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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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können. Dietrich und Hildebrand werden ebenso bereitwillig wie ich dafür kämpfen, wenn Gunter und Hagen dir das verweigern, was rechtmäßig dein ist. Ich wollte...«
    ... die Goten zurücklassen, damit du das Gold allein für dich hast, wenn du es mit deinen Hunnen eroberst, beendete Gudrun stumm seinen Satz. Du glaubst, Gunter sei ohne Krimhild so schwach wie ein Blatt im Wind, weil die Hunnen glauben, daß Männer, die auf den Rat der Frauen hören, Schwächlinge sind. »Hör zu«, sagte Attila, »ich will dir ein Geheimnis anvertrauen, daß ich nur mit dir
    teile, damit du weißt, daß dein Besitz bei mir in Sicherheit sein wird. Ich habe für das Gold unter der Erde eine steinerne Kammer bauen lassen. Wenn dein Gold dort liegt, wird niemand außer dir und mir wissen, wo diese Kammer ist und wie man sie öffnen kann. Wir wollen uns beide an dem Gold freuen, wenn wir es haben.«
    »Ich werde Gunter am Grab meiner Mutter um das bitten, was ich haben möchte«, sagte Gudrun, denn sie wollte Zeit gewinnen. Nach den Ereignissen der vergangenen Nacht war sie zu müde, um sich gegen ihn zu wehren, auch als er sie in die Arme nahm und küßte. Soll er sich seine Befriedigung verschaffen, dachte sie, dann habe ich eine Weile Ruhe.

    *

    Gudrun hatte fast den ganzen Tag geschlafen. Ihr ging es etwas besser, als sie Hagen begleitete, der die beiden Pferde führte, die den kunstvoll geschnitzten Wagen mit Krimhilds Sarg zu der Anhöhe zogen, wo die Männer neben Gebikas Grabhügel ein zweites Grab ausgehoben hatten. Nach dem langen trockenen Sommer war das Gras auf dem Hügelgrab ihres Vaters gelblichbraun. Die aufgeschüttete Erde, wo über der Grube noch heute ein zweiter Hügel entstehen sollte, war rötlichschwarz, als sei Blut in den Boden geflossen. Zwölf Knechte standen neben Ochsenkarren voller Steine und Stämme, mit denen der Sarg eingeschlossen werden sollte, bevor er mit Erde bedeckt würde.
    Die zwei Pferde waren mit Silber- und goldbeschlagenem Zaumzeug kostbar aufgezäumt worden. Hagen hatte alle wertvollen Gegenstände, die seiner Mutter gehört hatten, mit den geheimnisvollen Dingen ihrer Hexenkunst in den Sarg gelegt, der nichts mehr als den schwarzen Staub enthielt, der von Krimhild übriggeblieben war. Außer den knarrenden Rädern hörte man nichts, denn alle, die dem Wagen folgten, gingen so leise wie möglich und schwiegen. Gudrun wußte, es geschah mehr aus Angst als aus Anteilnahme. Zu dem Begräbnis waren nur die erschienen, für die es eine Pflicht war. Der prunkvoll geschmückte Sarg und das feierliche Geleit waren die äußere Form, die einer mächtigen Köngin wie Krimhild zustand -nicht weniger und nicht mehr wollte man damit zum Ausdruck bringen, denn sie hatte ihrem Sohn ein großes Königreich geschaffen.

    *

    Das Ritual dauerte lange. Erst als die Sonne blutrot versank, lag der Sarg in der Grube, und die Steine waren darüber aufgeschichtet. »Hab Dank, Mutter«, sagte Hagen leise und warf die erste Erde auf den Hügel. Gudrun folgte ihm und wiederholte seine Worte. Gunter stand schweigend vor dem Grab, und erst, als Hagen ihn durchdringend anblickte,
    sagte er: »Hab Dank, Mutter«, und warf die schwarzrote Erde auf die Steine. Als die drei Geschwister sich umdrehten und gehen wollten, rief Attila: »Gunter! Heute, an diesem Tag, an dem Krimhild euch verläßt, hat meine Frau eine Bitte an dich!«
    Gudrun sah, wie Gunter mit gequältem Blick die Lippen zusammenpreßte. »Um was bittest du mich, Gudrun?« fragte er und legte die Hand um den goldenen Eberzahn. »Meine Ehre verlangt, daß ich es dir gebe.«
    Alle Augen waren auf Gudrun gerichtet, als sie antwortete: »Zu meinem ersten Brautpreis gehörten Zuchtpferde der Alemannen. Ich wünsche mir einen Hengst und eine Stute, denn ich kann mich an die kleinen Hunnenpferde nicht gewöhnen. Es sollen ein Schimmel und ein Rappe sein, wie das Paar, das den Wagen unserer Mutter gezogen hat -zur Erinnerung an diesen Tag, den wir alle nie vergessen mögen.«
    Hagen nickte, Gunter atmete erleichtert auf, Attila wurde dunkelrot vor Zorn, aber er mußte schweigen, als Gunter mit lauter Stimme rief: »Gern gebe ich dir einen Schimmel und einen Rappen zum Angedenken an unsere Mutter. Komm mit mir und wähle sie jetzt. Es soll das erste Geschenk bei ihrer Begräbnisfeier sein.« Er hob den Arm und rief: »Geht alle in meine Halle. Wir wollen essen und trinken im Angedenken an Krimhild!«

8
DIE FALLE
    Die neunte Lieferung der neuen Weine aus Worms

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