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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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hervor.
    »Sie wissen noch nicht alles«, sagte Robert. »Aber Sie müssen mir eines versprechen, bevor ich es Ihnen anvertraue …«
72 .
    Als Peter die Bewegung auf dem Spazierweg wahrnahm, mehr geahnt als gesehen in der nächtlichen Dunkelheit und nur deswegen auf die Distanz von seinem Versteck beim Supermarktparkplatz erkennbar, weil eine Gruppe von Autos die Straße herunterkam und ihre Scheinwerfer etwas Licht spendeten, spannte er sich an. Es konnte kein Zweifel bestehen, dass das Konstantin Heigl war. Peter nahm an, dass er Harald den Schmuck und die Autoschlüssel abgenommen und den SOKO -Chef gefesselt bei den Geiseln zurückgelassen hatte. Sicherlich war Konstantin nicht ohne sein Paketklebeband hierhergekommen. Er würde mindestens eines der Kinder bei sich haben, weil es kein besseres Druckmittel als ein Kind als Geisel gab. Er würde nur nicht mit Peter Bernward rechnen und schon gar nicht mit einem vor Wut kochenden Mann, der mit seiner Kleidung auch in eine Ritterschlacht hätte ziehen können. Er würde …
    Peter richtete sich auf und vergaß, dass er Konstantin Heigl festnehmen und dabei nicht zimperlich vorgehen wollte. Was sich auf dem Spazierweg bewegte, waren mehrere vereinzelte Gestalten. Sie rannten. Sie stürzten. Sie kamen wieder auf die Beine und liefen weiter.
    Es waren Kinder.
    Es waren Konstantins Geiseln, und sie waren auf der Flucht.
    Etwas war schiefgegangen.
    Starr vor Entsetzen sah Peter, wie zwei der Kinder die Böschung zur Straße hochkletterten und dann auf den Asphalt hinausliefen, instinktiv dem Licht folgend, das von der Straßenbeleuchtung im Kreuzungsbereich kam. Ein Autofahrer, der jetzt mit überhöhter Geschwindigkeit den Berg herunterkäme – und alle kamen mit überhöhter Geschwindigkeit den Berg herunter! –, hätte keine Chance, den Kindern auszuweichen.
    Weitere verschreckte, in Panik davonlaufende Kinder folgten dem Beispiel und rannten auf die Straße.
    Peter verließ sein Versteck und raste auf die Kreuzung, ohne nach links und rechts zu schauen. Wäre die Straße nicht so gut wie leer gewesen, wäre er keine zehn Meter weit gekommen. Ein stadtauswärts fahrender Wagen bremste mit quietschenden Reifen, die Hupe gellte, und der Fahrer fluchte zum heruntergelassenen Fenster heraus. Peter achtete nicht auf ihn, so wie der Fahrer nicht darauf achtete, dass sich zweihundert Meter oberhalb der Kreuzung eine Katastrophe anbahnte. Immer noch aufgebracht, fuhr der Fahrer weiter.
    Peter hastete die Straße hinauf. Sein Atem pfiff, das Kettenhemd schnürte ihm den Leib ab, die langen Schöße der Tunika flatterten um seine Beine. Er hörte das Kreischen der Kinder – vier, nein fünf, nein sechs der kleinen Gestalten waren jetzt auf der Straße.
    »Hey!«, brüllte er und wedelte mit den Armen. »Heeeey!!«
    Die Kinder fuhren zusammen. Fast alle machten kehrt und liefen vor ihm davon, den Berg hinauf, mitten auf der Straße, in die Dunkelheit jenseits der beleuchteten Kreuzung hinein.
    Peter fluchte atemlos und rannte noch schneller.
    »Hierbleiben!«, brüllte er. »Bleibt hier!!«
    Die Kinder hörten nicht auf ihn. Aus dem Augenwinkel sah er weitere Kinder den Waldweg herunterkommen. Im Laufen drehte er sich um – wenigstens kletterte niemand mehr auf die Straße hinaus. Ein weiteres Fahrzeug näherte sich von der Stadt, blinkte rechts – es würde die Straße heraufkommen, würde beschleunigen, der Fahrer würde in die Finsternis hineinfahren, ein paar tödliche Momente lang noch geblendet von der Helligkeit der Kreuzungsbeleuchtung …
    Peter, der am linken Rand der Straße entlanggelaufen war, rannte in die Mitte, bereit, sich nötigenfalls vor den Kühler des Wagens zu werfen. Dann sah er, dass der Fahrer erkannt hatte, dass er beinahe falsch abgebogen wäre – der Wagen fuhr zurück auf die Geradeaus-Spur, beschleunigte und verschwand.
    Die eleganten Lederstiefel mit den Verschnürungen waren nicht zum Laufen gemacht. Er wischte sich mit dem Handgelenk den Schweiß von der Stirn und bekam den weiten Ärmel des Kettenhemds hart ins Gesicht.
    »Kinder!«, brüllte er am Ende seiner Kräfte. »Bleibt stehen!«
    Wo die sechs Kinder vor Peter flohen, schwang sich eine dunkle Gestalt über die Leitplanke. Peter hörte die Kinder kreischen. Seine Hand fuhr zum Gürtel, wo normalerweise seine Pistole steckte. Er griff ins Leere.
    Er hätte vor Wut geschrien, wenn er noch Luft gehabt hätte.
    Die dunkle Gestalt hatte die vordersten drei Kinder eingefangen.
    Noch

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