Rheingau-Roulette
Gäste gegangen, sodass alle ihre Räume mit Menschen gefüllt waren.
Doro kümmerte sich mit Janine, ihrer Tochter, um die Betreuung der Gäste und versorgte sie mit Getränken. Janine trug ein Tablett mit Sektgläsern, Orangensaft und Wasser und balancierte es geschickt durch die Anwesenden.
„Deine Tochter ist sehr begabt. Vielen Dank für eure Hilfe, ohne euch wäre ich echt aufgeschmissen!“ Dankbar sah Alexandra Dorothea an.
„Gern geschehen, Alex. Ich hoffe ja auf eine Anstellung als freundliche Helferin, wenn deine Praxis erst richtig läuft.“ Doro lachte sie an.
Alexandra lachte zurück. „Na klar. Du mit deiner Stimme am Telefon, das bringt mir jede Menge männliche Privatpatienten! Davon kann ich mir dann mindestens eine Sekretärin leisten!“
Das Buffet hatte Alexandra liefern lassen. Es war eine Mischung aus kalten und warmen Speisen, die, ergänzt von den Kuchen, die Caro gebacken hatte, eine stattliche Menge ergaben.
„Wer soll das alles essen?“ Caros Stimme klang überrascht, als sie die Kuchen brachte und die Mengen sah, die in der kleinen Küche aufgebaut waren.
„Keine Ahnung. Aber ich hatte plötzlich Angst, dass es nicht reicht und habe noch mal nachgeordert.“ Alexandra zuckte mit den Schultern. „Das werden wir im Tagesverlauf schon schaffen. Heute Abend spätestens werden die Reste vertilgt!“
Caro lächelte. „Wie ich dich kenne, hast du für heute Abend noch mal etwas bestellt, oder?“
Alexandra nickte. „Ich kann doch nicht einladen und dann nichts anbieten. Wer weiß, wie viel Reste hier übrig bleiben.“
Caro klopfte ihr sanft auf die Schulter. „Wird schon. Entspann dich. Doro, Janine und ich, wir kümmern uns. Geh du mal Small Talk machen.“ Sie zeigte auf die Tür. Ein neuer Gast war gerade hereingekommen und sah sich interessiert um. Alexandra sprach ihn an.
„Hallo Dr. Mandel. Schön, dass Sie es einrichten konnten.“
Ein sonniges Lächeln zog durch das ansprechendes Gesicht von Julius Mandel. Er überreichte Alexandra eine kleine blühende Topfblume an der eine seiner Visitenkarten hing und eine Flasche Sekt.
„Gutes Gelingen, Frau Rabe.“
„Danke. Möchten Sie ein Glas Sekt?“
„Ein Kaffee wäre mir lieber, wenn ich ehrlich bin. Ich komme gerade aus einem Klub und habe noch nicht geschlafen.“
Alexandra lachte ihn an. „Dafür sehen Sie aber erstaunlich gut aus. Haben Sie durchgetanzt?“
„Erst hatte ich Notdienst und einen Fall, der mir ziemlich an die Nieren ging. Danach musste ich ein bisschen Luft ablassen und mich abreagieren.“ Er lächelte und nahm dankbar den Kaffee an, den Alexandra ihm reichte.
„Ein Fall, der Ihnen an die Nieren ging?“
Er nickte. „Misshandlung.“ Seine Antwort war knapp und Alexandra wollte nicht weiter nachfragen.
„Milch und Zucker stehen neben Ihnen. Und wenn Sie plötzlich müde werden, können Sie sich dort hinten auf die kleine Couch zurückziehen.“ Alexandra zeigte auf ihr Arbeitszimmer, in dem ein dunkelrotes Sofa stand. „Ansonsten fühlen Sie sich wie zu Hause.“
Julius Mandel lächelte sie freundlich an und widmete sich anschließend ausgiebig seinem Kaffee, den er mit Milch und Zucker andächtig verrührte.
Alexandra stand gerade plaudernd bei Stella, die mit ihrer Chefin und einer Kollegin gekommen war, als Hannes die Praxis betrat. Sie hatte ihn seit dem Nachmittag im Garten nur zweimal flüchtig gesehen. Er arbeitete viel, das konnte sie an den Geräuschen aus dem Atelier hören und er fing so früh morgens an, dass sie sich nicht begegneten, wenn sie mit dem Fahrrad in die Praxis fuhr. Sie hatte sich nicht getraut, ihn im Atelier zu besuchen, obwohl sie gern mit ihm gesprochen hätte. Aber ihre Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn lag ihr schwer im Magen. Zu schwer für einen unverbindlichen Besuch.
Er sah gut aus. Er musste erst kürzlich beim Friseur gewesen sein, seine Haare waren kurz und standen leicht igelig vom Kopf ab. Seine Kleidung war förmlich. Also war er in dienstlicher Funktion hier als offizieller Vertreter seiner Krankenkasse.
Die Hose war im grauen Business Look und den einzigen Kompromiss, den er der Hitze zuliebe eingegangen war, war der Verzicht auf den Schlips und ein kurzärmeliges weißes Hemd. In seiner rechten Hand trug er einen Henkelkorb, in dem verschieden farbig eingepackte Päckchen lagen und aus dem eine lange Papierrolle herausragte. In der linken Hand hielt er ein etwa buchgroßes grünes Päckchen, an dem ein kleiner Blumenstrauß mit
Weitere Kostenlose Bücher