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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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läuft«, sagte Harald. »Wir waren uns einig, dass es keinen Sinn hat, sie auch noch hierherzuholen. Auf der Presseschau heute Abend sollen ja auch noch ein paar normale Menschen rumlaufen, nicht nur Bullen.« Harald musterte Robert, und diesem war, als könne sein Chef ihm die Erleichterung und die Gedanken, die ihm durch den Kopf gegangen waren, an der Stirn ablesen. Er fühlte sich noch mehr beschämt. Harald zwinkerte ihm zu. »Heute Abend gehört der Mistkerl uns«, sagte er vergnügt.
    Harald hatte einen der kleinen Konferenzräume des Hotels reserviert und dort Frühstück auftragen lassen. »Wenn alles glattgeht, fragt kein Mensch mehr nach unseren Spesen«, erklärte er.
    »Und wenn nicht?«, fragte Monika.
    »Ich verstehe nicht, wie du das meinst«, erwiderte Harald mit breitem Grinsen.
    Monika zuckte mit den Schultern, aber auch auf ihr Gesicht stahl sich der Anflug eines Lächelns. Nicht zum ersten Mal wurde Robert Zeuge, wie charmant und überzeugend Harald sein konnte, wenn er es darauf anlegte.
    »Warum halten wir diese Besprechung nicht in der Landshuter Polizeiinspektion ab?«, fragte Bülent, der ewige Teamspieler.
    »Weil ich ihnen nicht traue«, entgegnete Harald. Die SOKO -Mitglieder schwiegen überrascht. Harald seufzte. »Ich war hier mal verheiratet – mit einer Kripo-Kollegin. Wir verstehen uns nicht besonders gut, und ihr neuer Freund, der ebenfalls ein Bulle ist …«, Harald wechselte einen Blick mit Robert, »… ist zwar ein hervorragender Polizist, aber ihr könnt euch vorstellen, wie es zwischen ihm und mir steht.«
    »Wären die beiden so unprofessionell, unsere Arbeit zu behindern?«, fragte Monika erstaunt. »Dann gehören sie nicht in den Polizeidienst!«
    »Nein, wären sie wohl nicht«, gab Harald zu. »Aber ich fühle mich trotzdem wohler, nur mit euch zusammenzuarbeiten.«
    Die Münchner Kollegen nickten; Bülent gab Harald sogar einen freundschaftlich-verständnisvollen Klaps auf die Schulter. Robert fing erneut einen Seitenblick Haralds auf, dann stand sein Chef auf und trat zum Flipchart.
    Für einen winzigen Moment hatte Robert den Eindruck, einer brillanten schauspielerischen Leistung beigewohnt zu haben, aber dann schob er den Gedanken resolut beiseite. Er wollte nicht schon wieder damit anfangen, Harald zu misstrauen. Harald skizzierte den Grundriss der Landshuter Burg auf einem Flipchart-Bogen.
    »Ich habe Blofeld einen Mordsköder vor die Nase gehängt: die Pressekonferenz heute Abend«, erklärte Harald. »Sie findet im Weißen Saal der Burg statt. Das ist hier, im ersten Geschoss. Ein Zugang öffnet sich zu den Arkaden und führt hier über ein Treppenhaus in den Burghof, zwei weitere führen hier durch weitere Räume zu einem Aufzug, der in den Kassenraum der Burg hinunterfährt. Die Überwachung ist also einfach. Blofeld weiß das auch. Daher wird er einen Trick anwenden, um sich den Schmuck unter den Nagel zu reißen und zu verschwinden.«
    »Sicherlich nicht denselben Trick wie in Wittenberg«, sagte Monika.
    Harald schüttelte den Kopf. »Ich tippe darauf, dass er mit einem Komplizen – wahrscheinlich demselben, mit dem er das Ding in Wittenberg durchgezogen hat – ein Kamerateam bildet. Er wird irgendein Chaos verursachen, vermutlich einen Brandalarm. Die Burg ist in den sechziger Jahren fast komplett ausgebrannt, da ist die Nervosität immer noch groß. Wenn er es schafft, den Feueralarm auszulösen, wird dort oben die Hölle los sein. Ich schätze, er wird versuchen, den Schmuck in einer falschen Kamera zu verstauen, und dann mit allen anderen aus der Burg zu fliehen.«
    »Ist das nicht ein bisschen zu einfach?«, fragte Bülent.
    Harald schüttelte den Kopf. »Lass ihn eine Rauchbombe werfen. Schon ist die Panik perfekt – und bis sich der Rauch verzogen hat, kann er quasi unsichtbar den Schmuck an sich bringen. Mehr als eine halbe Minute ist dazu nicht nötig.«
    »Er bringt die Kamera nie an den Sicherheitsschranken vorbei«, warf Florian ein.
    »Willst du jeden Kameramann, der panisch vor einem vermeintlichen Feuer flieht, aufhalten und seine Kamera inspizieren? Abgesehen davon, dass du sie aufbrechen müsstest, um festzustellen, ob sie nur eine Attrappe ist?«
    »Mitten in der Burg wohl nicht«, sagte Monika, »aber deinem Plan entnehme ich, dass hier vorn das Hauptzugangstor der Burg ist. Weit weg von den Gebäuden im Zentrum der Anlage. Hier kann man eine vom vermeintlichen Feuer ungefährdete Sicherheitsschranke aufbauen und alles genau unter

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