Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Fremden mit dem wirren Blick her oder auch hinter ihr? Dass die Raben ihr den ganzen Weg von St. David’s bis nach Haverfordwest nur zufällig gefolgt waren, war kaum anzunehmen …
    Sie war noch zu keiner Entscheidung gelangt, was sie tun sollte, da betraten die beiden Zwillingsbrüder den Bahnsteig in Menschengestalt. Beide hatten rabenschwarze Haare und bewegten sich mit der bedrohlichen Geschmeidigkeit erfahrener Jäger. Sie wechselten einen Blick und nickten einander zu, dann gingen sie in entgegengesetzte Richtungen und suchten die Passagiere ab.
    Rhosmari musste sofort handeln. »Bleib dicht hinter mir«, flüsterte sie und umgab sich selbst und den Fremden mit dem stärksten Unsichtbarkeitszauber, den sie zustande brachte. Der Blick eines Schwarzen Flügels näherte sich ihnen … traf sie …
    Und wanderte weiter, ohne auf ihnen zu verweilen. Rhosmari atmete auf – und hielt sofort wieder die Luft an. Die Schwarzen Flügel hatten sie bei ihrer Ankunft schon auf dem Bahnsteig stehen sehen. Wenn sie jetzt verschwunden war, würden die Brüder nicht erraten, dass sie den Fremden versteckte?
    In ihrer Sorge hörte sie den Zug gar nicht kommen. Doch dann ertönte ein metallisches Kreischen und neben ihr zogen lauter Wagen vorbei. Die fremde Fee stieß sie mit dem Ellbogen an und Rhosmari nickte. Sie mussten einsteigen, sobald der Zug hielt, und hoffen, dass die Schwarzen Flügel ihnen nicht folgten.
    Der Zug kam zum Stehen und die Türen glitten zischend auf. Die anderen Reisenden stiegen ein und Rhosmari und ihr Begleiter schlüpften unsichtbar hinter ihnen in einen Wagen und drückten sich an die Wand.
    Draußen suchten die Schwarzen Flügel den Bahnsteig ab. Sie hatten offenbar noch nicht bemerkt, dass ihr Opfer verschwunden war. Doch dann blieb der kleinere der beiden stehen, als sei ihm etwas eingefallen. Er blähte die Nase und drehte sich zum Zug um.
    Ein Piepen ertönte und die Tür schloss sich mit einem schwirrenden Geräusch. Der Zug fuhr an und ließ den Bahnhof und die beiden Jäger zurück.
    Rhosmaris blonder Begleiter seufzte erleichtert. »Ich stehe in deiner Schuld«, sagte er. »Ich heiße übrigens Martin.«
    Natürlich hatte er ihr lediglich seinen gewöhnlichen Namen genannt – ihren wahren Namen gaben Feen nicht preis, wenn es nicht unbedingt sein musste. Doch zeugte es immerhin von einem gewissen Vertrauen, dass er überhaupt einen Namen genannt hatte. »Und ich Rhosmari«, sagte sie.
    »Ein schöner Name. Er passt zu dir.«
    Es klang unbekümmert, als handle es sich nur um eine höfliche Floskel. Aber Martins Augen sagten etwas anderes und Rhosmari musste den Blick senken.
    »Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin, dass du bereit warst, einem Fremden zu helfen«, fuhr Martin fort. »Nur wenige Feen, die ich kenne, hätten das getan.« Er drückte auf einen Knopf an der Wand und eine innere Tür glitt auf. Dahinter kam ein Abteil mit Sitzen und einem schmalen Gang zum Vorschein. »Hast du Hunger? Ich hole dir etwas zu essen.«
    »Ich habe Geld«, sagte Rhosmari, aber Martin schüttelte den Kopf.
    »Wie gesagt, ich stehe in deiner Schuld.« Er zeigte auf die Sitze. »Nimm schon mal Platz. Ich bin gleich wieder da.«
    Im Abteil war es stickig, aber wenigstens warm. Rhosmari setzte sich auf einen Platz am Fenster, so weit wie möglich von ihren menschlichen Mitreisenden entfernt, und stellte ihren Rucksack vor ihren Füßen auf den Boden. Sie musste sich erst daran gewöhnen, wie schnell die Landschaft draußen vorbeiraste, aber nach einiger Zeit empfand sie es als beruhigend. So konnten die Schwarzen Flügel sie bestimmt nicht einholen.
    Martin kam bald zurück. In der Hand hielt er zwei in eine durchsichtige Folie eingeschlagene Brötchen. Er gab eins davon Rhosmari, setzte sich und schlug lässig die Beine übereinander, als sei er schon oft mit dem Zug gefahren. Rhosmari wickelte ihr Brötchen aus und hob die obere Hälfte ab. Es war mit einer großzügigen Portion Hühnerfleisch gefüllt, außerdem mit einigen überraschend frisch aussehenden Salatblättern und einigen getrockneten Beeren. Woher kam es? Sie sah Martin fragend an, aber er hatte schon in sein Brötchen gebissen und sie wollte auch nicht mehr warten, weil sie solchen Hunger hatte. Also breitete sie die Hände zu einem kurzen Gebet aus und begann zu essen.
    »Was war das?«, fragte Martin und Rhosmari hätte vor Schreck darüber, dass er beim Essen sprach, fast ihr Brötchen fallen lassen. Doch dann fiel ihr

Weitere Kostenlose Bücher