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Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeno Diegelmann
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wir.«
    Michelle Karstensen lag in einer kreisrunden Blutlache entkleidet auf ihrem Bett, die Arme und Beine mit Seidenschals an die Bettpfosten gefesselt. Der Täter hatte ihr die Kehle durchgeschnitten. Ihr schwarzes Kleid, das Seeberg noch von der Beerdigung in Erinnerung geblieben war, lag zusammengelegt neben ihren Schuhen vor dem Bett.
    Ammer steckte seine Waffe zurück in das Holster.Zunächst wollte er das halbgeöffnete Fenster schließen, das im zugigen Wind das Klappern verursacht hatte, besann sich dann aber darauf, dass Spuren daran zu finden sein konnten, und wählte die Nummer der Spurensicherung. Nachdem er sein Telefon wieder weggesteckt hatte, sah er zum Kommissar, der zum Fenster hinausschaute und vor sich hin murmelte.
    »Es scheint so, dass der Mörder bereits vermutete, dass Karstensen Beweismaterial im Haus hatte, und wollte es an sich bringen. Er brach ein, doch Frau Karstensen kam nach Hause und überraschte den Täter.«
    Seeberg drehte sich um und deutete auf die entkleidete Leiche und die verbundenen Augen. »Sieht das so aus, als ob sie jemanden überrascht hätte? Das sieht mir doch vielmehr nach einem Sexspiel aus. Außerdem konnten wir keine Einbruchsspuren an der Haustür finden.«
    »Das Fenster – es steht offen.«
    »Sie haben recht, wir müssen alles in Betracht ziehen. Der Tatort ist aber ganz anders als die beiden ersten. Ganz zu schweigen davon, dass er die Frau dem ersten Anschein nach nicht anal penetriert und auch nicht mit Messerstichen übersät hat. Im Gegenteil, er hat ihr einen schnellen Tod beschert und ihr die Kehle durchgeschnitten. Ein einziger Schnitt. Er hat nichtmit ihrem Tod gespielt wie bei den ersten zwei Leichen, und den obligatorischen Einstich, um dem Opfer Beruhigungsmittel zu verabreichen, kann ich auch nicht entdecken.«
    »Sie meinen, dass dieser Mord ein notwendiges Übel für ihn war?«, fragte Freitag.
    Der Kommissar beugte sich näher zur Leiche, ohne irgendwas zu berühren.
    »Warum sollte er sonst von seiner Handschrift abrücken? Frau Karstensen stand wohl lediglich zwischen ihm und den Beweisen. Er musste sie aus dem Weg räumen.«
    »Dann haben wir wieder versagt. Und ich dachte, dass wir ihn jetzt langsam in die Enge treiben könnten.«
    »Oh, das haben wir auch, Ammer.«
    »Haben wir?«
    »Natürlich. Wir haben sogar zwei neue Dinge erfahren.«
    »Ach, und die wären?«
    »Erstens, kannten sich Frau Karstensen und ihr Mörder. Wahrscheinlich hatten sie sogar eine Affäre. Solche kleinen Spielchen mit Schals macht man schließlich nicht in der ersten Nacht, wenn man eine Frau kennenlernt, nicht wahr?«
    Freitag zuckte mit den Schultern. »Na ja.«
    »Gut, von Anwesenden mal abgesehen.«
    »Vielen Dank.«
    »Zweitens, hatte der Täter es ganz offensichtlich nur auf den Laptop und die anderen Sachen abgesehen. Es muss also etwas darauf gewesen sein, das uns vielleicht zu ihm geführt hätte.«
    »Sie meinen, dass der Täter ebenfalls ein Pädophiler ist?«
    »Vielleicht. Frau Karstensen sagte ja, dass alles fein säuberlich mit Datum, Ort und Namen benannt wurde. Da wäre es auch möglich, dass der Name unseres Mörders auf der Liste aufgeführt war.«
    Die drei Beamten gingen hinunter, um auf die Kollegen der Spurensicherung zu warten. Währenddessen schauten sie sich in der Wohnung um. Vor der Wand mit den Fotos verharrte der Kommissar und sah sich das Gesicht von Karstensen genau an. Meistens lächelte er mit einer Arroganz, die die weiteren Personen auf den Fotos immer klein wirken ließ. Seeberg konnte einige Orte direkt zuordnen. Der Eiffelturm im Hintergrund verriet den Entstehungsort des einzigen Fotos mit Michelle Karstensen. Es war wohl ein Foto aus den Anfängen der Beziehung. Daneben folgten einige Aufnahmen mit Prominenten aus Sport und Politik. Die letzte Aufnahme in der Reihe zeigte Karstensen mit Sonnenbrille, cool auf einem Motorrad sitzend vor einem Containerdorf. Dabei imitierte er das Logo, das hinter ihm auf den Containern prangte. Ein brüllenderLöwe. Es sollte wohl lustig wirken, doch Seeberg empfand es als lächerlich und pubertär.
    »Sie gehen davon aus, dass der Täter weitere Morde verüben wird, nicht wahr?«, fragte Julia Freitag und stellte sich neben dem Kommissar mit Blick auf die Fotowand. Sie hatte die Fotos schon einmal gesehen, als sie mit Ammer das erste Mal hier gewesen war.
    »Nicht auszuschließen«, antwortete Seeberg.
    »Der Mörder muss eine persönliche Motivation besitzen, um solche Morde zu

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