Richard Castle
gegenüber einem Revierleiter nicht. „Ein wenig mehr Respekt, klar?“ Mehr musste sie nicht sagen, um das Thema zu beenden.
„Was geht hier Ihrer Meinung nach vor, Detective?“, fragte Rhymer sie. „Zuerst der verschwundene Handschuh, dann das kontaminierte Gas, und jetzt wurde auch noch die Leiche eingeäschert.“
„Das ist kein Zufall, und wir alle wissen das.“ Sie und Rook stellten Augenkontakt her und dachten beide das Gleiche: dass hinter dieser Sache die CIA, das Ministerium für Innere Sicherheit oder sogar irgendeine geheime ausländische Organisation steckte. Nikki fragte sich, ob das der richtige Zeitpunkt war, um dem Rest des Teams mitzuteilen, was sie in Paris herausgefunden hatten. Dann meldete sich Raley zu Wort und nahm ihr die Entscheidung ab.
„Findet es sonst noch jemand seltsam, dass wir Nicole Bernardins Fingerabdrücke nicht auftreiben konnten? Ich meine, sie war eine ausländische Staatsbürgerin, da sollten sich in ihrer Akte doch auch Fingerabdrücke befinden, oder?“
Malcolm mischte sich in die Spekulation ein. „Das ist wirklich seltsam. Besonders da das FBI 2004 die Einwanderungsvorschriften änderte, woraufhin selbst dauerhafte legale Einwohner ihre Fingerabdrücke hinterlegen mussten. Wie konnte Nicole diese biometrischen Aufzeichnungen umgehen?“
„Und sie hat auch keine Registrierungsnummer für Einwanderer“, sagte Raley. „Wie konnte sie ohne einen entsprechenden Ausweis all die Jahre in diesem Land leben? Ich wette, Sie wissen, was das bedeutet, Detective Heat.“
Sie versuchte, eine Entscheidung zu treffen. Sollte sie den Mund halten oder ihr Wissen mit den anderen teilen? Wenn sie es teilte, würde sie diesen klugen und eifrigen Leuten damit die Möglichkeit geben, ihr bei der Lösung des Rätsels zu helfen. Aber es war ein riskanter Schritt, selbst wenn sich Hinesburg und Irons gerade nicht im Gebäude befanden. Die Diskussion zu beenden, wäre sicher aber potenziell hinderlich. Nikki druckste herum, um Zeit zu schinden. „Ich habe diesbezüglich ein paar Gedanken, aber ich bin nicht sicher, ob ich sie äußern soll.“
„Warum nicht?“, fragte Reynolds.
„Es handelt sich um vertrauliche Informationen“, sagte Rook. „Das ist alles topsecret.“
„Nicole Bernardin war eine Spionin?“, fragte Raley und betonte es so, dass es gar nicht wie eine Frage klang.
Heat wandte sich an Rook und schüttelte den Kopf. „Wie sind Sie drauf gekommen?“
„Topsecret? Sehr clever …“
„Tut mir leid.“
Heat hob die Hände in einer Geste der Kapitulation. „Ich wollte es Ihnen ohnehin verraten, also kann ich jetzt auch damit rausrücken. Doch aufgrund der vielen Lecks, die wir hier in letzter Zeit hatten, benötige ich Ihr Wort, dass alles, was ich gleich sage, innerhalb dieser Gruppe bleibt und nicht nach draußen gelangt.“ Jeder einzelne von ihnen hob ohne Aufforderung die rechte Hand.
Also wagte Nikki den Sprung.
Manchmal zahlte es sich aus, ein Risiko einzugehen. Wenn Heat sich ihrem Team nicht anvertraut hätte, wäre sie nie eine Stunde später mit Rook in Midtown gelandet, wo sie nun in der Lobby des prestigeträchtigen Sole Buildings auf den Fahrstuhl wartete und zum ersten Mal seit einer ganzen Weile wieder die Aufregung einer potenziellen Spur verspürte. Dieses Gefühl hatte sie das letzte Mal gehabt, als sie Nicole Bernardin auf dem Konzertvideo ihrer Mutter entdeckt hatte.
Nikki hatte ihren Detectives eine abgespeckte Version der Ereignisse präsentiert und dabei die Entführung durch die Russen, die Begegnung mit dem Ministerium für Innere Sicherheit sowie die besonders persönlichen Punkte ausgelassen. Sie war nicht bereit, Familiengeheimnisse preiszugeben – vor allem nicht das scheußliche Gerücht, dass ihre Mutter am Ende zur Verräterin geworden war. Roach mochten irgendwann dahinterkommen, falls die Überprüfung des geheimen Bankkontos irgendetwas ergab, aber damit würde sie sich auseinandersetzen, wenn es dazu kam. In der Zwischenzeit hatte das Team genug damit zu tun, die Informationen über das Kindermädchennetzwerk, Tyler Wynn und die CIA zu verdauen. Sie beendete ihren Bericht damit, dass sie sie erneut ermahnte, niemandem davon zu erzählen und sie sofort zu informieren, wenn sie irgendjemand wegen des Falls kontaktierte.
„Sie meinen die CIA? Das FBI? Das Hauptquartier?“, hakte Feller nach.
„Ich meine jeden.“ Nikki erläuterte das nicht weiter, und genau wie bei ihrer Nachstellung des Fotos am Nullpunkt in
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