Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
nicht. Sie wartete, bis alle Feen saßen, und hieß sie dann mit ausgebreiteten Händen willkommen.
    »Es gibt heute viel zu besprechen«, sagte sie, »zumal ein Gast von den Grünen Inseln unter uns weilt. Kommst du bitte nach vorn, Rhosmari, und erzählst uns, warum du hier bist?«
    Rhosmari hatte dieser Aufforderung mit Unbehagen entgegengesehen. Doch sie musste ihren Auftritt mit Würde hinter sich bringen. »Ja, Majestät«, sagte sie und ging auf dem Teppich zum Podium vor.
    In den folgenden Minuten erzählte sie in der gebotenen Kürze, doch ohne wichtige Einzelheiten auszulassen, was sie hierhergeführt hatte. Sie erklärte, warum sie die Grünen Inseln verlassen und sich auf die Suche nach Garan und dem Namensstein begeben hatte und wie Martin sich in ihr Vertrauen geschlichen hatte, um sie dann an die Kaiserin zu verraten. Zuletzt schilderte sie, was sie über die Kaiserin erfahren hatte, als sie ihr hatte dienen müssen – darunter auch ihren Plan, die Grünen Inseln zu überfallen und die Kinder des Rhys zu unterwerfen.
    »Wenn ihr mich nicht aus Waverley Hall gerettet hättet«, schloss sie, »würde ich in diesem Augenblick womöglich die Armee der Kaiserin zu den Gwerdonnau Llion führen. Ich stehe tief in eurer Schuld und verspreche euch, dass ich bei meiner Heimkehr alles tun werde, um die Ältesten davon zu überzeugen, dass ihr den Namensstein behalten solltet und dass wir euch nicht daran hindern dürfen, gegen die Kaiserin zu kämpfen.«
    Sie hatte die letzten Worte im Brustton der Überzeugung gesprochen, denn die Feen würden doch bestimmt froh sein, von ihrem Sinneswandel zu hören. Doch als sie geendet hatte, herrschte nur betretenes Schweigen. Einige Feen wechselten unbehagliche Blicke, Timothy betrachtete eingehend seine Schuhe und erwiderte Rhosmaris Blick nicht.
    »Du bist also die einzige Fee außerhalb der Grünen Inseln, die weiß, wie man diesen unterirdischen Gang öffnet?«, fragte der Rebell, der neben Linde saß und der, wie Rhosmari jetzt begriff, Rob sein musste. »Und die Kaiserin kann ihn ohne deine Hilfe nicht betreten, richtig?«
    Nur die Kinder des Rhys , hatte Lord Gwylan gesagt, und die, denen wir unser Vertrauen schenken . Nicht einmal Garan und seine Freunde kannten das Symbol, das den Eingang von Gruffydds Weg markierte. »Ja«, sagte Rhosmari mit allem Nachdruck, um ihn zu beruhigen. Doch die Feen wirkten immer noch niedergeschlagen.
    »Wenigstens wissen wir jetzt, warum die Kaiserin uns noch nicht angegriffen hat«, sagte Dorna. »Sie will erst eine Armee aufstellen, die sie unbesiegbar macht.«
    »Sie kann trotzdem jederzeit angreifen«, sagte Lily mit ihrer melodischen Stimme. »Bestimmt hat sie schon jetzt viel mehr Sklaven als wir Verbündete.«
    »Aber sie will erst noch die Grünen Inseln überfallen und deren Bevölkerung unterwerfen«, sagte Rob. »Bringt euch das nicht auf eine Idee?«
    »Nein, aber dich offenbar«, erwiderte Dorna trocken. »Sprich.«
    »Wir warten die ganze Zeit darauf, dass die Kaiserin uns angreift«, fuhr Rob fort. »Doch als wir sie heute stellten, ergriff sie sofort die Flucht. Sie ist ganz offensichtlich vorerst nicht zu einer offenen Auseinandersetzung bereit. Worauf warten wir also noch?« Er stand auf. In seine Augen war ein verwegenes Funkeln getreten. »Warum greifen nicht umgekehrt wir sie an?«
    »Hast du den Verstand verloren?«, herrschte Dorna ihn an. »In Waverley Hall haben wir Jasmin überrascht und wussten, dass sie nur wenige Gefolgsleute zu Hilfe rufen konnte. Ihre Armee anzugreifen ist dagegen etwas ganz anderes. Sie würde uns zerquetschen wie Insekten.«
    »Vor einiger Zeit hätte ich dir noch zugestimmt«, sagte Rob. »Aber bedenke Folgendes: Im Refugium haben fast zweihundert Feen das Joch der Kaiserin abgeworfen, und mithilfe des Steins haben wir seitdem noch mehr befreit. Zwar sind einige lieber geflohen, als sich uns anzuschließen, zugegeben, und die Kaiserin konnte sie aufspüren und erneut unterwerfen. Aber trotzdem wird es einige Zeit dauern, bis sie wieder eine schlagkräftige Armee hat.«
    Er begann im Zimmer auf und ab zu gehen und sprach schneller und eindringlicher. »Warum will sie die Kinder des Rhys unbedingt unterwerfen? Weil ihre Streitmacht ohne sie zu schwach und zerstreut wäre, um uns sicher besiegen zu können. Die Kaiserin hat ihren Schwur, die Eiche zu zerstören, nicht vergessen, aber sie ist dazu noch nicht in der Lage.« Er blieb stehen und ließ den Blick über die Anwesenden wandern.

Weitere Kostenlose Bücher