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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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Norma. »Worum geht es?«
    »Ich bin Strafverteidiger.« Er ließ den Kater los und hob den Blick. »Eiko Ehlers. Mein Name sagt Ihnen nichts?«
    Norma lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Bedaure. Ich weiß leider nicht …«
    »Mein Mandant hat Ihnen geschrieben und darum gebeten, dass Sie sich mit mir in Verbindung setzen. Haben Sie keine Post bekommen?«
    Wenn sie den Mann einfach aus dem Büro schicken könnte! Mit weichen Knien sank sie auf das haarige Polster nieder.
    »Sie sind sein Anwalt?« Norma deutete auf die Schublade. »Ehm … der Brief liegt dort drinnen. Ungeöffnet.«
    Sie war Leopold dankbar, der ihr die Gelegenheit gab, sich zu bücken und ihr heißes Gesicht zu verbergen.
    Ehlers entging ihre Verlegenheit nicht. »Ich muss mich entschuldigen, Frau Tann, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereite. Ich gebe zu, ich habe meinen Mandanten zu diesem Schreiben geraten. Allerdings unter dem Eindruck, dass zwischen Ihnen beiden, wie soll ich sagen, keine Feindschaft besteht. Er verhält sich sehr kooperativ und behauptet, er habe Sie nicht bedroht, und ich glaube ihm. Liege ich mit der Einschätzung richtig?«
    Norma tauchte auf und stellte eine leichte Verunsicherung im Lächeln des Besuchers fest. »Ihr Mandant ist ein gnadenloser Lügner, sobald er sich einen Vorteil verspricht.«
    Er räusperte sich. »Glauben Sie mir, ich kann Ihren Unmut verstehen. Dennoch, Sie gehören zu den wichtigsten Zeugen.«
    Als ob sie das nicht wüsste! In Gedanken sortierte sie die kommenden Monate in die Zeit vor und nach dem Prozess. Ihr graute vor den Gerichtstagen. Zugleich wünschte sie, die Verhandlungen endlich hinter sich zu bringen.
    Ehlers blickte Norma auffordernd an. »Wir brauchen Ihre Mithilfe, Frau Tann.«
    »Soll ich für ihn lügen?«
    Er hob abwehrend die Hände. »Keinesfalls! Wir bitten Sie ausdrücklich um die Wahrheit. Für meinen Mandanten steht viel auf dem Spiel. Jemand sollte dem Gericht seine menschliche Seite zeigen. Seine verletzte Seele offenlegen.«
    Die verletzte Seele? Ehlers legte sich ins Zeug, als hielte er sein Plädoyer. Norma verkniff sich die zynische Antwort, in die sie sich am liebsten gerettet hätte. »Und dieser Jemand soll ausgerechnet ich sein?«
    »Wir bauen auf Sie, Frau Tann.«
    »Ich werde vor Gericht aussagen, Herr Ehlers, wie es meine Pflicht ist, und mich in allen Einzelheiten an die Wahrheit halten. Was ich in welcher Weise offenlege, das überlassen Sie bitte mir.«
    Das Telefon klingelte. Der erwartete Anruf aus dem Kommissariat?
    »Augenblick, bitte!« Dankbar für die Unterbrechung, nahm sie das Gespräch entgegen. Wolfert verkündete Neuigkeiten in der Sache Reber.
    »Was genau, Dirk?«
    »Am besten, du kommst ins Kommissariat.«
    »Ich bin gleich bei euch.«
    Ehlers erhob sich. Er schob seine Karte zwischen die Papierstapel auf dem Schreibtisch. »Ich will Sie nicht aufhalten. Vielleicht können wir unser Gespräch ein andermal fortführen?«
    Norma begleitete ihn nach draußen. Der Kater stolzierte voraus. Ein metallicgrüner Mini parkte auf dem Gehweg.
    »Kann ich Sie ein Stück mitnehmen?«, fragte Ehlers.
    »Danke, nicht nötig. Ich nehme meinen Wagen.«
    Während der Fahrt in den Konrad-Adenauer-Ring wehrte sie sich gegen die Erinnerungen und richtete ihre Gedanken auf das Geschehen am Rheinsteig. Wolfert hatte beunruhigt geklungen. Den Grund dafür würde sie in wenigen Minuten erfahren. Irenes Schreibtisch lag verlassen. Norma hinterließ einen Gruß auf dem Notizblock, mit dem Versprechen, später vorbeizukommen. Von Weitem hörte sie Milanos dröhnenden Bass. Die Bürotür stand weit offen. Der schwergewichtige Kommissar tigerte vor dem Fenster auf und ab und fauchte angriffslustig ins Telefon hinein. Es gab offenbar ein Problem mit seinem Wagen. Bei der Inspektion hatten irgendwelche Kabel Schaden genommen. Norma wollte nicht in der Haut des Mechanikers stecken.
    Wolfert bearbeitete derweil mit beiden Zeigefingern einen Laptop und legte in höchster Konzentration die Nagezähne frei.
    Als sie an den Türrahmen pochte, blickte er auf und rückte die Brille zurecht. »Hallo, Norma! Kaffee?«
    »Gern, falls ihr Milch habt.«
    Er wollte nachsehen, was sich in der Teeküche auftreiben ließ. Milano hörte seinem Opfer für einen Moment zu und nutzte die Pause, um Norma einen Stuhl zuzuweisen. Wolfert kehrte zurück und reichte ihr einen Plastikbecher mit einer hellen Brühe, die nach lauwarmem Wasser und fettiger Kondensmilch schmeckte. Er schloss die Tür

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