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Richard Castle

Richard Castle

Titel: Richard Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frozen Heat
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beobachteten das Geschehen traurig und hilflos, während der Mann, den sie eben erst kennengelernt hatten und der ihnen bereits sympathisch geworden war, nicht auf die Wiederbelebungsmaßnahmen reagierte. Nun würden die entscheidenden Antworten auf Nikkis wichtigste Fragen für immer in seinem Kopf verborgen bleiben, den er vor nur wenigen Minuten noch so scherzhaft angetippt hatte.
    Nach mehreren Versuchen schaute zuerst der Arzt und dann sein Team auf die Uhr an der Wand. Der Arzt schrieb die genaue Zeit auf. Eine Schwester schaltete den Defibrillator ab und wickelte die Kabel der Paddles auf. Die andere streckte eine Hand zum Herzfrequenzmonitor aus und legte einen Kipphebel um.
    Das fiepende Geräusch verstummte, auch die Nulllinie verschwand und hinterließ ein grünes horizontales Nachbild, das schließlich verblasste. Die Schwester bedachte Heat und Rook mit einem mitfühlenden Blick, der keine Übersetzung benötigte. Dann drehte sie sich herum, um Tyler Wynns Leiche zu bedecken.
    Langsam und behutsam zog sie das Laken über seinen Körper. Für Nikki fühlte es sich so an, als ob die Stahltür zu einem Tresor vor ihrer Nase zuschlug.

ELF
    „Wie es scheint, ist Paris auch die Stadt der ausgehenden Lichter“, sagte Rook, als sie vor dem Krankenhaus in ihr Taxi stiegen.
    „Nett. Mr. Sensibel schlägt wieder zu.“
    „Was denn? Ich habe ihn nicht umgebracht. Das warst du. Du hast ihn umgebracht.“
    „Würdest du bitte aufhören, das zu sagen.“
    „Aber es ist doch so. Du hast Onkel Tyler getötet.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden.“
    Heat wandte sich ab und starrte aus dem Fenster auf den Hain aus blühenden Rosskastanienbäumen auf der anderen Seite der Straße im Bois de Boulogne. Der Mercedes beschleunigte und fuhr auf die A-13 zurück nach Paris auf. Da der Motor kaum zu hören war, entstand die Illusion, dass sich nicht etwa das Auto bewegte, sondern die blühenden Baumgruppen mit ihren sonnenlichtgetränkten weißen Blüten an ihr vorbeirollten wie strahlende Frühlingswolken.
    Natürlich hatte sie Tyler Wynn nicht umgebracht.
    Natürlich glaubte ein Teil von ihr trotzdem, dass sie genau das getan hatte. Das nagende Gefühl der Verantwortung zerrte an ihr. Sie stellte sich einen Wasserspeier von Notre Dame vor, der zum Leben erwachte, und konnte hören, wie er mit teuflischer Stimme knurrte: „Er ist gestorben, weil du ihn besucht hast. Es war zu viel für ihn. Du hättest den alten Mann ignorieren sollen, als er nach mehr verlangte.“ Der Polizist in Zivil, der nach dem Vorfall im Hôpital Canard aufgetaucht war, um sie bezüglich der Angelegenheit zu befragen, hatte diese Idee abgetan. Selbstverständlich hatte er sie gefragt, was unmittelbar vor dem Herzinfarkt vorgefallen war, und Heat hatte ihm die Version für Polizeiermittler mitgeteilt, jedoch ohne auf Einzelheiten zum Fall ihrer Mutter einzugehen. Tyler Wynn kannte die Opfer der beiden Mordfälle, in denen sie ermittelte. Er hatte freiwillig mit ihr gesprochen, was der uniformierte Polizist vor der Zimmertür bestätigte. Als Wynn anfing, Anzeichen für starke Aufregung zu zeigen, hatte sie versucht, das Gespräch abzubrechen, aber das machte ihn sogar noch unruhiger, also hielt sie es für besser, ihm die Informationen mitzuteilen, nach denen er verlangte, und die Befragung danach so schnell wie möglich zu beenden.
    „Wer hätte das schon wissen können?“, sagte der französische Inspektor mit einem Schulterzucken und gab ihr ihre Papiere zurück. „Ich habe bereits mit dem Arzt gesprochen, und er meinte, dass nicht Ihr Besuch, sondern die drei Kugeln und etwas namens angeborene Aortenstenose zu Tyler Wynns Tod geführt hätten.“
    Aber Rook machte ihr Vorwürfe. Warum? Weil er Nikki gut genug kannte, um ihren Schuldreflex mit falscher Verachtung zu umgehen. Eines der ersten Dinge, die er während seiner Begleittour im vergangenen Sommer gelernt hatte, war, wie echte Polizisten mit Emotionen umgingen, indem sie Sarkasmus einsetzten. Nachdem er vor Kurzem aus seinem Koma erwacht war, hatte er ihr zuallererst mitgeteilt, wie sauer er war, dass er die Kugel nicht mit seinen Zähnen gefangen und zurück auf den Bösewicht gespuckt hatte, wie es sich für einen Superhelden wie ihn gehörte. Nun, auf dem Rücksitz des Taxis, versuchte Rook sie aufzumuntern, indem er ihr scherzhaft die Schuld an der Situation gab.
    Auf der Avenue de New York passierten sie den Alma-Tunnel, und als Heat die

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