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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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Dummen-Jungen-Streich, wusste. Er gehörte zur Clique, und Martin hat mit seinen Anschuldigungen nicht hinter dem Berg gehalten.« Sie ließ ihren Gedanken freien Lauf. »Vielleicht war die alte Geschichte der Anstoß für Inken, seinen Jugendfreund Kai als Sündenbock zu missbrauchen? Inken wollte Lamberts aktuelle Wut auf Reber für seine Zwecke nutzen.«
    »Aber wie und wann hat er von dem Vorfall im Foyer erfahren?«
    »Zum einen von mir! Allerdings erst am Freitagmorgen, bei unserem Gespräch vor seinem Haus. Da tat er allerdings so, als wüsste er nicht, dass Lambert wieder in Deutschland lebt. Vielleicht hat Lambert ihn noch am Abend selbst angerufen? Um sich eine moralische Unterstützung zu holen. Möglich, dass er sich bei dem alten Freund ausweinen wollte. Sich bei ihm über den Verrat beklagen. Und Inken fackelte nicht lange!«
    Ehlers lächelte beeindruckt. »Diesen Inken haben Sie wirklich auf dem Kieker! Was hat er Ihnen getan?«
    Norma gab das Lächeln zurück. »Mir? Nicht das Geringste. Dafür seiner Frau! Und das werde ich ihm nachweisen.«
    »Angenommen, er hat seine Frau auf dem Gewissen. Ein Ehedrama, wie es leider vorkommen kann. Aber weswegen sollte er seinen Lektor aus dem Weg räumen? Warum einen Mann erst abstürzen lassen und Tage später erschlagen?«
    »Es muss mit Marikas Verschwinden zusammenhängen. Da lief irgendeine Erpressung. Hatte Lambert an dem Abend Besuch im Hotel?«
    »Er behauptet nein, weiß aber im Grunde nichts mehr. Klassischer Filmriss. Kein Wunder nach einer Flasche Balvenie.« Mit spürbarem Zweifel fügte er hinzu: »Sie nehmen an, Inken habe alle Indizien gegen Lambert fingiert? Trauen Sie dem Mann eine solche Durchtriebenheit zu?«
    »Ich werde es herausfinden!«
    Ehlers stand auf. »Dann los! Fahren Sie mit mir?«
    Draußen vor dem Büro wartete der Mini Cooper Cabrio, chromblitzend und mit seinen runden Scheinwerferaugen auffällig verspielt für einen Mann wie Ehlers, der galant die Beifahrertür öffnete, bevor er selbst einstieg.
    »Das Hotel zuerst?«
    »Einverstanden!« Norma tippte gegen den hellblauen Plüschhasen, der am Rückspiegel baumelte. »Nettes Maskottchen.«
    Ehlers warf ihr einen amüsierten Blick zu und widmete seine Aufmerksamkeit dem Verkehr. Das Hotel befand sich im Rheingauviertel. Norma kannte es von ihrer ersten Suche nach Lambert und beschrieb Ehlers den Weg, bevor sie einen weiteren Versuch bei Inga startete. Wieder blieb ihr nur die Mailbox.
    Der Anwalt klappte die Sonnenblende herunter. »Im Fach müsste eine Sonnenbrille liegen. Könnten Sie bitte nachsehen?«
    Als Norma die Klappe öffnete, rutschte eine Fotografie heraus. Norma hob das Bild auf und betrachtete die hübsche junge Frau, die so strahlend lächelte, als stünde die ganze Welt auf ihrer Seite. Vielleicht Mitte 20, schätzte Norma und korrigierte den Eindruck nach dem zweiten Blick. Höchstens Anfang 20. Allerhöchstens.
    »Der Wagen gehört ihr«, bemerkte Ehlers mit einem Seitenblick. »Ab und zu darf ich ihn ausleihen. Hase inklusive.«
    »Wer ist die junge Dame?«
    Er schaute lächelnd geradeaus. »Der wichtigste Mensch in meinem Leben.«
    Er sagte es mit einer Selbstverständlichkeit, die keine Zweifel erlaubte. Norma überlegte, wer ihr wichtigster Mensch war, um sich dann einzugestehen, dass es keinen solchen Menschen geben konnte, sobald man sich diese Frage überhaupt stellen musste. Sie legte das Foto zurück und gab die Sonnenbrille weiter. Nach kurzer Fahrt erreichten sie das Hotel in der Nachbarschaft gediegener Wohngebäude. Das Haus vermittelte eine solide Bescheidenheit. Langsam ließ Ehlers den Wagen am Haupteingang vorbeirollen, der unmittelbar in ein Restaurant führte, und bog in den Hof ab. Er hielt neben einem Kombi mit Berliner Kennzeichen.
    »Lamberts Auto!«, stellte er zufrieden fest. »Wenn Lenny auf dem Zimmer ist, können wir die Sache mit dem Schlüssel gleich ausprobieren.«
    Eine Treppe führte zu einem Nebeneingang hinauf. Durch die unverschlossene Tür gelangten sie zu den Zimmern.
    »Soviel steht fest«, zischelte Ehlers. »Hier kann man sich leicht einschleichen, ohne bemerkt zu werden.«
    Die Empfangsdame, eine dezent geschminkte Mittfünfzigerin, schien nicht verwundert, dass die beiden Besucher über den Flur zur Rezeption gelangten.
    »Die meisten Gäste wollen vom Parkplatz auf dem kürzesten Weg ins Haus kommen«, erklärte sie auf Ehlers Nachfrage. »Warum sollten wir die Hintertür abschließen? Nachts sperren wir allerdings

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