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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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Stimme. „Entschuldigung, dass ich daran nicht gedacht habe. Ich verziehe mich.“ Er stand auf und ging zur Treppe, die in seine Küche führte.
    Alexandra sagte es hastig, bevor Hannes die letzte Treppenstufe erreichte, und bevor sie es sich wieder anders überlegen konnte. Er würde es ohnehin merken, spätestens in der nächsten Woche.
    „Ich war in der Geschäftsstelle der Brandenburgischen Bauernkasse in Königs Wusterhausen. Ich habe mit dem Geschäftsführer einen Termin gehabt. Der Termin war um halb fünf und dauerte etwa eine Stunde. Danach bin ich noch mal kurz nach Hause gefahren und dann hierher. Ich war etwa um halb sieben hier.“
    Hannes blieb abrupt stehen und sah sie an. Sein Gesichtsausdruck war angespannt und sein Blick fragend. Mit scharfer Stimme fragte er: „Was wolltest du in meiner Geschäftsstelle?“
    Wolfgang unterbrach ihn. „Wie heißt der Geschäftsführer?“
    „Warum?“ Hannes ignorierte Wolfgang und sah Alexandra unverwandt an.
    Ihr Blick war auf ihn gerichtet. Wolfgang sagte etwas, irgendetwas von einer Bestätigung hörte sie, aber sie blendete Wolfgang und seine tiefe Stimme völlig aus.
    Ihre Wahrnehmung war einzig auf den Mann auf der Treppe gerichtet, der sie schweigend und abwartend ansah. Sie biss sich auf die Lippen und dann sagte sie leise, mit kaum hörbarer Stimme:
    „Ich habe eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingelegt. Gegen dich.“

Die Einweihung ihrer Praxis hatte sie auf Ende August festgelegt. Es war der sechsundzwanzigste August, das letzte freie Wochenende, das noch ohne andere Termine zur Verfügung stand.
    Die Feier musste sie später als die eigentliche Eröffnung feiern, weil Caro vorher nicht konnte. Und eine Einweihungsfete ihrer Praxis ohne Caro konnte sich Alexandra nicht vorstellen. Bereits seit Mitte August waren die ersten Patienten angemeldet, und es tröpfelten nach und nach weitere Anmeldungen ein.
    Doro hatte ihr versprochen, sie bei der Organisation der Einweihungsparty zu unterstützen, und Andrea hatte ihr die Daten der wichtigsten Ärzte aus der Umgebung mit allen Informationen über die Praxen aus ihrer dienstlichen Datenbank gegeben. Sie hatte Alexandra anschließend auf eine Ärzte-Tour mitgenommen, das war die Tour, die auch für Berufsanfänger aus der Pharmabranche geeignet war. Die besuchten Ärzte waren entspannt und freundlich und waren es gewöhnt, dass Andrea hin und wieder im Doppelpack auftauchte.
    Es war lustig, Andrea bei der Arbeit zu erleben, fand Alexandra. Der rabenschwarze Humor der kleinen Blondine kam im Allgemeinen gut an bei den Ärzten. Sie konnte wie auf Knopfdruck einen bezaubernden Charme anschalten, mit dem sie jede Arzthelferin an der Anmeldung bezirzte, um sich die besten Besuchstermine zu verschaffen.
    Der letzte Kinderarzt auf ihrer Besuchstour, ein hübscher Mann mit flachsblondem Haar und Grübchen in den gebräunten Wangen, versprach ganz bestimmt zur Einweihung der Praxis zu kommen, und Alexandra hatte den Eindruck, dass er mehr an Andrea als an ihrer logopädischen Praxis interessiert war. Als sie später im Auto saßen, und sie Andrea vorsichtig danach fragte, sagte sie nur: „Meinst du Mandel? Julius Mandel? Das ist ein blondierter Lackaffe. Der versucht es bei jeder Pharmareferentin. Wenn man Kolleginnen trifft und nach ihm fragt, verdrehen alle nur die Augen. Hast du seine Arzthelferinnen gesehen?“
    Alexandra nickte. „Ja, warum?“
    „Der Gockel hält Hof! Lauter Hühnchen, die ihn anschmachten und er vögelt alle.“
    „Er vögelt alle?!“ Alexandras Stimme klang entsetzter, als sie tatsächlich war.
    „Alle. Ausnahmslos. Sozusagen als Gehaltserhöhung dürfen sie sich in unregelmäßigen Abständen seiner Zuwendung erfreuen.“ Andrea schob sich die Sonnenbrille mit einem spöttischen Lächeln in die kurzen hellblonden Haare und sah sie an.
    „Er stellte jedes halbe Jahr neue Helferinnen ein, weil sich die Mädels nach kurzer Zeit wegen der Konkurrenz nur noch anzicken. Eigentlich braucht er keine Ehefrau, sondern eine Managerin, die sich seiner erbarmt, einige Arzthelferinnen einstellt, die vergeben sind und keine Möglichkeit zum ‚Hochschlafen’ zur Arzt-Ehefrau suchen. Dann hätte er diese ganzen Personalprobleme nicht.“
    „Aber du bist nicht interessiert?“
    Andrea lachte laut auf. „Nie im Leben!“
    „Das sind die besten Voraussetzungen für eine große Liebe!“
    „Ich könnte mir auch Stacheldraht durch meinen süßen Arsch ziehen.“ Andi startete ihr Auto. „Er hat

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