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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Gesicht nicht wie sonst von Trauer überschattet war, sondern beinahe überirdisch zu leuchten schien.
     
    Rufina hatte Burrus abends gesagt, er brauche nicht wieder an der Haustür zu schlafen.
    »Ist gut, Patrona. Ich weiß schon. Kommt er heute Nacht wieder?«
    »Ja.«
    »Dann muss ich dir wohl keine gute Nacht wünschen.«
    Sie lachte leise.
    Wolken waren aufgezogen, und die Dunkelheit begann an diesem Frühlingsabend früher als gewöhnlich. Rufina war glücklich darüber. Sie zündete eine Kerze an, die in regelmäßigen Abständen Markierungen aufwies. Um etwa sechs dieser Ringe würde sie bis zum Morgengrauen herunterbrennen. Das Haus war still geworden, die Diener und die Kinder schliefen. Wie lange Fulcinia Crassus noch ins Gewissen geredet hatte, wusste Rufina nicht, aber vermutlich hatten beide sich jetzt auch zurückgezogen. Sie selbst aber hatte eine weiche, weiße Tunika angelegt und sie mit den silberdurchwirkten Bändern gegürtet. An ihren Ohrläppchen schaukelten die goldenen Ohrringe, das neu erworbene Duftöl hatte ihre Haut geschmeidig gemacht, ein dunkler Puderstrich betonte ihre Augen, und ein klein wenig rötliche Pomade machte ihre Lippen glänzen. Doch ihre Haare hatte sie nicht zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt. Sie lockten sich in ihrer eigensinnigen Art um ihren Kopf, und Rufina fand sich hübsch in ihrem Silberspiegelchen.
    Gläser und Weinkrug standen bereit, und in einem Korb warteten die heimlich zusammengesuchten Leckereien auf ihren Gast. Die Kerze brannte auf dem Tisch und füllte den Raum mit ihrem ruhigen, goldenen Schein. Rufina lehnte an den Polstern ihres Bettes und spielte nervös mit einem ihrer Haarbänder. Den ganzen Tag über war sie sicher gewesen, dass Maurus in der Nacht kommen würde, doch jetzt fielen ihr Dutzende von Möglichkeiten ein, warum er verhindert sein könnte. Die schlimmste von allen war, dass Lampronius oder seine Handlanger seiner habhaft geworden wären. Am liebsten hätte sie sich an ein Fenster gestellt und auf die Straße hinaus nach ihm Ausschau gehalten. Aber ihre Vernunft gebot ihr, sich besser nicht zu zeigen. Maurus brauchte den Schutz der Dunkelheit, sie wollte ihn nicht unnötig in Gefahr bringen.
     
    Als die Kerzenflamme den ersten Ring erreicht hatte, war es schließlich so weit. Leise öffnete sich die Tür, und er trat in das Zimmer.
    »Maurus!« Beinahe hätte sie laut seinen Namen gerufen. Sie stand auf und ging ihm entgegen.
    »Was für ein hübscher Anblick du bist, Füchschen!«, sagte er und gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange. Dann legte er seinen Umhang ab und setzte sich in den Sessel, den Rufina zu dem Tisch gerückt hatte.
    »Ich habe etwas Wein und Essen für dich. Und frische Kleider.«
    »Das ist wunderbar. Ich bin hungrig.«
    Sie öffnete den Korb und richtete ihm einen Teller mit Fleisch, Käse und Oliven. Er brach das Brot und aß mit sichtlichem Appetit. Rufina reichte ihm den Wein und setzte sich wieder auf ihr Bett.
    »Ich denke, am besten erzähle ich dir inzwischen, was ich weiß, Maurus.«
    »Tu das. Mir scheint, du hast mehr herausgefunden, als ich mir vorgestellt habe.«
    »Möglich.«
    Sie berichtete von Regulus, der in das Wasserkastell gespült worden war, ihren Zweifeln, ob es wirklich Wölfe waren, denen er zum Opfer gefallen war, von den Fragen, die sie gestellt hatte, von Sabina Gallina und der Entführung. Als sie von Wolfrune sprach, hielt sie plötzlich inne.
    »Maurus, warst du ebenfalls bei ihr?«
    Er nahm einen letzten Bissen Hühnerfleisch und nickte. Als er ihn hinuntergeschluckt hatte, antwortete er: »Auf dem Weg nach Rom. Sie hat uns die Runen geworfen. Hat sie etwas davon erzählt?«
    »Oh nein. Auch sie weiß Geheimnisse zu hüten.« Rufina ließ dieses Thema auf sich beruhen. Das hatte Zeit bis später. Sie berichtete kurz davon, wie sie Silvian gefunden hatte und mit ihm die erschlagenen Germanen. »Ich hatte Halvor im Verdacht, Maurus. Aber als ich hierher zurückkam, gab es einige Widersprüche, und ich kam mehr und mehr zu dem Schluss, Lampronius Meles müsse hinter dem Anschlag stecken. Er... er hat mir mehrmals Heiratsanträge gemacht.«
    Maurus nahm sich eine der getrockneten Aprikosen, betrachtete sie mit Genuss und fragte dann: »Und? Hast du es in Erwägung gezogen?«
    Sie dachte daran, wie sehr ihr anfangs seine Bewunderung gefallen hatte, und wurde rot. Maurus biss in die Aprikose und lächelte sie an.
    »Ein bisschen, nicht wahr? Es heißt, er sei bei den Frauen

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