Richard Castle
in den vergangenen Monaten beide nichts mit Nicole Bernardin zu tun gehabt. Sie hatte keinen Festnetzanschluss besessen, und ihre Handytelefonate waren banale Essensbestellungen und Terminabsprachen für Mani- und Pediküren. Ochoa kam mit der Bestätigung zurück, dass Bernardin zweimal sehr kurzfristig einen Termin für einen Haarschnitt mit Färben per Handy abgesagt hatte, was sehr untypisch für sie gewesen war. Ihr Stylist, der den Verlust einer seiner besten Kundinnen betrauerte, beschrieb sie als eine sehr nette, wenn auch verschlossene Frau, die in letzter Zeit ein wenig durcheinander gewirkt habe. Keine dieser Informationen war für die Jagd nach dem Mörder sonderlich hilfreich. Rook nahm ein Taxi zu seiner Wohnung, und Heat blieb zurück, um die Mordfallbretter zu aktualisieren. Leider bestand diese Arbeit lediglich darin, Häkchen neben die einzelnen Punkte zu setzen, anstatt neue Informationen hinzuzufügen.
An diesem Abend öffneten sich die Fahrstuhltüren für Nikki in der Eingangshalle von Rooks Wohnhaus, und eine Massageliege rollte auf zwei Rädern heraus. Direkt dahinter folgte Salena, das Reha-Luder. „Hallöchen!“, trällerte sie und winkte mit den Fingern ihrer freien Hand, wodurch sich ihr Trizeps bewegte. „Er gehört ganz Ihnen.“
„Wow, danke. Ich weiß das zu schätzen.“ Das Letzte, was Heat sah, war diese Reihe perfekter weißer Zähne, bevor sich die Tür schloss. Auf dem Weg nach oben grübelte sie die ganze Zeit über Grinsekatzen nach sowie über ihren Wunsch, dass manche Menschen sich am Besten ebenso in Luft auflösen würden.
Als Rook aus der Dusche kam, hatte sie die Antipasti, die sie unterwegs bei Citarella besorgt hatte, auf Teller verteilt und ihnen an der Küchentheke Wein eingeschenkt. „Ich dachte, wir bleiben heute Abend mal hier und gönnen uns was Leckeres.“
„Passt mir gut.“ Er warf einen Blick auf das Weinetikett und sagte: „Ooh, Pinot Grigio.“
„Ja, die perfekte Begleitung zu Teebaumöl und Pheromonen.“ Sie stießen an. „Ich bin auf dem Weg nach oben deiner ungezogenen Krankenschwester begegnet. Wie war deine ‚Reha-Sitzung‘? Und ja, das waren sarkastische Anführungszeichen.“
„Leider war es meine letzte. Aber ich brauchte sie, nachdem du mir heute Nachmittag deinen Ellbogen in die Rippen gerammt hast.“
„Tatsächlich?“ Sie spießte mit der Gabel eine Scheibe Prosciutto auf und rollte sie um eine Kugel Büffelmozzarella. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass du das überhaupt bemerkt hast. Erinnerst du dich? Du solltest eigentlich der Pausenclown sein und verhindern, dass das Gespräch mit meinem Dad verzwickt wird?“
„Ja, wir haben irgendwie die Rollen getauscht, nicht wahr?“
Sie stellte ihr Essen hin und wischte sich die Finger mit ihrer Serviette ab. „Was soll das bedeuten?“
„Nun ja, ich war darauf vorbereitet, mich in euer Gespräch einzumischen, aber du hast gar keine Fragen gestellt. Also habe ich das übernommen.“
„Rook, wir sind nicht dort gewesen, um Fragen zu stellen. Ich wollte meinem Vater lediglich die Höflichkeit erweisen, ihn persönlich über die neuen Entwicklungen in dem Fall zu informieren, weil er in der Boulevardzeitung deiner Exfreundin gelandet ist.“
„Ignorieren wir mal den zweiten eifersüchtigen Kommentar, den du innerhalb einer Minute von dir gegeben hast, und konzentrieren uns auf den Besuch bei deinem Vater.“ Er kaute an einer Olive herum und legte den Kern auf den Rand seines Tellers. „Ja, wir waren aus einem bestimmten Grund dort, aber er erzählte Sachen, die mich neugierig machten. Sein Verdacht bezüglich der Affäre war zu bedeutend, um ihn einfach zu übergehen. Als du nichts gesagt hast, bin ich davon ausgegangen, dass du diese Information erst mal emotional verarbeiten musstest, also habe ich übernommen. Er hat das dir gegenüber nie erwähnt?“
„Du hast es doch gehört. Er hat Nein gesagt.“
„Und du hattest keine Ahnung?“
Sie nahm einen weiteren Schluck Wein und betrachtete die Kräuselungen auf der Oberfläche, während sie das Glas am Stiel schwenkte. „Kann ich dir etwas anvertrauen?“
„Alles, das weißt du doch.“
Sie hielt inne, um nachzudenken, wodurch ihr Gesicht den gleichen gequälten Ausdruck annahm wie das ihres Vaters Stunden zuvor. „Ja. Ich hatte ebenfalls den Verdacht, dass meine Mutter eine Affäre haben könnte.“ Wieder nahm sie einen Schluck aus ihrem Glas. „Erst als ich älter war, im Teenageralter, aber ich fing an,
Weitere Kostenlose Bücher