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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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das hohe Gewicht, und als sie an eine ähnliche Statue dachte, die sie bei Dorovitrix gesehen hatte, mutmaßte sie, er könne vielleicht auch aus Metall bestehen, sei aber aus welchen Gründen auch immer mit weißem Gips überzogen worden. Als sie an den Flecken rieb, verschmierte sich der Ruß nur noch mehr. Also brachte sie die Statue, zusammen mit dem Parfümfläschchen, in ihr Zimmer und holte sich eine Schüssel Wasser und einen Lappen. Mit dem feuchten Tuch rieb sie heftig an den schwarzen Stellen. Der Ruß löste sich, mit ihm aber auch die weiße Farbe. Starr vor Staunen betrachtete Rufina den goldenen Schimmer, der darunter zum Vorschein kam.
    »Parzen und Lemuren!«, entfuhr es ihr. Aber dann fiel ihr Dorovitrix’ Erklärung ein, er vergolde lediglich Bronzefiguren. Wahrscheinlich war auch der zweite Überzug nur dünn aufgetragen. Aber warum hatte man den Merkur mit weißer Farbe überzogen? Und wieso hatte er im Hypocaustum gelegen? Gut, er mochte bei dem Erdstoß vor einem Monat umgekippt und durch den Spalt zwischen den Bodenplatten nach unten gerollt sein. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, diese Figur jemals in der Therme gesehen zu haben.
    Mit ein bisschen Geschick gelang es ihr, die weiße, wasserlösliche Farbe wieder so weit zu verschmieren, dass der goldene Untergrund verdeckt war. Dann legte sie den flügelfüßigen Gott der Kaufleute und Diebe in ihre Kleidertruhe. Sie würde Maurus fragen, ob er sich an ihn erinnern konnte.
    Crassus tauchte am Abend aus seinem Zimmer auf, und Maura stellte mit der Scharfsichtigkeit einer Achtjährigen fest, ihr Großvater sähe seinem eigenen Manen recht ähnlich.
    »Ich fühle mich auch wie ein Totengeist«, nuschelte er und ließ sich schwer auf einen Sessel fallen.
    »Glaub nicht, ich könnte auch nur eine Spur von Mitgefühl für dich aufbringen, Schwiegervater.«
    »Brauchst du auch nicht. Ich bin gestraft genug. Solche Kopfschmerzen habe ich noch nie in meinem Leben gehabt.«
    »Lern was draus!«
    »Du bist roh und unweiblich, Rufina.«
    »Nein, nur vollkommen gleichgültig deinem selbstverschuldeten Leid gegenüber. Hast du die Bücher für die Kinder mitgebracht?«
    »Bücher? Kinder?«
    »Das war der Grund, weswegen du gestern ausgegangen bist. Erinnerst du dich?«
    »Ja, Großvater, du wolltest uns die Fabeln des Aesop mitbringen«, erinnerte Crispus ihn.
    »Äh... ja. Ich habe sie auch gekauft, aber... Habe ich sie nicht in euer Schulzimmer gelegt?«
    »Sie werden in einer der zahlreichen Tavernen liegen, die du gestern besucht hast. Schade ums Geld!«, zische Rufina ihn an.
    »Ich habe Freunde getroffen, da kann man sich doch nicht einfach so aus dem Staub machen.«
    »Natürlich nicht, Schwiegervater. Gute Freunde muss man pflegen. So, wie sie dich auch gepflegt haben. Willst du etwas essen?«
    Mit Ekel im Gesicht schüttelte Crassus seinen Kopf.
    »Dann würde ich vorschlagen, du nimmst ein gründliches Bad und besuchst anschließend den Barbier. Du siehst noch immer aus, als hättest du die Nacht in der Gosse verbacht. Und riechen tust du wie der Wischlumpen eines Schenkenwirts. Ach ja, und den Eintritt in die Therme entrichtest du gefälligst auch!«
    »Rufina!«
    »Gäste, lieber Schwiegervater, die sich so benehmen wie du, werden bei mir nicht bevorzugt behandelt!«
    »Und, lieber Cousin, wenn du dich ein wenig im Bad erfrischt hast, möchte ich einige Worte mit dir wechseln!« Fulcinias Stimme war mild und leise, sie klang so ganz anders als die herbe Sprache, derer sich Rufina bediente. In der Hoffnung, bei der älteren Frau Trost und Zuspruch zu finden, nickte Crassus und versprach, sich nach dem Bad bei ihr einzufinden.
    Als er den Raum verlassen hatte, grinste Rufina, und auch Fulcinia zeigte ihr feines Lächeln.
    »Mama, deine Augen funkeln. Ist was Schönes passiert?«
    »Nein, eigentlich ist etwas Scheußliches passiert.«
    »Großvater hat sich betrunken!«
    »Richtig.«
    »Darf man das nicht?«
    »Man darf es schon, aber man muss es mit Anstand tun.«
    Klug wie Maura war, schlussfolgerte sie: »Den Anstand wird ihm Tante Dignitas nachher beibringen. Armer Großvater.« Dann schmiegte sie sich an die Seite ihrer Mutter und kuschelte sich in ihren Arm. »Ich habe heute Nacht von Vater geträumt.«
    »Ich auch, meine Kleine!«, antwortete Rufina und zog ihre Tochter eng an sich. Crispus wollte nicht nachstehen und kuschelte sich an ihre andere Seite. Fulcinia beobachtete mit Verwunderung, dass Rufinas

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