopfte an die Tür und blieb höflich im Eingang stehen.
    »Du wünschst mich zu sprechen, Patrona?«
    »Crassus liegt irgendwo am Hafen hinter einer Schenke, die sich die ›Galeere‹ nennt, in der Gosse. Wir müssen ihn nach Hause bringen. Du kennst dich doch im Hafen aus?«
    »Natürlich, Patrona. Ein übler Laden. Ich bringe ihn dir nach Hause.«
    »Ich komme mit. Er kann störrisch sein.«
    »Es wäre besser, du bliebest hier. Ich schaffe das schon alleine.«
    »Du kennst Crassus nicht. Er wird Aufsehen erregen. Er muss schon etwas renitent geworden sein. Ausgerechnet der Pachteintreiber hat ihn in diesem Zustand gefunden.«
    »Patrona!«
    »Burrus, ich bin kein kleines Kind mehr.«
    Ihre Augen blitzten auf, und der Gladiator schüttelte den Kopf. »Wenn du unbedingt willst. Aber wenn du einen Dolch hast, nimm ihn mit.«
    »Ich habe. Ich komme sofort.«
    Sie lief in ihr Zimmer, legte eilig den Schmuck ab, den sie noch vom Nachmittag her trug, und steckte das kleine, sehr spitze Messer in ihren Gürtel. Dann legte sie die dunkelbraune Palla über, und kurz darauf eilte sie an Burrus’ Seite Richtung Hafen.
    Es war noch nicht ganz dunkel geworden, und der Himmel leuchtete violett vom Widerschein des Sonnenuntergangs. Hinter den Fenstern waren die ersten Lichter angegangen, vor manchen offenen Türen unter den Säulengängen saßen plaudernde Grüppchen, und auf dem Forum brannten in hohen Schalen pechgetränkte Holzscheite, die den Platz erhellten. Noch waren Menschen unterwegs, manche von Fackelträgern begleitet, andere auf Wegen, die sie nicht so gerne beleuchtet sehen wollten. Dirnen gingen ihrem nächtlichen Geschäft nach, und eine Gruppe Legionäre grölte ein missstimmiges Lied.
    Hinter dem Forum, Richtung Hafen, wurde es dunkler, und Rufina war froh, Burrus an ihrer Seite zu wissen.
    »Na, Kumpel, ein hübsches Vögelchen für die Nacht gefangen!«, rief ihnen ein Mann zu, und Burrus sandte ihm einen zornigen Blick.
    »Lass nur, es ist vielleicht ganz gut, wenn sie mich für

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