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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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machte einen Schritt auf Norma zu. »Ich wollte Inga schützen. Können Sie das nicht verstehen? Inga sollte sich ein gutes Bild von ihrer Mutter machen.«
    »Trotzdem haben Sie Ruth davon erzählt! Kürzlich erst! Warum?«
    Das sei ihm herausgerutscht, behauptete er. »Ruth macht Marika zu einer Heiligen. Ich wollte diese Schönfärberei nicht länger hinnehmen.«
    »Ziemlich widersprüchlich, Ihr Verhalten. Das müssen Sie zugeben.«
    In seinem Blick lagen Resignation und Müdigkeit. Für einen Moment fühlte Norma sich mit ihm verbunden. Vielleicht hätte er es verdient, dass sie verständnisvoller mit ihm umging. Aber sie war allein Marikas Fürsprecherin.
    »Martin Reber prahlt damit, er würde Ihr Partner in der Agentur. Warum? Und wieso ausgerechnet jetzt?«
    Zwischen Inkens Augenbrauen erschien eine senkrechte Falte, die den Rand des Pflasters berührte. »Wollen Sie sich auch noch in meine geschäftlichen Angelegenheiten einmischen?«
    »Ihr Angestellter steigt nach vielen Jahren plötzlich zum Partner auf. Da frage ich mich, ob es etwas mit dem Auftauchen Ihres gemeinsamen Jugendfreundes zu tun haben könnte. Oder mit meinen Ermittlungen.«
    Inken richtete den Autoschlüssel auf Norma, als wollte er sie damit durchbohren. »Bilden Sie sich bloß nichts ein, Frau Tann! Was können Sie bisher überhaupt vorweisen? Lassen Sie mich in Ruhe! Ich will zum Training.«
    Er drückte sich an Norma vorbei und stieg in den Jeep. Norma wartete, bis der Wagen außer Sicht war.
    Eine halbe Stunde später parkte sie den Polo vor dem Weingut Diephoff; ein Besuch, zu dem sie angemeldet war. Ruth war die frühe Stunde willkommen. Um 9 Uhr begann ihr erster Yogakurs.
    Arlo sprang gegen die Gartenpforte, und sein Bellen rief Ruth herbei, die mit den Rosen beschäftigt war. Auf dem Weg ins Haus trabte der Hund voraus und empfing Norma oben auf dem Treppenabsatz. Sein Körper fühlte sich warm und kraftvoll an, als er sich unter ihren Händen drehte und gegen ihre Knie drückte. Mit der Nase stieß er sanft gegen ihren Handrücken, und sie sah sich mit einem Mal als Kind: ein blondes Mädchen, das auf dem Futtergang mit der Hofhündin spielte, bis der Vater sie packte und auf seinen starken Armen hoch in die Luft stemmte. Sie schaute in das lachende Gesicht tief unter sich, hin und her gerissen zwischen der Furcht zu fallen und dem wunderbaren Gefühl des Geborgenseins, während die Hündin den Vater mit besorgtem Winseln umkreiste.
    »Frau Tann?«
    »Entschuldigung.«
    Sie trat beiseite und folgte Ruth zur Sitzecke. Dieses Mal setzte sie sich von Anfang an vorn auf die Kante und stützte sich auf die Armlehnen. »Es gibt Neuigkeiten von Bieler.«
    Ruth hörte angespannt zu. Normas Bericht enthielt alle Informationen – beinahe alle, sie unterschlug das Ergebnis des Vaterschaftstests. Dafür fände sich später eine bessere Gelegenheit. In schonenden Worten erzählte sie von Lambert, der nach eigenen Angaben nichts über Marikas Verschwinden wusste.
    Ruth ließ sich Zeit mit der Frage: »Glauben Sie ihm?«
    »Seine Überraschung klang echt. Übrigens hatte er gestern Abend einen handgreiflichen Streit mit Martin Reber. Vor allen Leuten. Im Theaterfoyer.«
    Ruth erschrak. »Ist Martin verletzt?«
    Norma beruhigte sie. »Hat Martin Ihnen erzählt, dass Bernhard ihn zum Partner machen will?«
    »Wirklich? Das höre ich zum ersten Mal.«
    »Was erstaunt Sie daran?«
    Ruth beugte sich vor und tätschelte den Hund. »Martin hat Abmahnungen bekommen. Das weiß ich von Inga. Sie musste die Briefe nach Bernhards Anweisungen schreiben.«
    »Hält Inga die Abmahnungen für angemessen?«
    Ruth zögerte. »Ich will Martin nichts nachsagen. Aber nach Ingas Eindruck hat er es sich in seinem Job zu bequem gemacht. Andererseits sucht Bernhard wie mit der Lupe nach Fehlern. Er würde Martin am liebsten bei der ersten Gelegenheit kündigen. Wieso will er ihn plötzlich zum Partner befördern?«
    »Bernhard trägt ein dickes Pflaster auf der Stirn.«
    »So? Gestern Nachmittag war er völlig unversehrt. Ich bin ihm begegnet, als ich Inga in der Agentur abholen wollte. Ich nehme sie öfter mit, wenn ich in der Stadt zu tun habe.«
    »Wann war das?«
    Ruth überlegte. »Gegen 16.30 Uhr.«
    »Wissen Sie, ob Martin zu der Zeit anwesend war?«
    »Nein, ich wollte ihn begrüßen, aber er war mit dem Rad unterwegs. Vielleicht ist er gegen Abend wieder ins Büro gefahren.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Entschuldigen Sie bitte, ich sollte mich auf die

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