Rheines Gold
dein Liebchen halten.«
Er gab nur ein unwirsches Knurren von sich.
»Was mag Crassus nur in diese Gegend geführt haben? Er ist doch sonst immer so darauf bedacht, sich in feiner Gesellschaft aufzuhalten?«, fragte sich Rufina laut.
»Es gibt hier interessante Unterhaltungsmöglichkeiten. Die auch die feine Gesellschaft gelegentlich genießt.«
»Ah ja.«
»Da vorne ist die ›Galeere‹.«
Sie gingen einmal, zweimal um das Haus herum, aber Crassus fanden sie nicht.
»Vielleicht hat ihn ein anderer nach Hause gebracht«, mutmaßte Rufina.
»Schwerlich nach Hause. Die Taschen werden sie ihm ausgeräumt haben. Hoffen wir, es hat ihn niemand in den Rhein geworfen.«
»Und wenn er aufgewacht und wieder in die Kneipe gegangen ist?«
»Dann wird er auch den Weg nach Hause finden. Schon gut, Patrona, schon gut!«, murrte Burrus, als sich Rufina anschickte, die Taverne zu betreten. »Aber bleib hier im Dunklen stehen.«
Burrus kam zurück und schüttelte den Kopf. »Er war vor einer geraumen Weile dort. In Begleitung zweier Männer, die der Wirt nicht kannte. Sie hatten reichlich gezecht. Dann sind sie gegangen. Seither hat er ihn nicht mehr gesehen.«
»Was machen wir nun?«
»Dich nach Hause bringen. Ich werde mich anschließend alleine umhören. Es war ein Fehler von dir, mitzukommen. Ich habe ein ungutes Gefühl. Weg hier!«
Er nahm sie am Arm und zog sie mit sich.
Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen.
»Patrona, jemand folgt uns. So schnell wie möglich zum Forum, wo es hell ist.«
Rufina spürte Angst aufsteigen und griff nach dem Dolch in ihrem Gürtel. Burrus schritt so eilig aus, sie musste laufen, um mithalten zu können, und ihr Atem ging heftig.
Der Angriff kam unerwartet. Aus einer dunklen Nische sprang sie eine Gestalt an und brachte sie zu Fall. Sie schlug hart mit dem Rücken auf dem Pflaster auf, sodass ihr die Luft wegblieb. Der Mann griff ihr nach dem Hals und wollte zudrücken, aber irgendeine Macht hob ihn plötzlich von ihr, und ließ ihn gegen die Hauswand krachen.
»Lauf, Patrona.«
Es schienen ihr Ewigkeiten zu vergehen, bis sie wieder auf den Beinen war. Endlich stand sie und nahm das Keuchen der Kämpfenden wahr. Mit ungeheurer Anstrengung setzte sie die Beine in Bewegung und versuchte zu fliehen. Es war möglich, doch schnell kam sie nicht voran. Die lange Tunika störte sie. Sie raffte sie im Laufen über die Knie hoch. Eine Sandale saß zu locker und hinderte sie bei jedem Schritt. Doch sie fester zu binden, traute sie sich nicht. Zudem war es finster in den Seitenstraßen, und sie wusste nicht recht, wo sie sich befand. Dann hörte sie die Schritte hinter sich. In der irrigen Annahme, es sei Burrus, blieb sie kurz stehen und drehte sich um. Er war größer als Burrus, bei weitem nicht so untersetzt, und er hatte lange Beine. Ihm würde sie nie entkommen. Verzweifelt drückte sie sich hinter eine Säule und hoffte, er würde sie nicht entdecken. Das Messer hatte sie aus der Scheide gezogen und hielt es in der rechten Hand, bereit, ihn mit dem Dolch an einer geeigneten Stelle zu treffen, sodass es ihn wenigstens lange genug aufhalten würde, um sie entwischen zu lassen. Von Eghild wusste sie, wie schwer es war, einen Menschen mit dem Messer zu töten.
Er hatte sie entdeckt. Nur noch wenige Schritte trennten sie voneinander.
Doch er kam nicht dazu, sie auch nur zu berühren. Ein flatternder Schatten war plötzlich neben ihm. Es gab ein widerliches Geräusch, und der Mann brach zusammen. Der Schatten jedoch verschwand ebenfalls, bevor Rufina ihn auch nur erkannte. Statt dessen hörte sie Burrus nach ihr rufen.
Vorsichtig ging sie in seine Richtung.
»Hier, Burrus!«
Er kam auf sie zu, schnaufend, den Dolch noch in der Hand.
»Bist du unverletzt?«
»Ja, und du?«
»Kleiner Kratzer. Weg hier!«
Er stieß noch mal mit den Fuß an den am Boden Liegenden, doch der zeigte keine Reaktion.
Diesmal ereichten sie unbehelligt das Forum und eilten dann auf den geraden, breiten Straßen zur Therme. Kein Wort fiel zwischen ihnen, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
Fulcinia empfing sie.
»Rufina, bist du gefallen?«, fragte sie, und Rufina sah auf ihre schmutzigen Kleider hinunter. »Hast du dir wehgetan?«
»Ein bisschen, nicht schlimm. Was ist mit Crassus?«
»Er ist von ein paar Trinkkumpanen nach Hause gebracht worden. Ich habe ihn ins Bett geschafft.«
»Morgen wird er glauben, im Hades aufzuwachen. Dafür werde ich sorgen!«, fauchte Rufina.
»Nein,
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