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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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hierher, daß er die Stelle mühelos fand. Er schob den Schnee beiseite und zeigte seinem Sohn die Steine. Er spürte die Kraft des Goldes in den Händen, in den Füßen, sie strömte durch seinen ganzen Körper und wärmte ihn.
    »Kannst du diese Stelle wiederfinden?« fragte er kaum hörbar seinen Sohn.
    »Ja«, erwiderte Nibel ebenso leise. Er blickte vorsichtig über die Schulter, um sich zu vergewissern, daß niemand sie hörte. »Ich bin hier schon oft gewesen. Ist das ein geweihter Platz? Ich habe immer gespürt, daß...«
    »Nein, das ist es nicht. Vor uns befindet sich eine Felsenkammer. Dort liegt Fafnirs Schatz, seit Sigfrid ihn hierher gebracht hat.«
    Hagen nahm den Schlüssel vom Hals, den er seit sechzehn Jahren dort trug. »Paß auf, hinter den drei großen Steinen ist die Geheimtür, und das ist der Schlüssel. Ich gebe ihn dir in Verwahrung. Aber du darfst mit niemandem über den Schatz sprechen, denn das könnte deinen Tod bedeuten.«
    »Ist der Schatz so groß, wie er in den Liedern besungen wird?«
    »Er ist nicht nur groß, sondern das Gold ist von Zwergen geschmiedet worden.«
    Hagen schob das Kettenhemd zurück und zeigte seinem Sohn den Armreif mit dem Adlerkopf. »Du kennst diesen Reif. Er stammt ebenso aus dem Schatz wie dieser Ring.«
    »Es müßte schön sein, das Gold einmal zu sehen«, sagte Nibel. »So etwas darfst du nicht einmal denken«, warnte ihn sein Vater, »Fafnirs Gold hat nichts Gutes bewirkt, seit es aus dem Rhein geholt wurde. Du mußt diesen Schlüssel verwahren und mit niemandem über das Geheimnis sprechen. Mehr darfst du nicht. Schwörst du das?«
    Nibel richtete sich auf, legte die linke Hand auf seinen Schwertgriff und hob die rechte. »Ich schwöre es, es sei denn, daß mir in Zeiten der Not keine andere Wahl bleibt.«
    »Gut.«
    Hagen legte seinem Sohn den Schlüssel mit der Kette über die rechte Hand. »Jetzt bist du der Hüter des Rheingolds, bis ich zurückkomme.«
    Nibel legte die Kette um den Hals und ließ den Schlüssel unter seine Tunika fallen, wo ihn niemand sah.
    »Geh jetzt nach Hause. Du mußt schlafen. Ich werde dich wecken, bevor wir losreiten. Ich glaube, Gunter wird morgen nicht sehr früh aufstehen.«
    Hagen legte seinem Sohn die Hand auf den Mund, als er leise lachte. Nibel fragte: »Aber was hast du vor? Kommst du nicht mit zurück?«
    »Noch nicht. Ich möchte noch eine Weile hierbleiben.«
    »Gut.«
    Hagen blickte seinem Sohn nach, bis er ihn nicht mehr sehen konnte.
    Hagen ging am Ufer entlang und dachte, wir werden morgen gut bewaffnet und mit allen Gefolgsleuten, die mitkommen können, aufbrechen. Wir müssen auf eine Falle vorbereitet sein, in die uns Attila möglicherweise locken will. Seine Streitmacht ist inzwischen sehr groß geworden, aber er wird uns nur angreifen, wenn er sicher ist, daß er siegt. Wenn wir vorsichtig sind ...
    Das Schneetreiben ließ nach, und dann hörte es zu schneien auf. Der Wind hatte sich gelegt, und die Luft schien erstaunlich mild zu sein. Nach einer Weile nahm er den Mantel ab und legte ihn über den Arm. Aber der Frost machte das metallene Kettenhemd eisig, und die Kälte drang ihm bis auf die Knochen. Sein Körper erzeugte nicht so viel Wärme, um das Eis auf dem Metall zu schmelzen. Er tat es ungern, aber schließlich zog er das Kettenhemd über den Kopf und legte den Mantel als Schutz gegen die Kälte darum. Von einer seltsamen Unruhe getrieben, lief er weiter.

    *

    Das erste Morgenlicht fiel durch die grauen Wolken, als Hagen über sich den heiseren Ruf der Schwäne hörte. Er blickte durch die verschneiten Äste der Bäume und sah drei große schwarze Schwäne langsam durch den silbernen Himmel fliegen. Sie schienen auf einem Felsen, der in den Fluß ragte, landen zu wollen, denn sie kreisten über dem Wasser. Ihr Flügelschlag zischte laut in der Luft. Hagen hörte ihre Frauenstimmen und zog sich unter die Bäume zurück. »Hier sind keine Menschen.«
    »Keine Menschen am Ufer, keine Menschen im Wald, keine Schiffe im Fluß.«
    »Nur die Flußgeister warten in der Dunkelheit der Steine.«
    »Der Morgen bricht bald an. Sollen wir hier baden?«
    »Hier vor dem Felsen?
    »Sind wir hier wirklich sicher? Kann ich mein Federkleid ablegen?«
    »Können uns die Geister der Erde nicht bedrohen?«
    »Schwestern, hier können wir in Ruhe baden.« Hagen wartete regungslos, und die drei Schwäne landeten flügelschlagend auf dem Felsen. Voller Ehrfurcht und Staunen sah er, wie sie das Federkleid abnahmen. Die

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