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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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zu ihr gewesen sei und ihr mehrfach vorgeworfen habe, sie sei nicht auf seiner Seite, und wenn sie nicht für ihn wäre, dann wäre sie gegen ihn … aber einen Gegner im eigenen Haus könne er nicht brauchen … und wenn ihr alles zu viel wäre, sollte sie sich doch am besten umbringen, er würde ihr jedenfalls keine Träne nachweinen, im Gegenteil, dann hätte er eine Sorge weniger …«
    Peter hielt das Handy vom Ohr weg, weil Marko Klopek die letzten Worte geschrien hatte. Als es im Lautsprecher still wurde, presste er das Gerät wieder ans Ohr.
    Marko Klopek hatte sich beruhigt. »Meine Tante rief meine Mutter nach dem letzten derartigen Streit an. Sie sagte ihr …«, Marko holte tief Luft, »… sie sagte ihr, dass Onkel Tristan neuerdings den Waffentresor offen stehen lasse, als ob er sie dazu einladen wolle, sich zu erschießen, und dass sie drauf und dran sei, seiner Einladung zu folgen …«
    »Großer Gott«, murmelte Flora.
    »Meine Mutter sagte, es sei ihr gelungen, Tante Hannelore das auszureden. Dass sie den Tresor wieder verschließen und nicht mehr daran denken solle. Dass mein Vater und meine Mutter noch am selben Abend rübergehen und Onkel Tristan zur Rede stellen würden …«
    »Aber sie kamen nicht mehr dazu«, vermutete Peter.
    »Tante Hannelore brachte sich an diesem Tag um. Meine Mutter war lange der Überzeugung, dass sie es gleich nach dem Telefonat getan hat. Sie können sich vorstellen, wie sie das mitgenommen hat.«
    »Warum haben Ihre Eltern das damals nicht gleich den Kollegen erzählt?«
    »Weil sie abwarten wollten, was bei der polizeilichen Untersuchung herauskäme. Weil sie …«
    »Weil sie dachten, wenn die Polizei von allein draufkäme, dass Tristan Heigl seine Frau in den Selbstmord getrieben hat, dann wären sie keine … Denunzianten?«, fragte Peter.
    »Aber dann«, sagte Flora, »hieß es, der Fall sei geklärt, Ihren Onkel träfe keine Schuld, und Ihre Mutter entschloss sich doch, sich an die Polizei zu wenden.«
    »Sie hat dem Polizisten, der damals bei uns gewesen war, zwei- oder dreimal auf die Mailbox gesprochen. Als nie ein Rückruf kam, hat sie resigniert. Sie sagte, Bösartigkeit sei eben nicht strafbar. Verstehen Sie, meine Eltern sind noch vom alten Schlag …«
    »Weshalb haben Sie sich dann nicht in die Sache reingehängt, wenn Ihre Mutter aufgab? Sie sagten doch, Hannelore Heigl sei Ihre Taufpatin gewesen.«
    »Kennen Sie das? Wenn man sich einredet, eine Sache ginge einen nichts an, weil man in Wirklichkeit nicht weiß, wie man damit umgehen soll?«
    Peter drang nicht weiter in den Mann ein. »Danke, dass Sie uns das mitgeteilt haben«, sagte er.
    »Ich dachte, mir wäre danach leichter, ist es aber nicht.« Klopeks Stimme schwankte.
    »Die Erleichterung kommt später«, log Peter. Er beendete das Gespräch.
    Flora hatte die Augen zusammengekniffen. »Jemand in der Polizeiinspektion Landshut hat keine Lust gehabt, der Sache noch mal nachzugehen«, sagte sie langsam. »Für ihn war die Angelegenheit begraben, so wie Hannelore Heigl.«
    »Und jetzt, zehn Jahre später, haben wir einen Mord in Wittenberg und einen in Heigls Haus, die beide mit einer Waffe von genau dem Kaliber begangen wurden, die Hannelore Heigl gegen sich selbst gerichtet hat. Was folgern wir daraus?«
    »Dass die ganze Angelegenheit nun tatsächlich genauso unser Fall ist wie der Haralds.«
    »Wir müssen noch mal ganz zum Anfang zurück«, sagte Peter grimmig.
    Flora brauchte nur ein paar Sekunden, um ihn zu verstehen. »O nein!«, stöhnte sie. »Du willst dich doch durch das Archiv graben?«
    »Glück auf, Frau Kollegin.«
53 .
    Mit den überraschten Fragen Connors, Daniels und Julias im Ohr und dem Duft des nicht gegessenen Rühreis in der Nase trafen Peter und Flora wenige Minuten später in der Polizeiinspektion ein. Der erste Beamte, der ihnen über den Weg lief, war Rudolf Strutiow, der sie mit langem Gesicht begrüßte.
    »Ist was passiert?«, fragte Flora.
    Strutiow hob die Schultern. »Ich hab heute Morgen die Eltern von Natalie Seitz in ihrem Hotel in Kaltern erreicht«, sagte der Beamte. »Gott, ich hasse das, solche Nachrichten zu überbringen.«
    »Und wohin bist du jetzt unterwegs?«
    »Zur Burg. Ich leite den Polizeischutz für die Pressekonferenz.«
    »Viel Vergnügen«, sagte Peter.
    »Ich wüsste mir nichts Schöneres«, erwiderte Strutiow und eilte mit einem Seufzer hinaus.
    In Peters Büro holten sie den Zettel, auf den Peter am Tag zuvor die Aktennummer des

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