Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
Vom Netzwerk:
vertrauen kann.«
    »Ich habe ihm meine Schwester anvertraut. Er hat sie bis jetzt nicht verstoßen oder seinen Eid gebrochen, und er hat alle Abmachungen eingehalten, die wir an der Hochzeit vereinbart haben. Es gibt keinen Grund für eure Angst. Warum sollten wir Gudruns Mann mißtrauen?«
    »Wem willst du dein Reich und dein Volk anvertrauen, während du bei Attila bist?« Hagen sah, wie Gladis verzweifelt die Hände vor das bleiche Gesicht schlug. Man sah ihr das Leid der vergangenen Jahre deutlich an -drei Totgeburten und zwei Söhne waren als Säuglinge gestorben. Wenn Gunter nicht zurückkam, dann würde es keinen Nachfolger aus dieser Ehe geben, und bei den Burgundern konnte eine Königin allein nicht herrschen.
    »Dir Rumold. Ich vertraue dir mein Land und mein Volk bis zu meiner Rückkehr an, denn ich weiß, du wirst deine Sache gut machen, und du bist schon meinem Vater Gebika treu ergeben gewesen.«
    »Ich werde zu Christus beten und die Götter unseres Volkes bitten, daß du wohlbehalten zurückkehrst«, erwiderte Rumold. »Gladis, bring uns jetzt die großen Pokale mit dem besten Wein, denn vielleicht ist das unsere letzte Gelegenheit zu einem Trunk. Wenn wir sterben, soll der alte Wolf unser Gold holen, und der Bär uns mit seiner Kraft rächen.«
    Hagen sah, während Gunter sprach, wie sich ein schwarzer Punkt zwischen seinen Augen bildete, der sich wie eine schwarze Wolke langsam über die ganze Stirn ausbreitete. Er schüttelte verwirrt den Kopf und glaubte an eine Sinnestäuschung, obwohl es oft geschah, daß er Dinge sah, die anderen verborgen blieben. Gunter lachte plötzlich und rief: »Jetzt schaut mich nicht mehr so ernst an. Noch ist das Ende der Welt nicht gekommen. Man könnte glauben, es sei das größte Unglück, wenn man Verwandte besucht.«
    Ein paar der Gefolgsleute lachten ebenfalls, aber es klang gequält. Gladis kam mit den großen silbernen Pokalen.
    »Ich trinke auf eine gute Reise!« rief Gunter. Ein paar rote Tropfen fielen vor seinen Füßen auf den Schnee.
    »Auf eine gute Reise«, wiederholte Hagen, und alle tranken. Der gallische Wein war sehr sanft und schmeckte so aromatisch wie süße Trauben, die in frostklarer Luft auf der Zunge prickeln. Gunter und Hagen führten ihre Pferde aus dem Hof und gingen zum Südtor hinunter, wo Giselher und Gernot mit den anderen Gefolgsleuten an der Fähre warteten. Auch Wingi stand dort neben Giselhers Mönch, der den Hunnen mißtrauisch musterte. Wingi begrüßte Gunter und fragte: »Bist du zum Aufbruch bereit?«
    Aber Gladis antwortete, ehe Gunter etwas sagen konnte: »Wingi, mit deinem Kommen begann eine Zeit des großen Unheils!« Sie stemmte die Hände auf die Hüften und sah ihn durchdringend an. »Ich schwöre, daß ich nicht
    gelogen habe«, erwiderte Wingi schnell, »mögen alle bösen Geister mich strafen, wenn ich auch nur ein Wort gelogen habe.«
    Der Mönch bekreuzigte sich schnell, auch Giselher und andere der Krieger.
    »Worauf warten wir?« fragte Hagen. »Wer soll die Fähre als erster betreten?«
    Folker trat vor und rief: »Ich!« Der Skop trug helle leuchtende Farben wie zu einem Fest -eine blaue Tunika unter einem gelben Mantel, der mit silbernen Fäden bestickt war. Die meisten anderen Krieger trugen einfache Kleidung, aber an ihren Armen glänzten Gold und Silber. Die Burgunder zogen zu den Hunnen wie es ihrem Rang entsprach. Sie waren das stärkste Volk in Germanien. »Wir müssen hier nicht länger stehen.«
    Der Skop führte sein Pferd auf die Fähre des Königs, die zwanzig Männer mit ihren Pferden übersetzen konnte. Die Fähre mußte fünfmal über den Rhein fahren, dann wartete immer noch ein halbes Hundert auf der anderen Seite. Hagen und Gunter warteten, bis die Fähre zum letzten Mal ablegte.
    »Ich wünsche euch Glück«, sagte Nibel und legte seinem Vater die Hände um die Schultern. Hagen wußte keine Antwort und klopfte seinem Sohn nur auf den Rücken.
    »Gib auf dich acht«, sagte er schließlich, »ich weiß, daß du mich nicht enttäuschen wirst.« »Das verspreche ich dir.«
    »Ich wünsche dir Glück«, sagte auch Costbera.
    Hagen sah seine Frau kurz an und prägte sich ihr Aussehen ein. Costbera hob die Hand, als wolle sie ihn berühren, aber dann ließ sie die Hand wieder sinken. »Laß es dir gut gehen, meine Frowe«, sagte Hagen, »sei guten Muts, was auch immer geschehen mag.«
    Gunter und Gladis umarmten sich, und dann führten Hagen und der König auch ihre Pferde auf die Fähre.

    *

    Die

Weitere Kostenlose Bücher