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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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Einverstanden?«
    »Keine Einwände«, erklärte Norma.
    Sie rief Ingas Nummer auf. Wieder die Mailbox.
    Ehlers beobachtete sie aufmerksam. »Ein dringender Anruf? Sie wirken beunruhigt.«
    Norma schluckte. »Ich fange an, mir Sogen zu machen.«
    Erst Marika, dann Martin, dachte sie beklommen. War nun Inga in Gefahr?

31
    Seine Hände ruhten auf dem Lenkrad. Schmale Hände mit blassen Fingern. Schreibtischhände. Aus den Augenwinkeln nahm sie sein ironisches Lächeln wahr, das einen unvorhersehbaren Übermut andeutete. »Frau Tann?«
    Sie zuckte zusammen.
    Sein Lächeln vertiefte sich. »Hören Sie zu? Ich biete Ihnen soeben meine Hilfe an. Soll ich den Antrag schriftlich einreichen?«
    »Entschuldigung, ich war in Gedanken.«
    »Wir sollten diesem Inken gemeinsam auf den Zahn fühlen.«
    »Sie für Lambert? Ich für Marika? Einverstanden.« Sie wandte sich ihm zu. »Aber vorher müssen wir einen Besuch machen. Fahren Sie los!«
    Die Strecke vom Hotel bis ins Westend dauerte nur wenige Minuten, die Suche nach einem Parkplatz drei Mal so lange. Sie wies auf die Lücke in einer weiten Kurve, die man mit etwas Fantasie als Parkbucht deuten konnte, doch Ehlers fuhr stur daran vorbei und lehnte auch die nächste halbwegs legale Chance ab, obwohl der Mini inzwischen die zweite Runde durch die zugeparkte Einbahnstraße drehte.
    Norma verlor die Geduld. »Jetzt halten Sie irgendwo! Ich ersetze Ihnen die Strafe.«
    »Das ist nicht mein Wagen!«, murrte er.
    Eine Antwort, aus der Norma schloss, dass er der jungen Geliebten das Insistieren des Ehemanns ersparen wollte, der auf einen Bußgeldbescheid argwöhnisch reagieren könnte. »Dann halten Sie dort in der Einfahrt. Lassen Sie mich allein gehen!«
    »Nicht nötig!«
    Dicht vor ihnen blinkte ein parkender Wagen und scherte aus. Ehlers trat auf die Bremse und schoss so schwungvoll in die Lücke, dass der Plüschhase um die eigene Achse rotierte.
    »Wen besuchen wir eigentlich?«, fragte Ehlers beim Aussteigen.
    »Einen jungen Mann namens Max.«
    »Der Fahrraddieb?«
    »Sie haben Ihre Hausaufgaben brav erledigt.«
    Ihr Ziel lag in der Parallelstraße. Mit einem Umweg fand Norma den thailändischen Imbiss wieder, ging durch den Hinterhof voraus und stieg zügig die Treppen hinauf. Das Lauftraining zahlte sich aus. Der Anwalt versuchte vergeblich, sein leichtes Schnaufen wegzuatmen, hielt das Tempo aber mit.
    Die Klingel funktionierte nicht. Norma pochte gegen die Tür, bis endlich ein Mädchen öffnete. Das Haar zerwühlt, der Blick verschlafen, blinzelte sie ins Licht. »Der Max? Der ist nicht da. Glaube ich jedenfalls.«
    Sie wollte die Tür zuschlagen, aber Norma war schneller und hatte schon den Fuß im Türspalt.
    Das Mädchen wachte langsam auf. »He, was soll das?«
    »Es ist wichtig! Würden Sie bitte nachschauen?«
    Achselzuckend schlurfte das Mädchen davon. Bald darauf tauchte tatsächlich Max auf. Um seinen Hals baumelte ein Kopfhörer. Er habe Musik gehört, entschuldigte er sich, und warf einen neugierigen Blick auf Ehlers, der sich im Hintergrund hielt.
    »Ich kann Inga nicht erreichen«, sagte Norma. »Wissen Sie, wo sie ist?«
    »Sie wollte sich mit einer Freundin in Mainz treffen.« Max kratzte sich das unrasierte Kinn. »Sie ist völlig durcheinander.«
    »Wann haben Sie Inga zuletzt gesehen?«
    »Gestern Nachmittag war sie kurz hier. Sie hat Krach mit der Großmutter. Deshalb wollte sie ein paar Nächte woanders schlafen. Leider nicht bei mir.« Er grinste unglücklich.
    »Wissen Sie den Namen der Freundin?«
    Wieder die ratlose Berührung am Kinn. »Sabina? Marina? Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht war es Julia? Ich kenne Ingas Freundinnen nicht.«
    Norma zückte ihre Karte. »Rufen Sie mich bitte umgehend an, wenn Inga sich meldet.«
    Ehlers folgte ihr auf die Straße, ohne eine Frage zu stellen, und hielt zielstrebig auf den thailändischen Imbiss zu. Ihren Einwand schmetterte er entschlossen ab. Mit knurrendem Magen könne er weder Auto fahren noch nachdenken, und beides erschien ihm in den folgenden Stunden erforderlich. Die junge Frau, die auf Zehenspitzen über den hohen Tresen lugte, empfing ihre Gäste mit einem herzlichen Lächeln. Norma bestellte Frühlingsrollen mit Gemüsefüllung, und Ehlers schloss sich an.
    »Nehmen Sie Platz!«, bat die Bedienung. »Ich bringe Ihnen das Essen hinüber.«
    Es gab nur einen Tisch, der klein und wacklig und mit einer abgeschabten Plastikdecke bedeckt am Fenster stand. Sie waren die einzigen Gäste.
    Ehlers

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