Rheingau-Roulette
gelbroten Blüten, festgebunden war.
Alexandras Herz hatte heftig zu klopfen begonnen, als sie ihn sah. Sie hatte ihm eine persönliche Einladung in den Briefkasten geworfen und hatte in der Einladung an die Krankenkasse erwähnt, dass sie sich freuen würde, wenn der zuständige Sachbearbeiter, Herr Bergner auch kommen würde.
Nun war er also ihrer Einladung gefolgt. Sie ging ihm entgegen und es war, als ob die Außenwelt weggefiltert wäre, obgleich sie wusste, dass mindestens Caros Augen jede ihrer Bewegungen verfolgen würde.
Hannes stellte den Korb neben sich ab und sah sie ernst an.
„Hallo!“
„Hallo!“ Ihre Stimme war die eines Reibeisens. Sie räusperte sich und lächelte zaghaft. Das Trommeln ihres klopfenden Herzens hatte den Umfang einer Percussion-Band angenommen.
„Schön, dass du trotzdem gekommen bist.“
Alexandra reichte ihm die Hand, die er nahm und sie damit an sich zog und umarmte. Dabei verzog sich sein ernstes Gesicht und er lächelte nett. Die Freude über sein Erscheinen und seine liebenswerte Begrüßung ließ sie erröten. Immer noch vorsichtig erwiderte sie seine Umarmung, sorgfältig darauf bedacht, ihre Gefühle der Erleichterung und der Zuneigung nicht allzu offensichtlich werden zu lassen. Er gab ihr rechts und links einen Wangenkuss und flüsterte leise in ihr Ohr: „Über das ‚trotzdem ‚reden wir noch mal, wenn wir allein sind!“ Noch bevor Alexandra darauf antworten konnte, sagte er mit normaler Zimmerlautstärke: „Herzlichen Glückwunsch zur Praxiseröffnung! Die brandenburgische Bauernkasse hat mich gebeten, dir diesen kleinen Präsentkorb mit den besten Wünschen zu überreichen.“
Er übergab Alexandra den kleinen Korb.
„Vielen Dank.“ Sie nahm die lange Rolle in die Hand und sah neugierig hinein.
„Das ist der obligatorische Wandkalender, den die Krankenkasse immer verschenkt.“ Er lächelte und neigte sich wieder dicht an ihr Ohr, so dass sein Aftershave wie eine zarte Brise an ihr vorbeiwehte. „Und das hier ist von mir persönlich. Mach‘s erst auf, wenn du die Zeit dafür hast.“
Er zwinkerte ihr zu und schob ihr das grüne Paket mit dem Blumenstrauß in die Hand. Alexandra sah auf. Ihre Gefühle von Erleichterung über seine liebenswerte Begrüßung und die Freude über sein privates Geschenk schwappten über. Sie wollte sich gerade mit einer erneuten Umarmung bedanken, als ihr Blick über Hannes Schulter auf die Eingangstür fiel und ihr Herz wieder heftig zu schlagen begann. Oliver.
Seitlich hinter Hannes in der Eingangstür stand er. Er war allein. Der dunkle Haarschopf ragte über Hannes’ Kopf hinaus und sein Blick wanderte suchend durch den Flur. In der einen Hand hielt er einen unglaublich großen Strauß mit verschiedenen roten, rosa und weißen Blumen und in der anderen Hand ein kleines Paket mit einer großen rosa-roten Schleife. Alexandra begann leise zu zittern. Eigentlich wäre ihr sein Erscheinen egal gewesen, auch wenn sie nicht mit ihm gerechnet hatte. Aber die emotionale Belastung durch die Geschehnisse der letzten Wochen, der Stress und die Anspannung, die eine Praxiseröffnung mit sich brachten, ließen ihr mühsam errungenes psychisches Gleichgewicht aus dem Takt geraten. Sie hatte einfach nicht mit ihm gerechnet.
Hannes registrierte die Veränderung in ihrer Haltung. Er bemerkte ihre Blickrichtung und drehte sich zur Tür um, dabei legte er seinen Arm um ihre Schultern und gab ihr einen ermutigenden Klaps auf den Arm. Er blieb ruhig neben ihr stehen, den Arm noch immer um ihre Schultern gelegt und seine Hand drückte sie fest an sich, als sie Oliver wie hypnotisiert anstarrte, unfähig, etwas zu sagen.
Olivers tiefe Stimme klang leise zu ihr herüber: „Hallo Alex. Herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung und viel Erfolg für dich.“ Er hielt Alexandra den Blumenstrauß und das Paket hin.
Automatisch hoben sich ihre Hände, um die Präsente entgegenzunehmen, aber entschuldigend bemerkte sie, dass sie noch das Geschenk von Hannes in der Hand hielt.
„Lass mich das machen.“ Hannes nahm sein Geschenk aus ihrer Hand, legte ihr seine Hand kurz auf die Schulter, drückte sie beruhigend und sagte: „Ich kümmere mich um die Blumen. Vasen hast du in der Küche?“
Ihre Augen trafen seinen prüfenden Blick, der zu sagen schien: „Was auch immer das hier ist, du schaffst das!“ Alexandra nickte ihm dankbar zu und Hannes nahm Oliver den Strauß aus der Hand.
„Darf ich?“
„Wie? ... Oh, ja, natürlich.“ Oliver
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