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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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wartete vor der Wohnungstür. Sie trug dieselben Sachen wie am Sonntagmorgen in der Agentur, als wäre sie seitdem nicht zu Hause gewesen. Draußen an der Wand hing ein Pappschild mit einer bunten Liste überschriebener und ergänzter Namen. Einer der Bewohner ragte hinter Ingas magerem Rücken auf. Ein Typ wie ein Collegestudent und einem amerikanischen Film entsprungen, fiel Norma zu ihm ein: sportliche Figur, breite Schultern, muskulöse Arme und eine blonde Igelfrisur. Dazu blaue Augen und ein offenes Gesicht mit einem breiten Lächeln, das auffallend nervös wirkte.
    »Das ist der Max«, sagte Inga.
    »Hi, Norma!«, dröhnte der Max und schlug in bestem Frankfurterisch vor, in sein Zimmer zu gehen.
    Der Raum war groß, aufgeräumt und hell. Eine Fenstertür führte auf einen Balkon hinaus. An den Wänden hingen farbige Ausdrucke und Kalenderblätter, die Schlangen aller Arten zeigten: gestreifte, gefleckte und einfarbige Reptilien, im Gras lauernd, um einen Zweig gewunden oder zwischen Felsbrocken hervorlugend.
    »Der Max studiert Biologie«, verkündete das Mädchen mit einem Blick auf die Bilder. »Wir haben uns über das Internet kennengelernt. In einem Forum für Schlangenfreunde.«
    Alle drei blieben mitten im Zimmer stehen. Es gab keine andere Sitzgelegenheit als das ungemachte Bett.
    »Er ist dein Freund?«, fragte Norma.
    Inga wechselte einen Blick mit Max, der verlegen grinste. »So gut kennen wir uns noch nicht. Ich mochte gestern nicht nach Hause.«
    »Was wollt ihr von mir?«
    Ein zweiter Blickwechsel zwischen den jungen Leuten. Max errötete bis zu den Wurzeln der stramm aufrecht stehenden Haare.
    Inga ergriff wieder das Wort. »Ich muss zur Arbeit, und Max wollte mir sein neues Rad leihen.«
    Auf ihre Aufforderung hin öffnete der Student die Balkontür. Das Rad lehnte an der Hauswand: Ein gedrungenes Gestell in mattem Rot und mit übergroßen Rädern. An die Lenkstange war eine daumengroße Figur geknotet.
    »Siehst du den winzigen Buddha?«, flüsterte Inga. »Den hat Martin von Ruth bekommen. Und so eine Satteltasche hat er auch. Er wird stinksauer sein auf Max. Kannst du nicht mit ihm reden?«
    »Mit einem Vermissten?«
    »Ist er noch immer nicht zurück?«, erwiderte sie erschrocken.
    Norma zog den Klettverschluss auf. Die Tasche war leer. »Was ist mit dem Handy, Max?«
    Er wich ihrem Blick aus. »Da war nichts drin. Bitte glauben Sie mir.«
    »Lag das Telefon vielleicht in der Nähe?«
    Ihm sei nichts aufgefallen, beteuerte er. Sie gingen wieder hinein.
    Max schloss die Tür und sank auf die Bettkante nieder. Seine Wangen schimmerten rötlich. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Da lag dieses Rad. Ein Fully mit Carbonrahmen. Davon kann ein Student nur träumen. Ich bin kein Dieb, bitte glauben Sie mir. Ich kann nicht erklären, warum ich es mitgenommen habe.«
    Norma unterbrach seinen Redefluss. »Wann und wo?«
    Wie ein zurechtgewiesenes Kind legte er die Hände auf die Knie. »Gestern Vormittag in der Nähe von Frauenstein. Im Naturschutzgebiet Sommerberg. Ich darf das Gelände betreten und dort nach den Äskulapnattern sehen. Dicht dabei liegt das Schloss Sommerberg.«
    Sie erinnerte sich an ein Hinweisschild und die Schlossmauer, an der sie am Samstag ein Stück entlanggewandert war, bevor sie auf Ruth traf. In den Morgenstunden hatte Max das Rad entdeckt, und 24 Stunden vorher war Martin zum letzten Mal in der Agentur gesehen worden.
    Das Mountainbike sei ihm, fuhr Max fort, nur notdürftig versteckt, unter einem Reisighaufen aufgefallen. »Mir war sofort klar: Das Rad ist geklaut.«
    »Und wenn es sowieso gestohlen ist, kommt es auf einen zweiten Diebstahl nicht mehr an, dachten Sie? Der Besitzer liegt vermutlich irgendwo verletzt und wäre vielleicht in Sicherheit, wenn Sie den Fund sofort gemeldet hätten. Ich will nicht spekulieren, was diese Verzögerung für Martin Reber bedeuten könnte.«
    Max sprang auf. »Ich hatte keine Ahnung, dass jemand vermisst wird! Was passiert jetzt?«
    »Sie werden mit einem Kommissar der Kriminalpolizei sprechen.« Norma griff nach dem Mobiltelefon.
    Sie käme seinem Anruf zuvor, antwortete Wolfert und erklärte, er sei in Eile. Das Blut auf dem Teppich stamme tatsächlich von Bernhard Inken und bringe sie im Augenblick zwar nicht voran, aber dafür hätten die IT-Spezialisten die Streckenpläne rekonstruiert. Die Suchmannschaft sei auf dem Weg.
    »Nehmt euch die Gegend um Schloss Sommerberg vor«, lautete Normas Vorschlag.
    »Das Schloss

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