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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Angelschnur ins Wasser baumeln - er hatte kein Geheimnis aus seinem Wunsch gemacht, Gold und Ruhm im Süden zu finden. Der dicht behaarte Oswald beugte sich über den Würfelbecher wie ein Bär über den Salm und hob die riesige Pranke, um die Würfel hoch in die Luft zu werfen. Wie seine blonden Brüder, der kleine Alfrad und Kunit, die mit ihm würfelten, hatte er oft über den Sturm und die Überschwemmungen geklagt. Paltwini lehnte mit dem Rücken am Mast. Seine Augen verschwanden unter den braunen Locken, während er die sieben Saiten seiner kleinen Harfe stimmte. Er hätte bestimmt nichts dagegen, dem Land näher zu sein, aus dem er gekommen war. Und die anderen, die lachten und lauthals miteinander redeten? - Oldhun, Hartbert, Wilfrid, Kuntwulf, Rodger... Schienen sie nicht wieder so glücklich zu sein wie vor Sinfjotlis Tod? Lag das nicht daran, daß sie mit ihrem Drichten in ein neues Land und vielleicht in neue Schlachten zogen? Und so lösten sich im hellen Sonnenlicht mit einem Schlag alle Zweifel, die Sigmund in den letzen Monaten gequält hatten.
    Sie fuhren mehrere Tage den Rhein hinauf und ruderten, wenn der Wind abflaute. Ebenen wichen sanften Hügeln und wurden schließlich zu niedrigen Bergen.
    Hartbert entdeckte mit seinen scharfen grauen Augen als erster das kleine Schiff, das ihnen in der Strömung entgegenkam. Am Mast flatterte ein Banner mit einer fränkischen Wurfaxt auf goldenem Grund in einem roten Feld. Sigmund rief Paltwini zum Bug. Der Skop stellte den Becher Bier auf die Bank und eilte herbei. »Ja, das ist Awilimos Banner.«
    Sigmund nahm das Horn seines Vaters von der Schulter und setzte es an die Lippen. Der tiefe hallende Ton wurde von den niedrigen Felsen an beiden Ufern als Echo zurückgeworfen. »Richtet den weißen Schild des Friedens auf«, befahl Sigmund, und der kleine Alfrad stellte den Schild schwer atmend am Bug auf »Ho!« rief er über das Wasser dem Mann im Boot zu. »Fro Sigmund kommt an
    den Rhein, denn er möchte um Herwodis freien. Wie heißt ihn König Awilimo willkommen?« »Wenn er in Frieden kommt«, erwiderte der Mann mit heiserer Stimme, »dann erwartet ihn zum Willkommen ein Festmahl. Wenn er Krieg sucht, dann ist Awilimos Schwert und sind die Schwerter seiner Franken scharf und kampfbereit.«
    »Wir kommen in Frieden!«
    »Dann seid willkommen!« Der Bote wendete das Boot und ruderte mit kräftigen Armen vor ihnen gegen die Strömung. Sigmunds Gefolgsleute zogen die glänzenden Kettenhemden über, wischten den letzten Staub von den Schilden und ölten sich Haare und Bärte. Am Westufer des Rheins lagen bereits mehrere Schiffe vertäut. Drei waren breite Flußboote, die anderen vier dagegen lange schlanke Meeresschiffe aus dem Norden. Der Bote erwartete sie an Land. Der kühle Wind blies ihm den dünnen schwarzen Umhang gegen die breite Brust und ließ die hüftlangen dunklen Haare wehen. In dem scharfgeschnittenen knochigen Gesicht musterten mißtrauische braune Augen, als Sigmunds Leute die Landungsstege herabließen und hinter ihrem Drichten als schimmernde Streitmacht an Land kamen. Sigmund ging auf den Boten zu und neigte den Kopf, um dem anderen in die Augen zu blicken. »Du bist König Sigmund, der Wälsung«, sagte Awilimos Bote. Selbst jetzt klang seine Stimme heiser und tonlos. Sigmund sah unter dem braunen Bart eine violette Narbe. Der Mann konnte von Glück reden, daß er eine solche Wunde überlebt hatte. Awilimo mußte gute Heiler haben. »Ich bin Haribald, Awilimos Bruder. König Lingwe, Hundings Sohn, ist seit drei Tagen hier, aber weder König Awilimo noch seine Tochter Herwodis wollten eine Heirat beschließen, bevor sie auch dich gesehen und mit dir gesprochen haben. Wirst du in Awilimos Halle den Frieden wahren, auch wenn die Wahl nicht auf dich fallen sollte?«
    »Das werde ich«, sagte Sigmund.
    »Dann komm mit mir, und ich will dich zu ihnen führen. Du wirst gewiß alles mitnehmen, was du brauchst. Es ist ein langer Marsch bis zu Awilimos Halle.«
    Sigmund und seine Männer entluden die Schiffe. Sigmund musterte die Wachen auf Lingwes Flotte, dann rief er Wilfrid, Kunitruh, Oshelm, Rodger, Swafrad und Ormengild zu sich. »Ihr bleibt hier und bewacht die Schiffe«, sagte er leise. »Ich traue Lingwe nicht mehr, als er uns traut.«
    »Gewiß«, murmelte Swafrad und spuckte in die Richtung von Lingwes Schiffen. Drei Männer, die an Bord des ersten Schiffs saßen, brachen in gedämpftes Lachen aus.
    Haribald führte Sigmund und sein

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