Richard Castle
sodass ein Schwall Staub in die Luft spritzte. Der hintere Peugeot verlangsamte, damit Kijés Mercedes seinen Platz zwischen ihm und dem vorderen Wagen des Konvois einnehmen konnte, und dann rasten sie mit gedimmten Scheinwerfern davon.
Heat und Rook schmeckten die feine Schmutzwolke, die um sie herumwirbelte, vom Mondlicht beleuchtet wurde und sie in einen strahlenden Nebel hüllte. Als sie sich langsam auflöste, sah Nikki eine Spiegelung auf dem Boden in ihrer Nähe und stellte fest, dass es sich dabei um ihre Handys handelte, aus denen die Akkus entfernt worden waren, um die GPS-Funktion auszuschalten. Als sie sie wieder einsetzten und einschalteten, zog der Hubschrauber über ihnen vorbei und flog weiter. Er wirkte desinteressiert und schien nicht in Eile zu sein. Nikki hielt inne, um ihm hinterherzusehen. Als er den Mond über Paris bedeckte, bemerkte sie, dass dieser zumindest halb voll war.
Nikki Heat sah den Halbmond der nächsten Nacht hinter Terminal 1 des JFK-Flughafens aufgehen, als sie und Rook sich auf den Rücksitz der Limousine begaben, die er für ihre Fahrt nach Manhattan bestellt hatte. Trotz Nikkis anfänglichen Bedenken, New York zu verlassen, um nach Paris zu fliegen, hatte Rook recht gehabt. Die kurze Reise hatte beide Fälle weiter nach vorn gebracht. Nicht genug für Nikki – für Nikki war es nie genug –, aber die quälend unvollständigen Informationen, die sie auf der anderen Seite des Atlantiks erhalten hatte, würden wichtige leere Stellen auf den Mordfallbrettern ausfüllen. Was an ihr nagte, war die Frage, wohin sie sich als Nächstes wenden sollte. Von einem Weg, den Heat einschlagen musste, wusste sie, dass er schmerzhaft werden würde, aber sie wagte den Schritt und kümmerte sich sofort darum.
„Hey, Dad, ich bin’s“, sagte sie, als Jeff Heat ans Telefon ging. Um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, fragte sie: „Was machst du denn an einem Samstagabend zu Hause?“
„Ich überwache meine gottverdammten Telefonanrufe, damit mich keine beschissenen Reporter mehr wegen Interviews belästigen.“
„Oh nein. Ist es so schlimm gewesen?“
„Tag und Nacht. Die sind schlimmer als diese verdammten Telefonverkäufer. Bleib mal kurz dran.“ Sie hörte, wie Eiswürfel in einem Glas klimperten und stellte sich vor, wie ihr Vater auf seinem Lehnstuhl saß und sich mit einem Cape Codder beruhigte. „Sogar diese Tussi vom
Ledger
stand heute Morgen vor meiner Tür. Die muss sich hinter einem der Bewohner reingeschlichen haben, bevor das Tor zuging. Diese Scheißer haben keinen Respekt vor der Privatsphäre.“
„Ja, wir wissen, dass alle Reporter Abschaum sind.“ Rooks Kopf zuckte in ihre Richtung. Dann überlegte der Journalist kurz und nickte zustimmend. „Hör zu, Dad, bist du morgen zu Hause? Ich würde gerne vorbeikommen und noch mal mit dir reden. Ich habe ein paar Dinge über Mom erfahren, die dich interessieren dürften.“ Das sowie ihre Bitte, die Fotos aus der Schuhschachtel, die Lysette Bernardin ihr gegeben hatte, mit ihr durchzugehen, verschaffte ihr eine legitime Ausrede, bei ihm vorbeizuschauen. Doch ihr eigentlicher Plan bestand darin, die Gelegenheit zu nutzen, um ein anderes Thema anzusprechen, das man besser persönlich klärte. Sie machten eine Uhrzeit für ihren Besuch aus und wünschten sich eine gute Nacht. Nikki beendete den Anruf und fühlte sich schlecht, weil sie nicht ganz ehrlich mit ihm gewesen war und ihm nicht den eigentlichen Grund genannt hatte, aus dem sie mit ihm sprechen wollte. Sie fragte sich, ob ihre Mutter diese Art von Bedenken verspürt hatte, wann immer sie ihnen Information vorenthielt. Dann ging ihr durch den Kopf, ob Rook letztendlich doch recht damit gehabt hatte, dass sie auch in diesem Punkt genau wie ihre Mutter wurde.
Detective Ochoa hatte sie vom Revier aus angerufen und ihr eine Nachricht hinterlassen. „Ich bin überrascht, dass Sie heute Abend auf dem Revier sind, Miguel“, sagte sie.
„Jemand muss doch die Verantwortung für diesen Fall übernehmen, während Sie und Rook Wein trinken und Schnecken essen, wenn Sie wissen was ich meine.“
„Tja, mit der Faulenzerei ist es jetzt vorbei. Wir sind wieder in der Stadt, und ich bin bereit, Sie beide aus jeglichem Schlamassel rauszuholen, in den Sie sich gebracht haben.“
Detective Raley schaltete sich über die zweite Leitung dazu und fragte: „Haben Sie mir was mitgebracht?“
„Sie arbeiten ebenfalls, Sean? Ich hoffe nur, dass ich es schnell genug
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