Richard Castle
Geräusch im Zimmer war das leise rhythmische Piepen seines Herzmonitors, sodass Heat und Rook sich fragten, ob er womöglich eingeschlafen war. Doch dann räusperte er sich heftig und begann mit seiner Geschichte. „Ich werde Ihnen das Folgende erzählen, weil es dabei nicht nur um mich geht, sondern auch um Ihre Mutter.“ Als er diese Worte aussprach, spürte Nikki, wie ihr Herz einen Satz machte. Sie wagte es nicht, ihn zu unterbrechen, also nickte sie nur und ermutigte ihn damit, fortzufahren. „Ich kann nach diesen paar Minuten mit Ihnen nicht nur beurteilen, dass Sie die Sache diskret behandeln werden, Nikki, sondern habe außerdem zu dieser Stunde meines Lebens, allein und eindeutig ohne die … Ausstattung … um mich zu schützen, keinen Grund, mich wegen fehlgeleiteter Treue naiv zu verhalten.“
Sein Kommentar über Diskretion bewegte Heat dazu, die Kappe auf ihren Stift zu schieben und ihre Hände über ihrem Notizblock zu falten. Rook blieb still und reglos und behielt die Arme vor der Brust verschränkt. Er wartete einfach ab.
„Für viele Jahre, damals als ich noch jünger und wesentlich nützlicher war …“ Er hielt inne. Dann wagte er den Sprung. „War ich in geheime Operationen verwickelt, um meinem Land zu helfen. Mit Verlaub, ich war ein Spion. Für die CIA.“ Rook schnaubte und verlagerte an seinem Fensterplatz sein Gewicht, indem er seine Füße an den Knöcheln überkreuzte. Wynn drehte seinen Kopf in seine Richtung und sagte: „Sie wussten das natürlich schon. Ein weiterer Grund, die Tarnung nicht länger aufrechtzuerhalten. Darum geht es beim Spionieren in erster Linie, wissen Sie, um die Tarnung. Es ist eher Mantel als Degen. Wir dachten uns Geschichten aus und lebten sie. Und Sie haben recht, mich im Rahmen meiner Geschichte als Investmentbanker nach Europa zu schicken, verschaffte mir eine ausgezeichnete Tarnung. Mehr als das, es verschaffte mir Zugang zu Orten, an die ich gelangen musste, um Informationen zu sammeln. Es geht nichts über Reichtum, um ein paar Türen zu öffnen und dafür zu sorgen, dass die Leute einem nicht ständig zu viele Fragen stellen.“
Er wandte sich wieder an Nikki. „Ich kümmerte mich um das, was das Hauptquartier in Langley scherzhaft als mein Kindermädchennetzwerk bezeichnete. Sie nannten es so, weil ich mit einer genialen Idee anfing. Nachdem ich durch mein Tarngeschäft so viele einflussreiche Kontakte gewonnen hatte, begann ich, Kindermädchen anzuheuern, die ich in den Häusern von Diplomaten und anderen ausgewählten Personen von Interesse unterbrachte, damit sie dort spionieren und mir Bericht erstatten konnten. Die Einfachheit der Idee wurde nur noch von den Ergebnissen übertroffen. Diese Kindermädchen hatten unglaublichen Zugang zu den häuslichen Leben meiner Zielpersonen. Sobald sie in Position waren, hörten sie nicht nur zu, sondern platzierten auch Wanzen und machten gelegentlich Fotos, entweder um geheime Informationen zu sammeln oder um Druckmittel in der Hand zu haben. Erpressung.“ Er warf Nikki ein Lächeln zu. „Ich sehe, dass Sie mir bereits voraus sind. Sie haben es schon begriffen, nicht wahr?“
Sie spürte einen leichten Schweißfilm auf ihrer Brust und an der Stelle, wo ihr Rücken den geformten Plastikstuhl berührte. „Ich denke schon.“ Ihre Stimme klang fremd.
„Der Direktor war so zufrieden mit den Geheimnissen, die ich ans Licht brachte, dass ich schon bald den Befehl erhielt, ihm mehr davon zu beschaffen. Bedenken Sie, dass wir uns damals in den Siebzigern befanden. Der Kalte Krieg war immer noch in vollem Gange. Es gab Vietnam. Die IRA. Die Berliner Mauer. Carlos der Schakal entführte OPEC-Minister in Wien. Die Gespräche für die SALT-Verträge fanden in Moskau statt. Die griechische Monarchie wurde gestürzt. Rotchinesische Schläferzellen fingen an, die Vereinigten Staaten zu unterwandern. Und früher oder später kamen die meisten Mitspieler durch Paris.
Die Genialität des Kindermädchennetzwerks bestand darin, dass ich es ausweiten konnte, indem ich mehr als nur Kindermädchen und Au-pairs einsetzte. Ich fügte einen Butler hinzu, dann ein paar Köche, dann Englischlehrer und schließlich, ja, Nikki Heat – Musiklehrer. Eine Kommilitonin Ihrer Mutter, Nicole Bernardin, hatte sich bei ihrer Spionagearbeit für mich als sehr erfolgreich erwiesen, und sie half mir, Cynthia während eines Sommerbesuchs für unsere Sache zu gewinnen.“
Heat und Rook wandten sich langsam einander zu. Keiner wollte
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