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Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeno Diegelmann
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Ader an seiner Schläfe trat pochend hervor, als er sich zu ihr drehte und in ihr Lenkrad griff.

35.
    Die Fahrt zurück nach Fulda glich einem Autorennen. Der Kommissar ahnte, dass er sich beeilen musste. Trotz der Kälte spürte er den Schweiß unter seinen Achseln. Als er seine Gedanken einigermaßen geordnet hatte, wählte er die Nummer des Präsidiums.
    »Ammer.«
    »Hören Sie jetzt genau zu, Ammer. Ich weiß, wer hinter den Morden steckt.«
    »Herr Kommissar?«
    »Ja, verdammt. Hören Sie was ich gerade gesagt habe?«
    »Sie sagten, Sie wissen, wer hinter den Morden steckt.«
    »Es ist Julia Freitag. Ich denke, sie rächt sich auf diese Weise an den Männern, die für den Tod ihrer Schwester verantwortlich sind.«
    »Was?«
    »Ich erkläre es ihnen später. Ich bin jetzt in der Höhe von Schlüchtern und in circa zwanzig Minuten wieder in Fulda. Finden Sie in der Zeit die Adresse von Freitag heraus und geben Sie sie mir durch. Verständigen Sie außerdem Kohler. Wir treffen uns dann direkt vor Ort.«
    »Okay …«
    Seeberg beendete das Gespräch und versuchte, sich auf das Fahren zu konzentrieren. Es gelang ihm nicht. Stattdessen nahm die Erinnerung an eine Situation langsam Gestalt an. Es war eine Äußerung, die Freitag am Tatort von Michelle Karstensen gemacht hatte und die nun einen ganz anderen Sinn ergab.
    »Der Mörder muss eine persönliche Motivation besitzen, um solche Morde zu begehen. Wie eine Mission, die er zu erfüllen hat.«
    Es fröstelte ihn, und er umgriff das Lenkrad so fest mit seinen Händen, dass die Knöchel weiß hervortraten. Wie konnte er das nur überhört haben? Das war nicht Freitags professionelle Einschätzung der Lage, sondern eine Erklärung der Mörderin. Sein Puls beschleunigte sich und er wurde kaltschweißig. Ein Griff in seine Jackeninnentasche bestätigte ihm seine Ahnung. Die Tabletten in dem Döschen waren aufgebraucht. Er warf es fluchend auf den Beifahrersitz und hoffte, dass er durchhalten würde. Zeit, sich neue Medikamente zu besorgen, hatte er nicht. Plötzlich knackte es im Funk des Wagens.
    Seeberg ahnte Fürchterliches. Ammer würde doch nicht so dumm sein … Doch nach wenigen Sekunden bestätigte sich auch diese Befürchtung des Kommissars. Ammer hatte eben streng nach Vorschrift gehandelt, aber damit Freitag einen Vorsprungverschafft. Es knackte kurz in der Leitung, dann kam eine Suchmeldung über den Sprechfunk.
    »Achtung, an alle verfügbaren Streifen. Gesucht wird Julia Freitag. Die Beamtin der Kriminalpolizei Fulda wird in Verbindung mit den Morden an Joachim Pogatetz, sowie Michelle und Ferdinand Karstensen gebracht. Es gilt höchste Gefahrenstufe. Die Verdächtige ist bewaffnet.«
    »Dieser Idiot!« Seeberg hämmerte auf das Lenkrad ein und drückte das Gaspedal durch.

36.
    »Du elendige Schlampe willst mir an den Kragen. Genau wie Pogatetz und Karstensen. Du willst mich nicht zu meinen Erinnerungen damals in Thailand befragen. Du willst mich auch abschlachten … genau wie Ferdi und Jo.«
    »Halt’s Maul, Arschloch.«
    Sie konnte den Griff ins Lenkrad abwehren und steuerte ihrerseits nun einen Angriff an. Ihre Hand hielt noch immer die Spritze fest umschlossen. Mit einer einzigen schwungvollen Bewegung fuhr sie herum. Hübner hatte keine Zeit, sich zu wehren. Die Injektion traf ihn in Höhe seiner linken Schulter zwischenSchlüsselbein und Hals. Julia Freitag presste die Spritze tief in das Fleisch, bis sie einen Widerstand spürte und die Nadel an einem Knochen abbrach.
    »Du Fotze!« Hübner griff sich reflexartig an den Hals. Doch es war zu spät. Die Flüssigkeit verteilte sich bereits in seinem Körper. Hastig fingerte er an seinem Türgriff. Vergeblich! »Lass mich sofort aussteigen.« Er begann auf Freitag einzuschlagen und traf sie an der Nase. Sofort schoss ihr Blut über Mund und Hals, und sie drohte bewusstlos zu werden. Mit letzter Kraft gelang es ihr, den Wagen am Fahrbahnrand zu stoppen. Sie wusste, dass Hübner ihr überlegen war und sie ihm nicht lange standhalten konnte. Aber das musste sie auch nicht. Die Wirkung der Spritze würde jeden Moment einsetzen. Sie kratzte und setzte all ihre Kraft ein, um den stämmigen Mann in Schach zu halten. Dann wurden Hübners Schläge endlich schwächer, und seine Arme begannen, nur noch schlaff wie bei einem Betrunkenen zu pendeln. Er kippte nach vorn.
    »Arschloch«, fluchte sie, als es plötzlich neben ihr ans Fenster der Fahrerseite klopfte. Julia Freitag fuhr erschrocken herum. Eine

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