Richard Castle

NEC, mit ihnen in Verbindung stand, war mit leeren Händen zurückgekehrt. Die ganze Arbeit, die sie sich machten, führte zu keinerlei Ergebnissen. Genau wie bei Nicoles sommerlichen Laufrunden im Park endete alles wieder exakt dort, wo sie angefangen hatten.
    Als sich die Gruppe auflöste, wandte sich Nikki aus Reflex Rooks leerem Stuhl zu, um sich seine verrückte Meinung anzuhören. Bevor sie der Gedanke an ihn in eine Teergrube der Verletzlichkeit stoßen konnte, suchte sie sich an ihrem Schreibtisch eine Beschäftigung. Alles in allem schätzte sie sich glücklich, dass sie die letzte Stunde ohne geflüsterten Tratsch hinter sich gebracht hatte – und auch ohne die Notwendigkeit, sich der Debatte um ihr Privatleben im Hauptraum des Reviers stellen zu müssen. Dann kam Detective Hinesburg hereingerauscht, und eine neue Stunde begann.
    „Ich habe alles über letzte Nacht gehört. Geht es Ihnen gut?“, fragte Sharon, die sich mehr als nur ein wenig zu weit über Nikkis Schreibtisch lehnte. Aber die Distanzzone einer anderen Person zu respektieren, gehörte nicht zu ihren Stärken. „Das muss schrecklich gewesen sein, direkt dort in Ihrer Wohnung.“ Sie lehnte sich noch weiter vor und sprach nur ein wenig leiser. „Und er war auch noch Ihr fester Freund. Nikki, das tut mir so leid.“
    „Er war nicht mein fester Freund.“ Nikki wünschte sich, sie hätte sich gar nicht erst auf diese Unterhaltung eingelassen.
    „Klar, was immer Sie sagen. Das muss so traumatisch gewesen sein. Wirklich, ich hätte nicht gedacht, dass Sie heute aufs Revier kommen würden.“
    Heat schob ihren Ärmel zurück und sah auf ihre Uhr. „Offensichtlich haben Sie das nicht gedacht. Wo waren Sie?“
    „Ich habe einen Auftrag erledigt, den ich von Captain Irons erhalten habe.“ Zuerst glaubte Nikki, dass sie log, aber das würde sie zu leicht nachprüfen können. Also gab sie ihrer Verärgerung nach, dass der Revierleiter sie übergangen hatte und Mitglieder ihres Teams ohne Absprache abwarb. Doch dann dachte Heat darüber nach, wen er abgeworben hatte. War der Morgen ohne Sharon nicht viel angenehmer gewesen? Hinesburg ging zu ihrem Schreibtisch, um ihre monströs große Handtasche abzustellen, und sagte: „Ich wäre schon früher hier gewesen, aber sie wissen ja, was er von Überstunden hält. Und da ich gestern Abend bis nach Scarsdale fahren musste, sagte er mir, ich solle heute etwas später kommen, um die zusätzlichen Stunden wieder auszugleichen.“
    Nikki stockte der Atem. Sie marschierte zu Hinesburgs Schreibtisch hinüber und drang zur Abwechslung mal in
ihre
Distanzzone ein. „Was haben Sie in Scarsdale gemacht?“
    Die andere Polizistin stieß ein leises Pfeifen aus. „Oh Mann. Im Ernst. Ich bin wirklich davon ausgegangen, dass er es Ihnen mitgeteilt hat.“
    Die Worte trafen Nikki wie eine Druckwelle und ließen sie zurücktaumeln. „Sie sind zu meinem Vater gefahren? Im Rahmen eines Auftrags?“
    Bevor sie antworten konnte, war Heat bereits auf dem Weg ins Büro des Captains. „Ja, aber er ist kein Verdächtiger“, rief Hinesburg ihr kläglich hinterher. „Nur eine Person von Interesse.“
    Heat schlug seine Tür mit solcher Wucht zu, dass das halbe Gebäude geglaubt haben musste, ein weiteres Nachbeben zu erleben. Und wenn sie sich in Irons Büro befunden hätten, wäre das tatsächlich der Fall gewesen.
    „Heilige Scheiße, Heat, was zum Teufel soll das?“ Wally Irons war nicht nur aufrecht auf seinem Stuhl hochgeschreckt, sondern auch noch ein Stück auf den Rollfüßen zurückgewichen. Seine Hacken traten auf die Plastikunterlage auf den Boden, seine Augen waren geweitet, und sein Unterkiefer hing schlaff herunter. Er tat gut daran, seinen Instinkten zu folgen. Detective Heat näherte sich seinem Schreibtisch, als ob sie beabsichtigte, darüberzuklettern und sich auf ihn zu stürzen.
    „ ‚Was zum Teufel‘ trifft es ganz gut. Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht, diese verdammte Sharon Hinesburg zu meinem Vater zu schicken?“ Heat fluchte nicht oft, und wenn ihr Auftritt nicht ausgereicht hatte, um deutlich zu machen, dass sie aufgebracht war, hatte ihre Wortwahl das zweifellos erledigt. „Zu meinem Vater, Captain!“
    „Sie sollten sich erst mal beruhigen.“
    „Einen Scheiß werde ich! Beantworten Sie meine Frage.“
    „Detective, wir wissen alle, dass Sie eine sehr anstrengende Nacht hatten.“
    „Antworten Sie mir.“ Als er sie nur anstarrte, nahm sie seine halbvolle Tasse mit kaltem