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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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über sich selbst und starrte auf die fließenden Schlangenmuster des Rheins, die silbern und schwarz wie glänzender Stahl im kalten Mondlicht funkelten. »Und ihr?« fragte er, weil ihm keine bessere Frage einfiel.
    »Die Burgunder glauben an alle Götter und Göttinnen und an die Geister der Steppe. Unser Sinwist stellt Pfähle für sie auf und opfert ihnen Stutenmilch. Einige in unserem Volk glauben auch an den römischen Christus, sogar ein paar der Edelleute. Hast du je einen der Götter oder Göttinnen gesehen oder einen Geist?«
    »In unserem heiligen Hain steht eine Statue von Ziw, ansonsten nein ... nicht seit meiner Geburt«, fügte Sigfrid nachdenklich hinzu. »Und du?«
    Der Burgunder schwieg, seine schräg stehenden Augen blickten in die dunklen Schatten des Wassers. »Ich habe einmal die Wilde Jagd gesehen, beim letzten Julfest... ich konnte nicht schlafen, also ging ich hinaus. Zuerst hörte ich die Wölfe im Sturm und Schnee heulen, dann erklang ein Horn.« Seine rauhe Stimme verstärkte die gespenstische Wirkung des einförmigen Singsangs, der fesselte und gleichzeitig abstieß. »Die Geister ritten durch die Baumwipfel und folgten dem achtbeinigen Schattenhengst Sleipnir. Ihre Gesichter zuckten wie bleiche Blitze durch den Sturm. Um die Lebenden zu jagen, erhoben sich die dunklen Kräfte, und die ruhelosen Toten verließen die dunklen Hallen der Erde. Ygg, der Schreckliche, ritt an der Spitze, finster funkelte sein Auge. Wurfbereit hielt er den Speer in der Hand. Sleipnir trug den wütenden Gott nach Midgard. Ich sah die wilde Wut in seinem Blick, als er die Geister über den Himmel führte. Seine Raben flogen mit schwarzen Schwingen durch die Nacht, und die grauen Wölfe rannten an seiner Seite. Und ich ...« Er brach plötzlich ab, als fürchte er, noch mehr zu sagen. »Was hast du mit dem Baumstamm vor dem Feuer gemacht?«
    »Eine neue Stange für den Fährmann. Ich habe seine zerbrochen.« Sigfrid blickte in die unergründlichen Augen des Burgunders und versuchte, ihre Schwärze zu durchdringen. Er wollte sehen, was ihn innerlich so aufwühlte... er wollte den Grund für das unheimliche Gefühl finden, das ihn beunruhigte. Außerdem hatte er die merkwürdige Vorstellung, dieses finstere bleiche Gesicht mit den hohen Wangenknochen schon einmal gesehen zu haben. Der Wind wehte schärfer und kälter, und ihn schauerte. »Was hast du vorhin im Fluß gesehen?«
    Der Burgunder wich Sigfrids Blick aus. »Ich bin Hagen aus der Sippe des Hending - du würdest sagen des Königs - Gebika des Burgunders. Meine Mutter ist Krimhild, Tochter der Hildelind, die Tochter der Sigrid, der Tochter von Audhrid, Tochter von Wulfrun, der Tochter von Lofanhaid, Tochter von Hraithmar. Und du bist Sigfrid, der Sohn von Herwodis, der Tochter Awilimos, und Sigmund, dem Wälsung, jetzt vom Hause der Könige Chilpirich und Alprecht, in dessen Land wir reiten.«
    »Woher weißt du das?« fragte Sigfrid staunend. Er blickte Hagen an, dessen ernstes Gesicht kein Zeichen von Triumph erkennen ließ. »Ich habe es gleich an deinen leuchtenden Augen gesehen«, antwortete Hagen. »Ich habe geschwiegen, denn ich dachte, wenn du deinen Namen und deine Herkunft nicht nennst, mußt du einen Grund dafür haben... und ich wollte ganz sicher sein. Warum gibst du vor, ein einfacher Lehrbursche zu sein?«
    »Weil Regin es verlangt hat, bevor er bereit war, in diesem Gasthof zu übernachten, und weil ich dachte, es würde mir Spaß machen. Hat sonst jemand etwas gemerkt? Habe ich meine Rolle so schlecht gespielt?«
    »Nein.«
    Hagen stand auf. Er reckte sich und rieb mit den Ärmeln und dem Saum seiner Tunika die Feuchtigkeit von seinem Kettenhemd. Dann legte er die Hand auf den Mund und gähnte. »Ich glaube, sonst ahnt kein Mensch, wer du bist. Und ich werde dein Geheimnis nicht verraten, wenn du schwörst, niemandem zu erzählen, daß du dich als Knecht ausgegeben hast, um die Burgunder zu bespitzeln. Verstehst du?«
    »Ich werde es niemandem erzählen. Aber was wäre schon dabei?« fragte Sigfrid, der sich ebenfalls erhob, seine Tunika zurechtzog und auf den anderen hinunterblickte.
    Hagen blieb stehen und blickte Sigfrid in die Augen. »Es ist gefährlich. Schwörst du, niemandem etwas zu sagen?«
    »Ich schwöre es«, erwiderte Sigfrid.
    Der Burgunder nickte. »Also gut. Wir müssen bei Tagesanbruch aufstehen, du vermutlich auch. Wenn ihr euch beeilt, müßtet ihr vor uns ankommen... der Hending Gebika macht auf dem Weg einen Besuch bei

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