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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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schottischen Clans auswies – der Lamonts. Connor war so schottisch, wie man als clansman nur sein konnte; ein Kleidungsstück an ihm – eine Krawatte, ein Einstecktuch, zur Not auch die Socken – trug immer den blau-grünen Tartan des Lamont-Clans.
    Connor reichte Peter den Helm. »Setz ihn mal auf.«
    »Wozu?«
    »Damit ich sehe, ob er dir passt. Ich musste deine Größe schätzen.«
    Peter legte den überraschend schweren Helm vorsichtig auf dem Esstisch ab. »Connor«, sagte er langsam, »hat das damit zu tun, dass du zu Sebastian Tiodoro gesagt hast, ich würde die Hauptrolle bei der Geisterführung spielen?«
    »Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken«, sagte Connor großzügig.
    »Es war ausgemacht, dass du die Hauptrolle spielst! Nur unter der Bedingung habe ich überhaupt zugesagt!«
    »Peter, du siehst viel besser aus in der Rolle als Geist des Herzogs!« Connor strich liebevoll über seinen rasierten Schädel und tippte dann dagegen. »Wie willst du denn das erklären bei einem niederbayrischen Herzog?« Er meinte seine dunkle Haut.
    »Genau so, wie du es bei einem schottischen clansman erklärst«, erwiderte Peter garstig.
    Connor lachte. Dann beugte er sich plötzlich nach vorn und streckte die Arme aus. »Hier, zieh mir mal die Tunika aus. Allein geht das nicht.«
    »Connor, was soll das? Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir insgesamt drei Geisterführungen für Kinder machen, während die Herzogsschatz-Ausstellung auf der Burg ist, und dann war’s das …«
    »Ah, Peter! Alle drei Vorstellungen waren innerhalb von ein paar Tagen ausverkauft! Die Leute sind total begeistert! Wir haben die Pflicht, auf diese Begeisterung zu antworten. Wir leben und arbeiten für das Publikum, Peter, wir sind show people ! Die Gründung von Landshut! Der Herzog zerstört die Brücke des Bischofs! Kämpfe! Ritterschlachten! Der Bischof rennt um sein Leben! Und das alles erzählt vom Herzog selbst, der als Geist an das Lagerfeuer kommt, um das die Zuschauer sitzen, und alle in seinen Bann zieht!«
    »Und ich als Geist …«
    »Ich wusste, dass du dich freust! Hilf mir noch mal …«
    Connor beugte sich erneut vor und streckte die Arme aus. Peter, der sich zusehends vorkam wie der Knappe seines Freundes, zerrte das Kettenhemd herunter. Er hätte es beinahe fallen lassen.
    Connor wand sich aus dem dicken Leinenhemd, das er unter dem Kettenhemd getragen hatte. »Das gehört darunter. Probier es mal an.«
    »Du hast vorher kein Wort davon gesagt, dass ich mit einem halben Leopard-Panzer am Leib herumlaufen soll!«
    »Nein?«, fragte Connor. »Ich dachte, das wäre dir klar. Als Herzog kannst du nicht im Hemd dastehen.«
    »Bis gerade eben wusste ich nicht, dass ich den Herzog spielen soll!«, brüllte Peter.
    Schweißtreibende fünf Minuten später starrte er in den Spiegel in seinem Schlafzimmer. Ein Ritter starrte zurück. Die nüchternen schwarzen Socken an Peters Füßen und seine bloßen Waden störten den Gesamteindruck nur unwesentlich. Durch die Sehschlitze des Helms war kaum etwas zu erkennen, was nicht direkt vor seiner Nase war, und das Kettenhemd lag schwer an seinem Körper an. Der Boden hatte diesmal unter Peters Gewicht geknarrt, als er ins Schlafzimmer hinübergestapft war.
    »Du spinnst doch komplett«, wiederholte Peter. Seine Stimme klang unter dem Helm laut in seinen Ohren.
    »Die Polsterhaube für unter den Helm müsste ich morgen geliefert bekommen«, sagte Connor, der neben Peter stand und strahlte. »Das Schwertgehänge hole ich nachmittags bei …«
    »Ich. Trage. Kein. Schwert. Zu. Dieser. Verdammten. Ausrüstung«, betonte Peter.
    Connor wandte sich ab. »Ich mach auf«, sagte er.
    »Was? Hat es geklingelt? Unter dem Kübel hört man nichts, verdammt!«
    Connor verschwand, während Peter sich weiter im Spiegel musterte. Schließlich zog er den Helm vom Kopf, hielt ihn im Arm und musterte sich erneut. Zu seiner Überraschung fand er, dass das mittelalterliche Gewand ihm gut stand. Er musste sich nur das Haar länger wachsen lassen, so wie Harald Sander …
    »Verflucht!«, sagte er, weil ihm plötzlich wieder einfiel, was er Flora während des Briefings hatte zuflüstern wollen – die Information, die Sabrina Hauskeck ihm am Morgen gegeben hatte!
    »Dieser Mistkerl!« Peter drehte sich um. Er musste Flora anrufen! Und dann Michael Maier.
    Nein! Er musste zuerst mit Sabrina Hauskeck sprechen und sich die Bestätigung für seinen Verdacht holen.
    Wo war das Telefon?
    Connor kam

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