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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Bauern.
    »Fährst du auch weiter, wenn man dich bezahlt?«
    »Bis zur Mündung des Rheins, wenn du genug Gold hast.« Er lachte laut und musterte sie abschätzend mit seinen kleinen hellen Augen. »Du bist zu hübsch, um mit römischen Münzen zahlen zu müssen, was?«
    Gudrun richtete sich auf und zog eine der goldenen Haarnadeln aus dem Beutel. »Wenn du mich zur Mündung des Rheins bringst, werde ich dir das geben« Der Mann stieß einen leisen Pfiff aus. »Ist das massives Gold?«
    »Natürlich.«
    »Warum läufst du dann durch den Wald, wenn du Gold bei dir hast?« Er lenkte das Floß ans Ufer. »Komm her und laß mich einen Blick darauf werfen.«
    Gudrun blieb stehen, zog den Dolch und sah ihm direkt in die Augen. »Mein Mann hat mir zwei Dinge hinterlassen. Dies...«, sie hielt die Haarnadel hoch, »und das!« Sie zeigte ihm den Dolch. »Wenn du mich nach Norden bringst, gebe ich dir die Nadel. Wenn du mir Schwierigkeiten bereitest, dann bekommst du den Dolch zu spüren. Hast du mich verstanden?«
    Der Fährmann schluckte. »Ich verstehe, Frowe. Warum willst du so weit fahren? Dort im Norden leben nur noch die wilden Friesen. Und das Wetter ist zu stürmisch für ein Schiff.«
    »Ich muß in das Land der Dänen, zu der Frowe Tonara, der Tochter von König Hakon. Kannst du mich dorthin bringen?« Der Fährmann biß sich auf die Lippen und runzelte die Stirn. »Für eine so weite Reise, Frowe... braucht man ein richtiges Schiff. Ich kann das Land der Dänen vielleicht erreichen. Ich habe es schon einmal geschafft, aber jetzt ist eine ungünstige Zeit... ich werde vermutlich mehr Gold von dir verlangen, als du bereit bist mir zu geben.«
    »Wieviel?«
    Er blickte auf die goldene Haarnadel in ihrer Hand. »Sie wiegt vielleicht eine Unze. Aber wenn wir das Land der Dänen erreicht haben, dann werde ich dort den ganzen Winter über bleiben müssen und darauf warten, bis im nächsten Sommer die Flut zurückgeht, bevor ich wieder den Rhein erreichen kann. Frowe, du mußt mir eine Mark und noch eine halbe geben.«
    »Für soviel Gold kannst du dir Kühe und Land kaufen und für den Rest deines Lebens dort im Norden bleiben«, erwiderte Gudrun. »Billiger wird dich niemand dorthin bringen, Frowe. Es gibt nicht mehr so viele Fährleute wie früher auf dem Rhein. Und keiner wird bereit sein, sich über Colonia hinaus zu wagen.«
    »Hör zu, Fährmann«, sagte Gudrun, »bring mich zu Tonara, und du kannst von ihr soviel verlangen, wie du willst, wenn du die Tochter ihrer Base gesund zu ihr gebracht hast. Ich weiß, Tonara ist keine geizige Frowe. Vermutlich bekommst du mehr von ihr als von mir, selbst wenn du glaubst, mich im Schlaf auszurauben.«
    »Wenn du auf meinem Floß so weit in den Norden fahren willst, dann solltest du mich besser nicht beschimpfen. Gib mir jetzt deine Haarnadel, und ich werde sehen, was mir Tonara für meine Dienste geben wird. Aber du mußt mir schwören, daß du bereit bist, mir das zu geben, was zu einer Mark und noch einer halben fehlt, wenn sie nicht so freigebig ist, wie du glaubst.«
    »Ich schwöre es bei Frija und Hulda«, antwortete Gudrun ernst und betrat vorsichtig das Floß. Sie schwankte, aber der Fährmann half ihr nicht. Gudrun bemerkte, daß sie noch immer den Dolch in der Hand hielt. Sie schob ihn in die Scheide und fand das Gleichgewicht wieder.
    »Danke, Frowe«, sagte der Fährmann, als sie ihm die Haarnadel gab, »du kannst dich auf mich verlassen. Ich heiße Ehrhard. Wie heißt du?«
    »Hmm... nenne mich Wermude...«
    »Als Vater würde ich meiner Tochter nicht so einen traurigen Namen geben«, sagte Ehrhard und stieß vom Ufer ab. Er sah sie nachdenklich an, und als sie seinen Blick trotzig erwiderte, sagte er: »Aber vielleicht sollte ich keine Fragen mehr stellen.«
    »Sehr klug«, erwiderte Gudrun und setzte sich mit ihrem Beutel auf die Bank am Heck. »Hast du etwas zu essen und zu trinken?«
    »Ja, du sollst auf dieser Fahrt nicht verhungern und nicht verdursten.«

6
DIE VERSÖHNUNG
    Gudrun und Tonara saßen vor der Halle in der Sonne und arbeiteten zusammen an einem großen Wandteppich, den sie nun seit dreieinhalb Jahren bestickten. In seiner Länge reichte der Teppich durch Halfs große Halle, und er war so breit wie eine doppelte Armlänge. Man sah viele große Taten und gefährliche Jagdszenen, Schwerter und Krieger, Burgen und Hallen von Königen. König Sigmunds Schiffe mit vergoldeten Drachenburgen und kunstvoll geschnitzten Masten fuhren an der Küste

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