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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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im Nebel versteckt, doch der Tag versprach schön zu werden, auch für einen Golfer, vermutete Norma, ohne viel von diesem Sport zu verstehen. Sie war spät dran, und ihr blieben noch fünf Minuten bis 8 Uhr. Man konnte einen unangemeldeten Besuch am frühen Morgen nicht höflich nennen, aber seit wann führte gutes Benehmen zur Klarheit? Sie war Inken bisher nicht begegnet. Die Fotografien in den Akten der ermittelnden Kollegen zeigten einen athletischen Mann mit schweren Gesichtszügen. Es war an der Zeit, sich einen eigenen Eindruck von Marikas Ehemann zu verschaffen.
    Wiesbaden war berühmt für die zahlreichen Stadtvillen aus der Gründerzeit und dem Jugendstil. Inken zog offenbar ein modernes Domizil in einem Appartementhaus vor. Ein unüberwindbarer Metallzaun schirmte das Grundstück ab, und der Garten bestand aus weißen, von Buchsbaumhecken umsäumten Kiesbeeten. Das Tor zur Auffahrt stand offen. Norma spazierte hindurch und zum Parkplatz hinunter, auf dem sich ein Mann bei einem silbergrauen Jeep aufhielt. Er trug eine längliche Tasche in der Hand. Auf seiner Stirn prangte ein auffälliger rosafarbener Fleck, der sich im Näherkommen als Pflaster entpuppte, das die kantige Stirn zur Hälfte verdeckte.
    »Herr Inken?«
    Ein abschätziger Blick streifte sie. »Ja bitte?«
    Norma stellte sich vor.
    Er blieb abweisend. »Ruth hat mir von Ihnen erzählt. Ich rechne seit Tagen mit Ihrem Besuch.«
    »Tatsächlich?«
    Sein Lächeln blieb zurückhaltend. »Irgendwann sind sie alle gekommen, um mich dasselbe zu fragen wie die Vorgänger.«
    »Danke, den langweiligen Part möchte ich uns beiden vorerst ersparen. Ihre Antworten kann ich genauso gut nachlesen. In mehrfacher Ausführung. Oder möchten Sie Ihre Angaben ändern?«
    »Dafür wüsste ich keinen Grund.« Er musterte sie mit aufkeimender Wachsamkeit. »Welche neuen Fragen haben Sie zu bieten?«
    »Zum Beispiel diese: Hatten Sie gestern auch eine Begegnung mit Lambert?«
    Er stellte die Tasche ab. »Wieso auch ? Und wer ist Lambert?«
    Norma zog ihre Jacke zusammen. Noch hielt die Nachtkälte den Sonnenstrahlen stand. »Kai Kristian Lambert alias Bieler. Ihr Jugendfreund aus Dresden. Er hatte gestern Abend im Theater eine heftige Begegnung mit Martin Reber. Lambert hat Reber vor aller Augen im Foyer angegriffen. Von Verrat war die Rede. Können Sie sich vorstellen, was Lambert damit gemeint hat?«
    Nein, das könne und wolle er nicht, lautete Inkens gereizte Antwort. Es sei für ihn das Neuste, dass sich Kai in Wiesbaden aufhalte. »Ich dachte, der lebt im Ausland. Fragen Sie ihn oder Martin. Wenn Sie meinen, dass Sie der Streit überhaupt etwas angeht.«
    »Ich suche nach Marika. Da geht mich alles etwas an.«
    Er schob die Hände in die Hosentaschen. »Ihr Beruf ist widerlich. Dieses Eindringen in das Privatleben anderer. Hat Ihnen das noch niemand gesagt?«
    »Ich stehe auf Marikas Seite, und sie sagt im Augenblick gar nichts. Jedenfalls nicht hier bei uns. Halten Sie es für möglich, dass Ihre Frau lebt?«
    Inken wandte sich wortlos um und öffnete die Heckklappe. Er bückte sich nach der Tasche und platzierte sie neben dem Mountainbike, das sich bereits im Kofferraum befand.
    Sie spähte hinein. »So sportlich? Golf spielen und Rad fahren an einem Tag?«
    »Das Rad muss in die Werkstatt.« Inken fuhr zornig herum. »Hören Sie, Frau Tann! Ich respektiere den Kummer meiner Schwiegermutter. Ruth will die Suche nicht aufgeben. Wenn es ihr hilft, warum nicht? Aber lassen Sie mich in Frieden. Glauben Sie, ich habe nicht gelitten? Es wird nicht leichter, wenn man die Vergangenheit wieder und wieder aufwühlt.«
    »Seltsam, Sie sprechen nur über sich. Kein Wort über Ihre Tochter?«
    Er schlug die Klappe zu. »Lassen Sie Inga aus dem Spiel. Ihre Mutter hat sich umgebracht. Haben Sie eine Ahnung, was das für ein Kind bedeutet?«
    »Und falls Marika wider Erwarten lebt? Was halten Sie von der Vermutung, sie hätte sich zu Kai ins Ausland geflüchtet?«
    »Das ist Ruths allerneuste Theorie. Marika war psychisch krank. Wenn ich mir etwas vorwerfen muss, ist es die Tatsache, dass ich diese Depressionen unterschätzt habe. Die Sache mit Kai, das war nichts Ernsthaftes. Für Marika eine Flucht aus der Wirklichkeit, mehr nicht.«
    »Von diesem Verhältnis steht kein Wort in den Polizeiakten. Haben Sie das damals nicht gewusst? Oder haben Sie gelogen?«
    »Bedeutet Schweigen gleich Lügen? Ich habe es für mich behalten, um nicht noch mehr Dreck aufzuwirbeln.« Er

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