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Richard Castle

Richard Castle

Titel: Richard Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frozen Heat
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vielversprechend aus. Sie waren nur zu zweit, unbewaffnet, von den Injektionen geschwächt und befanden sich mitten in der Nacht in irgendeinem ihnen unbekannten Waldgebiet. Ihre Gegner waren vier muskulöse Schlägertypen, die ihre Fähigkeiten bereits bewiesen hatten und vermutlich auch noch Waffen bei sich trugen. Außerdem befanden sich in dem anderen Auto wahrscheinlich noch wer weiß wie viele mehr von ihnen. Nikki wartete, atmete den Körpergeruch und das billige Rasierwasser ihrer Entführer ein und beschloss abzuwarten und darauf zu hoffen, dass sich eine Gelegenheit ergeben würde – und dass es sich bei diesen Leuten nicht um dasselbe Team handelte, das sich um Tyler Wynn gekümmert hatte.
    Sie signalisierte Rook, dass er sich ruhig verhalten sollte, und er neigte den Kopf, um ihr zu zeigen, dass er verstanden hatte. Dann richteten beide ihre Aufmerksamkeit auf die Beifahrertür des Mercedes, aus der ein weiterer großer Kerl stieg. Dieser öffnete die hintere Tür für einen kleineren, dicklichen Mann mit einer Filzmütze, der um den Wagen herumging und sich so hinstellte, dass ihn die Scheinwerfer von hinten anstrahlten, während sein Leibwächter einen Meter neben ihm wartete. Der Mann nahm seine Mütze ab und sagte: „Du wolltest mit mir sprechen, Kleiner?“
    „Oh. Mein. Gott“, stieß Rook hervor. „Anatoly!“
    Der Mann in den Scheinwerfern trat mit ausgebreiteten Armen einen Schritt vor, und Rook stürmte auf ihn zu, woraufhin Heat sich versteifte, doch niemand versuchte ihn aufzuhalten. Die beiden Männer umarmten sich, klopften sich gegenseitig auf den Rücken, lachten und sagten immer wieder: „Du Hund“ und „Nein,
du
Hund.“
    Als sich die Überschwänglichkeit ihrer Wiedervereinigung endlich ein wenig legte, rief Rook: „Nikki, das ist Anatoly. Siehst du? Er kennt mich wirklich.“ Er legte dem anderen Mann einen Arm um die Schulter. „Komm, es gibt da jemanden, den ich dir vorstellen möchte. Das ist …“
    „Nikki Heat, ja, ich weiß.“
    „Natürlich weißt du das“, erwiderte Rook. „Nikki, sag Hallo zu meinem alten Freund Anatoly Kijé.“
    Der Russe streckte ihr eine Hand entgegen, die sich schwielig anfühlte, als sie sie schüttelte. Der Fahrer des Mercedes stellte den Motor ab und schaltete statt der hellen Scheinwerfer das Standlicht ein. Als sich ihre Augen daran gewöhnt hatten, konnte Heat einen genaueren Blick auf Kijé werfen. Er hatte einen gedrungenen, kantigen Körperbau und ein wettergegerbtes bulldoggenartiges Gesicht, das gut auf die Ehrentribüne auf dem Roten Platz neben das von Breschnew gepasst hätte, um sich die Militärparade zum Maifeiertag anzusehen. Sein Haar war für einen Mann seines Alters unnatürlich schwarz und wies vorne eine Tolle auf, die mit genügend Haarlack besprüht war, dass sein Hut keine Delle darin hinterlassen hatte. Unter einem groben Gestrüpp aus gefärbten schwarzen Brauen lagen seine verschmitzten Augen, die auf einen ewigen Charmeur hinwiesen. Nikki hatte in den Staaten viele Typen wie ihn gesehen, doch anstatt Leute auf offener Straße zu entführen, bauten diese Männer maßgefertigte Pools und Steinterrassen in Long Island und New Jersey. Sie fragte sich, ob sie womöglich auch Teppiche reinigten.
    „Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen.“
    „Sie haben sich zweifellos genug Mühe gemacht“, erwiderte sie. „Wenn Sie einfach angerufen hätten, hätten wir Sie in einem Café treffen können.“
    „Ich entschuldige mich.“ Der Spion deutete eine leichte Verbeugung an und ließ dann sanft ihre Hand los. „Das nennt man ein Übermaß an Vorsicht. Auf diese Weise erreicht man in meiner Branche ein Alter von sechzig Jahren.“
    „Sie meinen, als Importeur und Exporteur?“, fragte sie.
    „Ah“, sagte er mit einem Lachen und deutete auf sie. „Ich mag sie, Kleiner. Sie hat ordentlich Mumm, was?“
    „Oh ja.“
    Anatoly schaute auf seine Armbanduhr und ließ den Blick dann kurz durch den Wald schweifen. „Wir sollten unser Treffen an diesem Ort nicht unnötig in die Länge ziehen. Sag mir, Jameson, worüber wolltest du mit mir sprechen? Geht es um einen weiteren Artikel, für den du einen Preis gewinnst, während ich leer ausgehe?“ Er lachte.
    „Ich würde gerne ein paar Einzelheiten über ein altes Netzwerk überprüfen, das es einst hier in Paris gegeben haben soll“, erklärte Rook. „Du kennst meine Regeln, Anatoly. Ich werde weder nationale Geheimnisse aufs Spiel setzen noch jemandes Leben

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