Richard Castle
könnten. An so einem Ort muss es schließlich irgendwelche medizinischen Lösungsmittel geben.“
Sie schüttelte den Kopf. „Roach haben das bereits überprüft.“
„Weißt du, wir sollten auch so einen Namen haben. Einen zusammengezogenen Spitznamen wie Raley und Ochoa. Roach.“ Und dann fügte er hinzu: „Nur dass unserer romantisch sein würde. Ich meine, es gab Bennifer, richtig? Und jetzt gibt es Brangelina. Wir könnten …“
„Mit dieser Beziehung durch sein?“ Sie lachte. Doch er ließ nicht locker.
„Rookie? … Nein.“
„Würdest du damit aufhören?“
„Oder wie wäre es mit … Nookie? Hm, Nookie gefällt mir.“
„Hast du auf diese Weise Miss Mikrofiche verloren? Mit dummem Gerede wie diesem?“
Er ließ den Kopf hängen. „Ja.“
Ein Regenschauer hielt auf Boston zu, also verlagerten sie ihren Ausflug nach drinnen, ins Museum of Fine Arts. Sie eilten aus dem Taxi durch den Regen und an einer Gruppe Guerillakünstler auf dem Bürgersteig vorbei, die dort politische Werke ausstellten. Eins davon war ein hübsches, wenn auch einfallsloses Acrylgemälde eines gierigen Schweins in Zylinder und Frack, das eine Zigarre rauchte. Es zog Rooks Aufmerksamkeit auf sich, und als er daran vorbeilief, stolperte er beinahe über eine Skulptur einer knapp ein Meter hohen mit Blattgold überzogenen Faust, die ein Bündel Geldscheine hielt. „Was für eine Art, abzutreten“, sagte er zu Nikki, nachdem sie die Eingangshalle erreicht hatten. „K. o. geschlagen von der ‚Faust des Kapitalismus‘.“
Er spürte, wie allein durch das Betreten des Museums zumindest zeitweise die Last von Nikkis Schultern fiel. Sie wurde lebhaft und erzählte ihm, dass sie während ihrer Studienzeit an der Northeastern University einmal pro Woche zum Museum of Fine Arts gepilgert war. Sie hakte sich bei ihm ein und zog ihn mit sich, um ihm all ihre Lieblingsbilder aus der Sammlung zu präsentieren, darunter die Ölgemälde von Gilbert Stuart, die Washington und Adams zeigten, sowie das
Fischerboot
von Winslow Homer. Rook, der vollkommen gefesselt war, sagte voller Ehrfurcht: „Sein Wasser ist das nasseste, das man je auf einem Bild sehen wird.“ Die Gemälde von John Singer Sargent riefen warme Erinnerungen an den Kunstdruck von
Nelke, Lilie, Lilie, Rose
in ihr wach, den Rook ihr geschenkt hatte, als es zwischen ihnen ernster geworden war. Heat und Rook küssten sich vor
Die Töchter Bois
, einem Meisterwerk aus der Periode, in der sich der Künstler seinen Lebensunterhalt verdiente, indem er amerikanische Auswanderer in Paris malte. Die vier Töchter schienen sich nicht an der öffentlichen Zurschaustellung von Zuneigung zu stören.
Ein weiterer Sargent, eine Leihgabe aus einer Privatsammlung, hing allein etwas abseits der anderen. Das Gemälde war ebenfalls in Paris entstanden und war das Porträt des Künstlers einer Madame Ramón Subercaseaux.
„Das hier habe ich noch nie gesehen“, sagte Rook. „Ist es nicht wundervoll?“ Doch nun fiel wieder ein Schatten über Nikkis Gesicht. Sie murmelte nur ein oberflächliches „Mm-hm“, während sie in die nächste Galerie weiterging. Er verweilte noch ein wenig länger, um das Porträt zu bewundern. Es zeigte eine elegante junge Frau mit dunklem Haar, die vor einem Klavier saß. Madame Subercaseaux posierte so, dass sie von dem Instrument abgewandt war. Ihre melancholischen Augen starrten aus dem Bild und direkt in die des Betrachters, und eine Hand ruhte hinter ihr auf den Tasten des Klaviers. Das Bild erweckte den Eindruck einer Pianistin, die beim Spielen unterbrochen worden war.
Rook folgte Nikki und verstand, warum ihr das Bild Unbehagen bereitete.
Der Regenschauer hatte nachgelassen, und Heat fragte ihn, wie sehr er es hassen würde, auf eine Nostalgiereise durch ihre Universität gleich auf der anderen Seite der Straße gezerrt zu werden. „An einem RAIRDE-Samstag?“, entgegnete er. „Erstens: Es würde mir sehr gefallen.“
„Und zweitens?“
„Wenn ich Nein sagen würde, könnte ich mich von der Chance auf Hotelsex verabschieden.“
„Verdammt richtig.“
„Worauf warten wir dann noch?“, fragte er.
Wenn er ehrlich war, fand er die Vorstellung eines Rundgangs nicht sonderlich aufregend, aber er bereute keine Minute davon, und zwar einfach nur deshalb, weil er sehen konnte, wie sehr der Besuch sie belebte. Rook beobachtete, mit welcher Sorgfalt Nikki jede interessante Stelle bedachte und ihm alle möglichen Orte zeigte, an denen sie sich
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