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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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dem Bett holen und die Kollegen informieren.«
    »Danke. Bis gleich!«
    »Achtung, Bernhard kommt!«, flüsterte Inga aufgeregt.
    Schon stürmte Inken herein und verharrte wie ein Kettenhund in der Tür. »Was fällt Ihnen ein! Verschwinden Sie!«
    »Wir werden alle drei hinausgehen. Die Spurensicherung ist auf dem Weg hierher.«
    Inken wies auf den umgeschlagenen Teppich und blaffte: »Doch wohl nicht deswegen?«
    Norma stand auf. »Erzählen Sie mir nicht, dass es Rotwein ist.«
    »Warum sollte ich Sie belügen? Natürlich ist das Blut. Mein Blut. Hier!« Er hob die Hand und fasste sich an die verpflasterte Stirn.
    »Haben Sie sich auf dem Teppichboden die Stirn aufgeschlagen?«
    Inken schob die Daumen in den Hosenbund. Über den Händen wölbte sich der Bauch. »Lassen Sie den Spott! Was geht es Sie überhaupt an?«
    Inga war aufgesprungen. »Sag mir, was los ist, Papa!«
    Falls er ihren kindlich-bittenden Tonfall überhaupt bemerkte, so ging er nicht darauf ein, sondern stierte mit unverminderter Angriffslust auf Norma.
    Ihr blieben nur noch wenige Minuten, bis sie das Feld für die Kriminaltechniker räumen müsste. »Man wird rasch herausfinden, wessen Blut das ist. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, wenn es von Martin Reber stammt.«
    Überraschend lenkte er ein. »Also gut, wir hatten Streit. Er hat mich angegriffen und mir den Buddha an den Kopf geworfen. Das lässt sich bestimmt alles nachweisen.«
    Inga ging auf ihn zu. »Papa! Warum denn?«
    Erst jetzt schien er das Mädchen wahrzunehmen. Seine Antwort war trotzdem an Norma gerichtet. »Wegen nichts eigentlich, ein kindischer Streit. Es ging um das van-der-Val-Exposé. Wir sind uns über die Qualität uneins.«
    Draußen wurden Polizeisirenen laut, und ein Paar uniformierter Polizisten besetzte das Büro und schickte alle anderen hinaus. Auf dem Flur erschienen weitere Beamte, zwischen denen sich Milano seinen Weg bahnte. Eine schwarze Regenjacke umhüllte ihn wie ein Zelt. Wolfert, der ihm wie ein zu schmaler Schatten gefolgt war, hielt bei Norma an. Sie fasste zusammen, was es über den Computer zu berichten gab.
    »Unsere Fachleute graben jede Zeile aus, die je auf der Festplatte gespeichert wurde«, meinte Wolfert zuversichtlich. »Wir werden einen Ansatz finden, wo wir nach Reber suchen sollen. Der Mann scheint wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Das nasskalte Wetter wird ihm zusetzen, wenn er mit dem Rad gestürzt ist und verletzt irgendwo liegt.«
    »Falls er verunglückt ist, hat er bereits zwei ungemütliche Nächte überstehen müssen. Andererseits, dieser Blutfleck …«
    »… gehört vielleicht tatsächlich zu Inken. Trotzdem seid ihr mir etwas schuldig, Dirk«, sagte Norma zum Abschied.
    Inga wollte in der Stadt bleiben und einen Freund besuchen. Norma setzte das Mädchen am Bismarckring ab und fuhr weiter zum Hauptbahnhof. Sie parkte den Wagen in einer Seitenstraße hinter der Einkaufspassage ›Liliencarré‹ und ging hinüber zur Bahnhofshalle. Sie hatte Glück: Die S-Bahn nach Frankfurt wartete bereits, ließ ihr aber die Zeit, eine Fahrkarte zu lösen. Norma suchte sich einen ruhigen Wagen und setzte sich ans Fenster. Ein junges Paar hatte sich gegenüber eingerichtet. Das Mädchen studierte einen Stadtführer, während der junge Mann nur Augen für die Freundin hatte. Als sie aufschaute, beugte er sich vor und griff nach ihrer Hand. Norma merkte plötzlich, wie sie die jungen Leute begaffte, senkte den Blick und wandte sich dem Bahnsteig zu, bis sich der Zug ruckartig in Bewegung setzte.
    Marika war auf dem Bahnhofsvorplatz aus dem Taxi gestiegen und hatte die S-Bahn um 18.55 Uhr genommen – soviel stand fest. Sie trug eine Reisetasche bei sich und verfolgte zunächst vielleicht die ernsthafte Absicht, dieses Seminar zu besuchen. Dafür ließ sie sogar die fiebernde Tochter in der Obhut der Mutter. Wollte sie sich endlich über die eigenen Gefühle klar werden? Liebte sie Martin wirklich? Oder floh sie aus der Einsamkeit ihrer Ehe und suchte das Abenteuer? Überlegte sie, ihren Mann zu verlassen, und wollte zum Vater ihres Kindes ziehen? Inken, der sich – wie Ruth bestätigte – an diesem Abend rührend um die kleine Inga sorgte, ahnte nichts von dem Kuckuckskind. Martin dagegen wusste vermutlich Bescheid, war allerdings gebunden an Frau und Sohn, die seit der Wende wieder bei ihm lebten. Einmal hatte er seine Familie bereits verlassen und sich in den Westen aufgemacht. Würde er Sandra die endgültige Trennung zumuten?
    Der

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