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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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war überzeugt, er würde gleich aufspringen und die anderen niederbrüllen.
    Sie sah flehend Baldriana an, in der Hoffnung, sie würde für Ruhe sorgen, aber die Königin saß nur lauschend und mit im Schoß gefalteten Händen da. War ihr der Streit ihrer Untertanen egal?
    »Und noch etwas«, rief ein untersetzter Rebell mit schwarzen Haaren und einer einzelnen leuchtend weißen Strähne. »Wir bringen den Namensstein doch zu anderen Feen. Aber warum werden immer Garan und seine Leute damit beauftragt? Sind sie etwas Besseres als wir anderen?«
    Dorna wollte schon aufspringen, doch Broch legte ihr die Hand auf den Arm. Im Zimmer war plötzlich Stille eingekehrt und aller Augen waren auf Königin Baldriana gerichtet. Kein Wunder: Sie war von ihrem Thron aufgestanden und hielt eine zischende blaue Feuerkugel in der erhobenen Hand, wie um sie auf den Boden zu werfen.
    »Ich habe dieser Besprechung zugestimmt«, sagte sie mit ihrer ruhigen, bedächtigen Stimme, »weil einige von euch glaubten, ihre Meinung würde nicht gehört und sie hätten allgemeine Aufmerksamkeit verdient. Doch habe ich befürchtet, dass ein so großes Treffen nicht gut ausgehen würde, und meine Befürchtung hat sich bestätigt.«
    Ernst und ein wenig traurig ließ sie den Blick ihrer grauen Augen über die Anwesenden wandern. »Ich will nicht wie ein Tyrann über euch herrschen, aber ich werde auch nicht zulassen, dass ihr mit eurem Streit die ganze Eiche gefährdet. Wer also glaubt, dass ich nicht klug und in euer aller Interesse entscheide, dem sei hiermit freigestellt, die Eiche zu verlassen und sich der Kaiserin anzuschließen.«
    Malve blickte verdrossen zu Boden, ging aber nicht. Auch sonst rührte sich niemand.
    »Wer aber bleiben will«, fuhr Baldriana fort und senkte die Flammenkugel, »der muss sich mit einigen Dingen abfinden. Zum einen werde ich Klinge, Paul und Timothy unter keinen Umständen an die Kaiserin ausliefern. Genauso wenig werde ich je zugestehen, dass ihr Leben weniger wert sei als unseres. Sie sind vielmehr wichtige Verbündete in unserem Kampf und verdienen unseren Dank und Respekt.«
    Linde rückte näher zu Timothy und drückte ihm die Hand. Er lächelte ein wenig angestrengt und wirkte nicht sonderlich beruhigt.
    »Zweitens müsst ihr wissen, dass ich alle, die in der Eichenwelt leben – Rebellen, Kinder des Rhys und Eichenfeen – als gleichberechtigte Bürger der Eiche betrachte und Vorurteile oder einseitige Bevorzugung nicht dulden werde. Einige scheinen es für ein Privileg zu halten, dass ich den Namensstein Garan und seinen Leuten gegeben habe, aber das stimmt nicht: Es ist eine schwere, furchtbare Verantwortung, die sich nur ein Narr wünschen würde. Denn der Stein ist unsere beste Waffe gegen die Macht der Kaiserin. Sollte er verloren gehen, sind wir ebenfalls verloren.«
    Königin Baldriana machte eine Pause, als warte sie auf Einwände, aber die Feen schwiegen und hielten die Blicke gesenkt. »Und drittens«, fuhr die Königin fort, »steht es euch immer offen, mit euren Anliegen zu mir zu kommen. Ich werde euch aufmerksam zuhören. Doch wähle ich meine Berater selbst und treffe auch meine Entscheidungen selbst. Wer meine Autorität untergräbt, muss die Folgen tragen. Wir wissen nicht genau, wann die Kaiserin uns angreifen wird und auf was sie noch wartet, aber dass sie uns angreifen wird, steht fest – und wenn es so weit ist, müssen wir ihr mit vereinten Kräften entgegentreten, sonst sind wir verloren.«
    Rhosmari hatte schon das Gefühl gehabt, dass Baldriana für eine gute Herrscherin vielleicht zu nachsichtig war. Doch als sie jetzt den stählernen Blick ihrer Augen sah, wusste sie, dass sie sich geirrt hatte. Bei aller Bescheidenheit hatte die Königin nicht aus Furcht so lange geschwiegen, sondern weil sie zuerst die Meinung der anderen hören wollte.
    »Ihr seid entlassen«, sagte sie und die Zauberkugel in ihrer Hand löste sich in einem Funkenregen auf. »Bis auf Garan, Rob und Dorna – euch drei möchte ich gerne allein sprechen.«
    »Geht es auf euren Versammlungen immer so zu?«, fragte Rhosmari Linde und Timothy beim Hinausgehen. Sie musste die Stimme heben, um über dem Lärm der anderen Feen gehört zu werden.
    Linde wechselte einen Blick mit Timothy. »Wie?«
    »So … durcheinander.« Rhosmari wusste, dass sie die anderen mit diesem Wort vielleicht kränkte, aber ihr fiel kein besseres ein. »Mit so viel Lärm und Streit.«
    »Ich hoffe doch nicht«, sagte Linde zu Rhosmaris

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