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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gefährlicher Bau.«
    »Ja, ja, ja.«
    Sie kletterte in die Rinne und sah sich um. Zuerst wollte sie das kürzere Stück untersuchen, das nur wenige Schritte bis zum Absetzbecken führte. Sie ließ sich auf die Knie nieder und kroch, die Lampe vor sich haltend, hinein. Sie kam nur wenige Schritt weit, dann endete der Durchlass. Langsam bewegte sie sich wieder rückwärts.
    »Es ist verschüttet. Ich versuche es in der anderen Richtung. Aber könnt ihr mir Lappen für die Hände geben, es liegen Steinsplitter auf dem Boden.«
    Silvian rief seine Arbeiter, die Lederflecken bei der Arbeit benutzten, und reichte ihr zwei davon. Er half ihr auch, sie an den Handgelenken zu befestigen.
    »Gut, zieht am Seil, wenn es ganz aufgerollt ist, dann komme ich zurück.«
    Sie machte sich auf den Weg in den Kanal, und diesmal bekam sie doch ein wenig Angst vor dem eigenen Mut. Er war beklemmend eng und finster. Eine aufgescheuchte Ratte entfloh mit einem Quieken. Sie schob die flackernde kleine Lampe immer ein Stückchen vor sich her und bewegte sich auf allen vieren voran. Es gab Spuren der Benutzung. Hasenkot, Spinnweben, ein Raubtier hatte seine Beute hier verspeist und einen Haufen Knöchelchen hinterlassen. Dann fand sie einen Stofffetzen, einen abgerissenen Lederriemen und noch ein paar Schritte weiter einen Eisennagel. Mühsam schob sie sich weiter, und als der Kanal in einen langen Bogen überging, stieß sie auf die Säcke. Sie überlegte einen Moment. Rückwärts kriechen, das Licht mitnehmen und die Säcke mit sich zerren, war nicht gleichzeitig möglich. Aber dann bemerkte sie den Zug um ihre Taille. Es war in der Enge des Raumes schwierig, das Seil zu lösen, aber schließlich hatte sie es losgemacht und knotete es um den ersten Sack. Ohne Seil machte sie sich auf den Rückweg und kam, mit dem Hinterteil zuerst, aus dem Kanal heraus. Sie grinste triumphierend in die Runde.
    »Holt das Seil ein!«, sagte sie, und Silvian wickelte es mit gleichmäßigem Zug um den Ellenbogen. Der Sack tauchte auf.
    »Also wirklich! Hier haben sie es versteckt.«
    »Es sind noch weitere Sachen darin. Gebt mir das Seil noch mal, ich hole auch sie.«
    »Reicht nicht der eine?«
    »Nein! Nun macht schon!«
    Diesmal befestigte sie das Seilende nur lose am Handgelenk und kroch noch einmal in die Finsternis. Es gab noch einen Sack und einen Lederbeutel. Der war erstaunlich schwer, aber nicht so unförmig. Sie klemmte ihn sich unter ihren Gürtel.
    Als sie zurückkam, hatten die Männer den Inhalt des ersten Sackes geprüft. Es war eines der langhaarigen Felle, in denen sich die Goldflimmer festgesetzt hatten.
    »Eine hübsche Hand voll Gold ist das«, meinte Halvor fachkundig. »Muss an einer ergiebigen Stelle gelegen haben.«
    »Dann wird in diesem Sack das Gleiche sein!«, sagte Rufina, als das Bündel am Seilende aus dem Kanal glitt. Sie löste den Beutel vom Gürtel. »Das hier fand ich ebenfalls.«
    Sie reichte ihn Maurus, der ihn abschätzend in der Hand wog.
    »Da ist etwas sehr viel Schwereres drin.«
    Er entknotete die Lederbänder und zog den Beutel auf.
    »Jupiter fulgur!«
    Vorsichtig breitete er auf dem ersten Sack den Inhalt aus. Spangen, Armreifen, Ringe, Ketten - Gold und Silber funkelten im hellen Tageslicht.
    »Die Tributzahlungen, die die Diebe erpresst haben, vermute ich.«
    Sie starrten alle schweigend den goldenen Schatz an, dann füllte Maurus die Kleinode wieder in den Beutel.
    »Sie werden zurückgegeben, aber zuerst muss ich sie dem Statthalter zeigen. Vertraust du mir, Halvor?«
    »Ich vertraue dir.« Dann betrachtete er Rufina, die sich mit der lederumwickelten Hand die Locken aus der Stirn strich. Es verschönte ihr staubiges Gesicht nicht weiter. Ein breites Grinsen zog sich über seine Miene. »Es gibt bei uns die Vorstellung von Zwergen, die unter den Bergen leben und dort Gold zu Geschmeide schmieden. Jetzt weiß ich, dass es keine Mär ist.«
    Die Germanen brachen in schallendes Gelächter aus, und auch die drei Römer mussten grinsen.
    »Lacht ihr nur über mich«, schnaubte Rufina und wischte sich Spinnweben von den Kleidern.
    »Aber du sagtest doch, du scheust den Schmutz nicht«, meinte Maurus trocken.
    »Es gibt einen Bach dort hinten, da kannst du dich waschen!«, schlug Oda vor.
    »Gleich. Was machen wir jetzt?«
    »Ich würde mir gerne die Diebe vorknöpfen«, meinte Maurus, und Halvor schlug vor: »Ich komme mit, Maurus. Ich ahne, wo ich sie finden kann. Aurelia Rufina hingegen sollte mit Burrus zurück

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