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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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las: »Diesen Stein setzte Aurelia Rufina ihrem geliebten Ehemann, der den Wölfen zum Opfer fiel.«
    Langsam fuhr er mit den Fingern die Buchstaben nach, den Namen der Aurelia Rufina aber berührte er mit besonderer Zärtlichkeit. Dann fiel sein Blick auf die kleine steinerne Urne, die, bekränzt von duftenden Veilchen, am Fuß des Steines stand. Neugierig öffnete er sie. Nicht weitere Getreidekörner oder Weihrauch lagen darin, sondern ein dicker, seidiger Strang roter Haare.
    Er kniete nieder, und mit stiller Ehrfurcht berührte er das Haaropfer.
    Es war nicht der Morgentau, der seine Wangen feucht werden ließ, als er leise: »Füchschen, mein Füchschen!« flüsterte.
    Das Blütenkränzchen aber steckte er ein, als er sich endlich erhob, um im Schutz der Wälder zu verschwinden.

20. Kapitel
    Haarbänder
    Das Haar der einen möge auf beide Schultern herabwallen;
eine andere möge ihr Haar zurückbinden
nach Art der hochgeschürzten Diana.
    OVID, ARS AMATORIA
     
    Maura und Crispus reagierten als Erste, als sie in den Raum trat.
    »Mama!«, schrien sie und stürzten auf sie zu. Rufina nahm beide gleichzeitig in die Arme und drückte sie fest an sich.
    »Ich hab doch gewusst, du hast dich nur versteckt«, jubelte Crispus, und Maura schnupfte unter Tränen: »Und ich dachte, du wärst tot.«
    »Nein, ich bin ganz lebendig. Nur ein bisschen zerkratzt und erschöpft.«
    »Mama, wo warst du? Bist du wirklich entführt worden? Wer war es? Warum hast du Männerkleider an?«
    Ihr Sohn sprudelte über vor Wissbegier, und ganz sacht machte sich Rufina aus der Umklammerung ihrer Kinder los. Fulcinia war aufgestanden und zog die beiden ein wenig zur Seite.
    »Den Göttern sei Dank, du bist wieder hier! Setz dich. Auch du, Silvian.«
    »Ich werde euch besser alleine lassen. Ich habe noch in der Stadt zu tun.«
    Er sah aus, als hätte er Rufina gerne noch mal umarmt, aber sie machte eine abwehrende Geste, und so zog er sich zurück.
    Müde ließ sie sich auf die Liege fallen und atmete tief durch.
    »Ja, ich bin wieder zu Hause.«
    »Was hast du angestellt? Warum bist du nicht mit Sabina Gallina zurückgekommen?«, fragte Crassus barsch.
    »Ich habe einen Weg gefunden, meinen Entführern vorher zu entkommen.«
    »Was für ein Leichtsinn! Du hättest dir doch denken können, dass man euch befreien würde.«
    »Sicher, aber es ergab sich eine andere Möglichkeit.«
    »Du handelst immer so kopflos, Rufina! Lampronius Meles hat die Frau des Statthalters schon gestern nach Hause gebracht.«
    Rufina setzte sich ruckartig auf.
    »Lampronius Meles?«
    Fulcinia antwortete mit einem sehr feinen Lächeln: »Er ist der Held der Stadt.«
    »Das kann ich mir denken.« Rufina schüttelte sich, als sie an die vier Toten dachte. Lampronius Meles also war dieser Grausamkeit fähig gewesen.
    »Hat der Statthalter ihn geschickt?«
    »Er hat selbst die entscheidende Spur gefunden. Aber ich denke, Rufina, ich begleite dich jetzt in die Therme. Die Männer sind fort, und du brauchst dringend ein heißes Bad.«
    »Ja, Mama, du riechst nach Pferd. Wir kommen auch mit.«
    »Ihr bleibt hier und helft, für eure Mutter ein besonders leckeres Essen auf den Tisch zu bringen, bis wir fertig sind.«
    Fulcinia rief die Dienerin und befahl ihr, frische Kleider ins Bad zu schaffen. Dann half sie der humpelnden Rufina in die leeren Räume der Therme. Warm war es noch immer, auch wenn die Heizer die Feuer bereits eingedämmt hatten. Im Tepidarium legte Rufina die staubigen Sachen ab und löste auch die Verbände von den Füßen. Die Wunden waren recht gut verheilt, und auch die Schrammen an Armen und Beinen schmerzten nicht mehr. Dennoch ölte sie sich mit großer Vorsicht ein und genoss es anschließend, von der Dienerin mit heißem Wasser übergossen zu werden. Mit rosenduftender Seife, dieser erfreulichen Erfindung der Gallier, ließ sie sich dann die Haare waschen. Währenddessen erzählte Fulcinia ihr, was in den vergangenen Tagen geschehen war.
    »Es gab eine gewaltige Aufregung, natürlich, und als der Statthalter von Novaesium zurückkam, erfolgte eine große Suchaktion, geleitet von den Vigilen. Sie führte zu nichts. Wir nahmen zwar an, ihr müsstet in Körben fortgetragen worden sein, aber Tragkörbe unterschiedlichsten Inhaltes werden ständig durch die Straßen und auch durch die Stadttore getragen.«
    »Wie ist Meles auf die Idee gekommen, dort zu suchen, wo sie uns hingebracht haben?«
    »Er hatte von vorneherein den Verdacht, es könnten Germanen

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