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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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sie, wie Sigfrid fand, völlig zusammenhanglos hinzu.
    »Nein«, erwiderte er. »Kannst du mir etwas über meinen Vater erzählen, während ich esse? Ich habe schrecklichen Hunger. Ich durfte unterwegs nicht jagen.«
    Mutter und Sohn gingen Seite an Seite in die Halle. Es erfüllte Sigfrid mit Stolz, daß er inzwischen so groß war wie Herwodis. Alprechts Burg war einmal ein römisches Kastell gewesen. Sie war aus Stein gebaut; die Mauer neben dem großen Tor schmückte ein kunstvolles Sandsteinrelief mit römischen Runen. Als Hüterin des Hauses hatten die Römer eine riesige Walküre aufgestellt. In der einen Hand hielt sie einen Speer und in der Anderen einen Schild mit dem furchterregenden Kopf einer Frau mit Schlangenhaaren. Herwodis opferte dieser Göttin in den Winternächten Bier. Das Tageslicht fiel durch Glasfenster auf Teppiche und Felle; sie dämpften den Hall der Schritte auf dem Steinboden und schützten vor Kälte. Am Kopfende der langen Tafel stand ein hoher schlanker, mit weißen Blumengirlanden geschmückter blaugrüner Glaskrug. Wie vieles von Alprechts wertvollstem Besitz stammte auch dieser Krug von fränkischen Handwerkern. Daneben standen drei hübsche Pokale. Herwodis rief: »Claudia? Fridelinde? Mathilde? Kann uns jemand etwas zu essen und zu trinken bringen? Sigfrid ist wieder da.« Es dauerte nicht lange, und zwei Mägde erschienen. Mathilde brachte eine Platte mit Brot und kaltem Fleisch, Claudia holte den Krug, um ihn mit Wein zu füllen. Dankbar machte sich Sigfrid über das Essen her. Beim Kauen fielen ihm Brotkrümel auf den Tisch, bis er den spöttischen Blick seiner Mutter bemerkte. Schnell schluckte er den Bissen hinunter, den er im Mund hatte, und aß etwas langsamer weiter, so wie Regin es ihm beigebracht hatte. Er schnitt das Fleisch mit seinem neuen Dolch, den er stolz in der Hand drehte und wendete, damit Herwodis ihn bewundern konnte. Seine Mutter schwieg eine Weile und nickte zufrieden.
    »Wie ich sehe, ist es Regin auch gelungen, dir etwas Benehmen beizubringen«, sagte sie. »Hast du den Dolch selbst gemacht?«
    »Ja, ganz allein«, erwiderte Sigfrid. Aber dann fügte er hinzu: »Nun ja, Regin hat mir dabei geholfen.« Er wischte die Klinge sauber und reichte den Dolch - mit dem Griff zuerst -seiner Mutter. Sie wog das Messer in der Hand und prüfte die Klinge mit dem Daumen.
    »Er ist nicht ganz ausgewogen«, sagte sie kritisch, »aber sonst ist es eine sehr gute Arbeit.«
    »Ich mußte ihn zu schnell schleifen«, gab Sigfrid zu. »Ich werde ihn mir noch einmal vornehmen, wenn ich wieder bei Regin bin.« »Ich glaube nicht, daß du so bald zu ihm zurückkehren wirst«, erwiderte seine Mutter. »Vielen Dank«, sagte sie zu Claudia, die mit dem Glaskrug zurückkam und in die beiden Pokale goldgrünen Wein schenkte Sigfrid trank vorsichtig einen Schluck. Der fruchtig süße Wein, den Herwodis nach Art der Franken mit Wermut versetzte, hatte einen leicht herben Nachgeschmack. »Warum nicht? Was soll denn geschehen? Schickst du mich etwa zu den Burgundern?«
    »O nein. Alprecht findet, es ist Zeit, daß du allmählich mit den Pflichten eines Herrschers vertraut gemacht wirst, nachdem Regin dir beigebracht hat, dich etwas umsichtiger zu verhalten. Wir hoffen, daß Regin bei uns bleibt und daß du auch weiterhin von ihm lernen kannst, denn erstaunlicherweise fühlt er sich
    für dich verantwortlich. Natürlich ist er als mein Verwandter jederzeit in unserer Halle willkommen. Aber ein Schmied mit seinem Können ist überall ein gern gesehener Gast.« Ihre grauen Augen richteten sich aufmerksam auf Sigfrid. »Ich erwarte, daß du das Regin sagst, falls er meine Willkommensworte nicht richtig verstehen sollte.«
    »Das werde ich tun«, versprach Sigfrid. Er nahm einen größeren Schluck und ließ die Wärme des Weins durch seinen müden Körper strömen. »Wie war das also mit deiner Hochzeit? Wirst du mir jetzt mehr von meinem Vater erzählen?«
    Ihre Augen schienen sich nach innen zu richten. Sie schwieg so lange, daß Sigfrid sich fragte, ob er unwissentlich etwas Falsches gesagt hatte.
    »Ich hatte Glück, mein Vater erlaubte mir, zwischen zwei Königen zu wählen«, begann Herwodis schließlich leise. »Und nach Sigmunds Tod hatte ich noch mehr Glück, weil Alprecht mich vom Schlachtfeld mitnahm und mir eine ehrenhafte Heirat anbot. Ein Königskind... sei es nun Tochter oder Sohn... hat sehr selten eine Wahl in solchen Dingen. Ais Mann wirst du in der Lage sein, deine Frau in

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