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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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und legte Regin die Hände auf die Schultern. »Was sollte ich ohne deine Ratschläge machen?«
    »Hmm...«, brummte er nur und wollte gehen.
    »Halt!« rief Sigfrid, »ich habe auch etwas für dich. Siehst du das Faß dort? Das soll dir die Knochen und die Seele wärmen. Es ist das Beste, was ich hier gefunden habe.« Er hob sein Horn und rief: »Und ich trink auf dein Wohl!«
    Regin ging zu dem Faß und roch an dem Spundloch. Er hob die dichten Augenbrauen und sah Sigfrid erstaunt an. »Vielleicht habe ich mich doch in dir geirrt«, sagte er versöhnlich, »du hast deine Sache bis jetzt nicht schlecht gemacht. Ich danke dir!«

    *

    Beinahe einen ganzen Mond nach Jul und kurz nach dem Donarfest legten sich die Stürme. Endlich wurde das Meer wieder ruhig. Sigfrid und seine Krieger beluden ihre Schiffe und auch die Schiffe Lingwes mit den eroberten Schätzen. Sigfrid hatte alle Leibeigenen befreit, denn es waren Sachsen, die Nachfahren von Sigmunds Volk. Viele wollten mit ihm gehen - so wie ihre Eltern nach Sigmunds und Awilimos Willen achtzehn Jahre früher südwärts gezogen wären -, und er versprach, sie alle mitzunehmen. Unter den Sachsen gab es nur einen, von dem Sigfrid glaubte, er könne den Platz des Drichten einnehmen. Er entwickelte sich zwar erst zum Mann, aber Sigfrid hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet und zweifelte nicht an seinen Fähigkeiten. Deshalb legte er beim Festmahl am Vorabend ihrer Abfahrt Hengist, dem Sohn Witguls, eine schwere goldene Kette um den Hals. Er trug ihm auf, dem Volk ein guter Führer zu sein und für das Wohlergehen seiner Leute zu sorgen. Dann rief er feierlich die Götter und Göttinnen an, damit sie seine Herrschaft segneten. Der junge Mann blickte Sigfrid mit seinen strahlenden braunen Augen an, schob die hellbraunen Haare aus dem Gesicht und umfaßte Sigfrids Arm. Sigfrid erwiderte den Druck. Es war ein Gruß unter Freunden und unter Gleichen.
    »Ich werde es schaffen ... du wirst mit mir zufrieden sein«, beteuerte Hengist. Sigfrid lächelte und glaubte den roten Schicksalsfaden eines Helden zu sehen, der sich soweit in die Ferne erstreckte, wie Sigfrids Seele ihm folgen konnte.
    »Das weiß ich«, sagte Sigfrid. »Ich glaube, dein Name wird noch lange nach deinem Tod nicht vergessen sein.«
    Hengist wurde blaß, als höre er in Sigfrids Worten den Ruf einer höheren Macht. Sigfrid führte ihn zum Platz des Drichten und setzte sich dann an das obere Ende einer Bank zu seinen Gefolgsleuten.

    *

    Die Rückfahrt verlief ohne Zwischenfälle, aber mit der großen Flotte kamen sie nur langsam voran. Auf dem Rhein mußten sie gegen die Strömung rudern. Nur selten half ihnen der Wind und blähte die Segel. Die Sonne ging bereits unter, als der Drachenfels in Sicht kam. »Am Westufer anlegen!« rief Sigfrid über das Wasser, »wir werden dort unser Nachtlager aufschlagen.«
    Der alte Anshelm legte Sigfrid die Hand auf die Schulter. »Ist das klug?« fragte er, »ich glaube, nur wenige werden hier gut schlafen. Der Drachenfels ist viel zu nahe, um wirklich Ruhe finden zu können.«
    Sigfrid wußte, wie mutig und unerschrocken dieser alte Krieger war, aber er sah, wie Anshelm Schauer überliefen. Der junge Drichten lachte und antwortete bewußt so laut, daß alle ihn hören konnten: »Wovor sollten wir uns fürchten? Ich habe noch nie gehört, daß der Drache über den Fluß geschwommen wäre.«
    Regin saß auf einer Bank und schnitzte. Er fragte ihn: »Werden wir heute nacht sehen können, wie Fafnir den Felsen zum Wasser hinunterkommt? Ich glaube, dieser Anblick wäre es wert, hierzubleiben.«
    »Sei still und höre mir gut zu«, erwiderte der Zwerg heiser, »wenn er zum Fluß kommt, werden wir ihn bald genug hören, aber keiner auf den Schiffen wird es dir danken.«
    Sigfrid hatte die Hand um den Schwertgriff gelegt und glaubte wieder, das Feuer des Golds in der Höhle brennen zu sehen, während die Nacht hereinbrach. Als die Männer die Schiffe vertäuten und die Zelte am Ufer aufstellten, dauerte es eine Weile, bis Sigfrid begriff, was nicht stimmte: Keiner sprach ein Wort, nicht einmal ein Fluch war zu hören, als sie die Pflöcke in den Boden rammten. Die Kinder der Sachsen drängten sich stumm um ihre Mütter. Niemand wagte, ans andere Ufer zum Drachenfels zu blicken.
    »Habt keine Angst«, wollte sie Sigfrid beruhigen, »der Drache bleibt bestimmt heute nacht in seiner Höhle. Uns kann nichts geschehen, und ich habe geschworen, daß er nicht mehr lange auf dem

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