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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hat, oder ein Wein von recht minderer Qualität.«
    »Ein ungeheures Quantum Wein minderer Qualität, wenn du mich fragst. Ich gönne es ihm«, antwortete Rufina grimmig und nahm den Krug ausgezeichneten Weins an sich, der in der Küche stand. Fulcinia fragte nicht, wozu sie ihn benötigte. Und die eingelegten Oliven, zwei herzhafte Würste, ein weißes Brot, eine Ecke eines milden Schafskäses und die getrockneten Aprikosen, die Maurus so liebte, wanderten auch im Laufe des Tages in Rufinas Schlafzimmer. Aus der Kleidertruhe holte sie frisch gewaschene Kleider und dankte sich selbst dafür, Maurus’ Sachen nicht alle bereits weggegeben zu haben. Sie selbst kramte in ihrer Truhe herum, um für die Nacht ein hübsches Gewand zu finden. Dabei fielen ihr auch die zierlichen Ohrringe in die Hand, die aus der Wasserleitung gespült worden waren. Wieder legte sich ein Mosaiksteinchen an seinen Platz. Sie setzte sich auf die Bettkante und fügte ihr Wissen zusammen. Maurus musste zusammen mit Regulus aufgebrochen sein. Er hatte ihm dann irgendwann die Ohrringe für sie mitgegeben. Mit einem verzückten Lächeln besah sie sich die Schmuckstücke und beschloss, sie am Abend anzulegen. Dann aber verfolgte sie den Gedanken weiter und kam zu der wahrhaft erstaunlichen Erkenntnis, ihr Mann müsse offensichtlich ebenso für den Statthalter tätig sein, wie Regulus es war. Wenn Maurus am Abend zuvor schon die Sklaven von Lampronius verfolgt hatte, dann hatte sein jetziger gefährlicher Auftrag etwas mit dem zukünftigen Decurio zu tun. Was, das würde sie hoffentlich noch diese Nacht erfahren.
    Die Zeit bis dahin schien ihr unsagbar langsam zu vergehen, und sie war nicht ausschließlich von Vorfreude geprägt. Manches Mal noch machten sie die Erinnerungen an den nächtlichen Überfall erschaudern, und sie setzte den ganzen Tag über keinen Fuß vor die Tür.
    Später am Nachmittag stattete sie Erla noch einen Besuch ab und erkundigte sich nach Tertius. Sie wollte sicher sein, dass er wirklich von Hosidius und nicht etwa von Lampronius geschickt worden war. Die Salbenhändlerin war scheu und beflissen ihr gegenüber, Fulcinias Befragung hatte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Tertius wurde am Ohr herbeigezerrt und musste detailliert Auskunft über sein Tun und Treiben am vorherigen Abend geben. Es war das, was man bei einem unternehmungslustigen Jungen zu erwarten hatte, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die eine oder andere Sesterze zum Unterhalt der Familie beizutragen. Er hatte mit seinen Freunden am Stadttor gewartet, um den Reisenden den Weg zu Unterkunft oder Geselligkeit zu zeigen, Pferde zu halten, und, wie Rufina mit Anerkennung bemerkte, auf die gepflegte Therme hinzuweisen, die mit großen Annehmlichkeiten aufzuwarten hatte. Bei Einbruch der Dämmerung verdingten die Halbwüchsigen sich auch gerne als Fackelträger. In dieser Funktion hatte er Hosidius den Dienst erwiesen, ihm aus einem nicht ganz einwandfreien Lokal in der Hafengegend, bei dem er die Pacht zu kassieren hatte, heimzuleuchten. Dabei war er hinter der ›Galeere‹ von zwei Männern angesprochen worden, die ihn auf den in der Gasse liegenden Mann hinwiesen. Sie taten empört über das sittenlose Benehmen in der Stadt und gingen anschließend fort. Hosidius aber erkannte Crassus, dem er in den Tavernen am Forum schon begegnet war, und Tertius selbst hatte ihn darauf hingewiesen, er sei der Schwiegervater der Thermenpächterin. Hosidius, dieser Geizkragen, hatte ihm barsch befohlen, der Pächterin den Umstand mitzuteilen, ihr Verwandter befände sich in höchst zweifelhaften Umständen. Mehr wusste der Junge auch nicht. Rufina hingegen lobte ihn noch einmal für seine Hilfe, und anschließend erstand sie von Erla einen hübschen Glasflakon in Form eines Vögelchens. Das Öl darin duftete nach Rosen und Jasmin.
    Als sie versonnen daran schnupperte, fiel ihr Blick auf die rote Wandnische gegenüber dem Stand. Eine kleine, weiße Figur stand darin, Merkur mit dem gallischen Halsband, der von zwei schwarzen Fingerabdrücken auf seiner Brust und seinem knackigen Hinterteil verunziert war. Rufina erinnerte sich daran, diesen göttlichen Herren, den Crispus aus der Unterwelt der Thermen heraufbefördert hatte, hier abgestellt zu haben. Doch die Ereignisse, die inzwischen eingetreten waren, hatten sie vergessen lassen, dass er darauf wartete, gesäubert zu werden. Sie langte in die Nische und hob die Figur hoch, um sie mitzunehmen. Wieder erstaunte sie

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