Richard Castle
amüsierte sich über seinen eigenen Witz, bis sein Gelächter einen Hustenanfall hervorrief. Er griff neben sich auf dem Bettlaken nach dem Morphiumknopf, der mit einem Infusionsbeutel verbunden war, und drückte ihn zweimal. „Ich weiß nicht einmal, ob das bei mir überhaupt noch funktioniert.“ Er konzentrierte sich darauf, tief zu atmen, und sobald er sich wieder beruhigt hatte, beendete er seinen Gedanken. „Ich muss sagen, dass sich Ihre Mutter bei ihrem zweiten Anlauf als ebenso effektiv erwies.“
Heat beschloss, nun endlich den Punkt ansprechen, auf den sie die ganze Zeit über hinausgewollt hatte, und fragte: „Tyler, hat sie bis zum Schluss für Sie spioniert? Ich meine, bis zum Zeitpunkt ihrer Ermordung?“
Die Erinnerung daran ließ sein Gesicht ernst werden. „Ja, das hat sie.“
„Können Sie mir Genaueres verraten? Irgendetwas, das mir dabei helfen könnte herauszufinden, wer sie getötet hat?“
„Cindy hatte zu dieser Zeit mehrere Projekte, an denen sie arbeitete.“ Er hob einen Arm, zog seine Infusionsschläuche mit sich, tippte sich mit einem Finger an seine Schläfe und grinste spitzbübisch. „Ich habe sie alle noch hier drin. Ich bin zwar seit vielen Jahren nicht mehr im Spiel, aber ich habe nicht eine Kleinigkeit vergessen. Ich sollte Ihnen nicht verraten, woran sie arbeitete, aber ich werde es trotzdem tun. Zum einen, weil uns allen die Zeit davonläuft und ich einer der wenigen sein könnte, der Ihnen vielleicht helfen kann. Oder Ihnen helfen wird. Es hat sich eine Menge verändert, und zwar nicht zum Besseren. Das Handwerk hat seinen menschlichen Faktor verloren. Heute will niemand mehr die Talente von Männern wie mir, nicht wenn man unbemannte Drohnenflugzeuge haben kann.
Aber hauptsächlich werde ich es Ihnen deshalb verraten, weil es hier um meine Cynthia geht. Ich weiß nicht, wer dieser Mistkerl ist, aber ich will, dass Sie ihn verdammt noch mal festnageln.“ Die aufwallenden Emotionen belebten ihn, forderten aber auch ihren Tribut. Er presste das Sauerstoffröhrchen näher an seine Nasenlöcher und atmete tief ein, während Heat und Rook voller Anspannung warteten.
„Ich glaube, Ihre Mutter fand etwas Heikles heraus, und jemand brachte sie zum Schweigen, bevor sie darüber Bericht erstatten konnte.“
„Was könnte das gewesen sein?“, fragte Nikki.
„Das weiß ich nicht. Haben Sie damals bemerkt, dass sie sich anders verhielt? Änderte sie ihre täglichen Routinen oder Abläufe? Hatte sie beispielsweise zu ungewöhnlichen Zeiten Termine?“
„Für den Zeitraum unmittelbar vor dem Mord kann ich das nicht genau sagen. Ich war damals auf dem College. Aber sie hat sich oft zu ungewöhnlichen Zeiten mit anderen getroffen. Es wurde bei uns zu Hause zu einem Reizthema.“
„Ein Berufsrisiko, fürchte ich.“ Er wirkte nachdenklich und fragte: „Haben Sie je gesehen, wie sie versuchte, etwas zu verstecken, oder haben Sie mal einen Schlüssel gefunden, der zu nichts passte? Hatte sie sich vielleicht einen neuen Aktenschrank besorgt oder irgendwas in der Art?“
„Nein, tut mir leid, mir ist nichts dergleichen aufgefallen.“
Rook meldete sich zu Wort. „Wenn Sie sagen, dass sie jemand zum Schweigen brachte, meinen Sie damit einen ihrer Arbeitgeber, eine der Familien, die sie ausspionierte, oder einen anderen Spion, der etwas in die Finger bekommen wollte, das sie besaß?“
„Das trifft alles zu. Wenn die Situation kippt, kann einen jeder aus jedweder Richtung angreifen.“
Die potenzielle Verbindung, über die Heat nachgegrübelt hatte, konnte nicht länger warten. „Sie erwähnten Nicole Bernardin. Besteht die Möglichkeit, dass sie sich gegen meine Mutter wandte und sie umbrachte?“
Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Nein. Das steht vollkommen außer Frage. Nicole liebte Cindy. Sie waren wie Schwestern. Nicole Bernardin würde für Ihre Mutter sterben. Reden Sie selbst mit ihr, Sie werden sehen.“ Und dann bemerkte er den Ausdruck auf ihren Gesichtern. „Was?“
„Tyler, es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen“, sagte Nikki. „Nicole ist tot.“
Seine Augen blitzten erschrocken auf, und sein Unterkiefer klappte schlaff herunter. „Nicole …? Tot?“
„Sie wurde ebenfalls ermordet.“
„Nein.“
Seine wachsende Panik beunruhigte Nikki. „Vielleicht sollten wir das später besprechen.“ Sie erhob sich von ihrem Stuhl.
„Nein, erzählen Sie es mir, erzählen Sie es mir jetzt.“ Er richtete sich unter großen
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