Richard Dübell
Turms aus eingesehen werden.
Die SOKO -Mitglieder verzogen keine Miene, als sie Peter in seiner Herzogsaufmachung sahen. Es waren drei Männer und eine Frau. Peter fiel auf, dass sie so dicht um Robert Kalp herumstanden, als müssten sie ihn beschützen. Er presste seinen Namen hervor und verzichtete darauf, ihnen jeweils die Hand zu schütteln oder sich nach ihren Namen zu erkundigen. Die Zeit drängte. Er hielt den Schlüsselbund hoch, den Tiodoro ihm gegeben hatte.
»Damit komme ich in die Kirche und in den Turm«, sagte er. »Aber ich weiß nicht, wie gut der Schall nach oben in die Türmerstube dringt. Es kann sein, dass Heigl zumindest hört, wie die Zugangstür zum Turm geöffnet wird. Sie müssen ihn also ablenken.«
»Und wie?«
Peter fummelte Haralds Handy aus der Gürteltasche. »Ich kenne seine Mobilnummer …«
Die Münchner Polizisten starrten ihn überrascht an. »Und wenn es nicht seine Nummer ist?«, fragte Robert Kalp.
»Was Besseres fällt mir nicht ein. Rufen Sie ihn an und erzählen Sie ihm irgendwas, das ihn dazu bringt, nicht auf seine Umgebung zu achten. Bauen Sie eine Konferenzschaltung zu dem Gerät hier auf, damit ich mithören kann. Es gehört ohnehin Harald.«
»Also gut!« Robert Kalp holte Luft. »Monika und Bülent, ihr geht mit dem Kollegen Bernward …«
Peter schüttelte den Kopf. »Das Treppenhaus ist eng und aus Holz. Wir würden uns nur gegenseitig behindern, und je mehr Leute hinaufsteigen, desto lauter wird es knarren und schwingen. Es kommt darauf an, dass ich es bis nach oben schaffe, bevor Heigl merkt, dass er Besuch bekommt. Ich gehe allein. Ich möchte aber, dass Sie alle Portale besetzen und dafür sorgen, dass keine Besoffenen aus der Disco nebenan hier aufkreuzen. Falls doch, jagen Sie sie zum Teufel. Und wenn ein Kerl in Jogginghose und einem Pilger-T-Shirt ankommt, nehmen Sie ihn zur Not fest, bevor er sich auf Verbrecherjagd macht. Es ist der Stiftspropst. Ich hab ihm die Schlüssel abgeluchst und ihn in seiner Wohnung eingesperrt, aber vielleicht kann er sich befreien.«
»Sie sind ja ein fleißiges Kerlchen«, sagte einer der SOKO -Beamten und musterte Peter mit einer Mischung aus Spott und Interesse.
»Man tut, was man kann. Ich habe keine Ahnung, was Heigl noch für Tricks auf Lager hat – nicht dass noch mehr Unschuldige zu Schaden kommen.«
Robert und das SOKO -Team sahen sich an. »Okay«, sagte Robert schließlich.
»Sind Sie bewaffnet?«
Roberts Team nickte. Robert dagegen senkte den Kopf. Erneut schien es Peter, als rückten die vier Beamten näher an ihn heran.
»Ich habe Waffe und Ausweis abgegeben«, sagte Robert.
»Was? Weshalb? An wen?«
»An Michael Maier. Es ist eine lange und beschissene Geschichte …«
»… die nichts hiermit zu tun hat!«, sagte die dunkelhaarige Polizistin feindselig.
»Die alles hiermit zu tun hat«, widersprach Robert und seufzte. Er sah Peter in die Augen. »Haben Sie eine Waffe?«
Peter schüttelte den Kopf.
»Gibt ihm bitte einer …«, wandte Robert sich an sein Team.
»Ich nehme keine Waffe mit«, sagte Peter. »Da oben ist es viel zu eng, um sicher mit einer Schusswaffe zu hantieren.«
»Heigl hat eine Waffe!«
»Heigl hat ein Geschütz «, sagte Peter und lächelte säuerlich. »Aber das ändert nichts daran, dass ich keine Waffe mitnehme.« Er verkniff sich zu sagen, dass er viel zu viel Angst davor hatte, dass sich am Ende aus seiner Waffe ein Schuss löste, der Flora traf. Er ahnte, dass es den Kollegen ohnehin klar war.
Robert wog Peters Mobiltelefon in der Hand. Die beiden Männer wechselten erneut einen Blick. »Es tut mir alles so wahnsinnig leid«, murmelte Robert.
»Bereit?«, fragte Peter. »Denken Sie dran: Heigl darf nicht bemerken, dass wir sein Versteck kennen. Er muss glauben, dass wir nur durch einen glücklichen Zufall seine Handy-Nummer haben.«
»Was soll ich sagen, wenn er nach dem glücklichen Zufall fragt?«
»Seit wann beantwortet die Polizei die Fragen eines Verdächtigen?«
Über Roberts Gesicht huschte der Schatten eines Lächelns. »Passen Sie auf sich auf.«
76 .
Er hatte alles erreicht!
Nur noch ein einziger Schritt war zu tun, und seine Mission wäre erfüllt. Nur noch ein einziger, letzter Schritt. Der, den er voller Ungeduld erwartet hatte, der ihm die Befriedigung bringen würde, die er verdient hatte, der alles, was an Unrecht und Gemeinheit geschehen war, ausgleichen würde. Es war der einfachste Schritt von allen.
Nur, dass es doch nicht der
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