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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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auf dem Schoß und wird jedes Mal von einem anderen Schauspieler gespielt. Kein Wunder, dass Sie sich mit einem Fahndungsfoto schwertun.«
    »Genau der«, bestätigte Robert Kalp. Er und Peter wechselten einen kurzen Blick, der mehr zu transportieren schien, als Peter entschlüsseln konnte.
    »Weil …«, begann Peter.
    »Weil wir nicht wissen, wie er wirklich heißt!«, sagte Harald voller Wut.
    »Also könnte Er auch eine Sie sein?«
    »Natürlich ist es ein Kerl! Und damit ist die Fragerunde beendet!«
    »Es ist ja keine Runde«, sagte Peter. »Es sind ja nur wir beide, die sich unterhalten.«
    Harald starrte ihn an. Sein Blick hätte Löcher in einen Panzer gebohrt. Robert Kalp blickte von Peter zu seinem Chef und zurück und schüttelte dann kaum merklich den Kopf.
    Peter ignorierte den Wink. »Aber gut«, sagte er, »kommen wir zum Resümee. Sie jagen einen Täter, von dem Sie nicht wissen, wie er heißt, wie er aussieht, ob er Männlein oder Weiblein ist und ob er sich wirklich hier in Landshut aufhält. Aber ansonsten sind Sie an ihm dran wie ein Pennäler mit seinen Fingern in der Schlafanzughose.« Er lächelte freundlich. »Muss eine sehr geräumige Schlafanzughose sein.«
    Die Männer und Frauen im Raum prusteten los.
    Harald wartete mit zusammengekniffenen Augen ab, bis sich die Heiterkeit gelegt hatte. »Lachen Sie nur«, sagte er dann ruhig, »über die Bemühungen Ihrer Kollegen, einen Mörder zu fangen, der zwei Familienväter auf dem Gewissen hat.«
    Das Lachen im Raum erstarb. Noch mehr Gesichter als vorher wandten sich Peter zu. Die Gesichter waren vorwurfsvoll. Peter fühlte zu seiner Erbitterung, dass er rot wurde, aber jede Erwiderung von seiner Seite hätte die Sache noch verschlimmert. Harald hatte es geschafft, den Spieß umzudrehen. Seine letzte Bemerkung war scheinheilig gewesen, aber sie hatte gesessen, und nun war Peter derjenige, der lächerlich und inkompetent wirkte.
    Die Polizisten verließen den Besprechungsraum. Peter blieb neben seinem Stuhl stehen, hauptsächlich, weil Flora nicht aufgestanden war. Der Beamte, der vorhin »Depp« gesagt hatte, klopfte Peter auf den Arm, ging aber so wortlos hinaus wie alle anderen. Michael Maier, offenbar bemüht, die Atmosphäre zu bereinigen, führte Harald Sander und Robert Kalp zu Peter und stellte sie einander vor. Robert Kalp schien, wie schon zuvor, irgendein Geheimnis zu hüten, während er und Peter sich die Hand schüttelten. Harald Sander lieferte die perfekte Vorstellung eines Mannes, der einem anderen Mann die Hand geben will – und sich dann unbeabsichtigt abwendet, weil ihn etwas überrascht hat.
    »Ich werd verrückt – Flora!«, sagte er und ließ Peters ausgestreckte Hand in der Luft hängen.
    Flora sah auf und erhob sich von ihrem Platz.
    Hau dem Deppen eine rein! , dachte Peter, der die Hand hatte sinken lassen und dastand wie der Trottel vom Dienst.
    Flora begann zu lächeln.
    »Du bist schöner denn je!«, sagte Harald und klang wie jemand, der beruhigt sterben kann, weil er weiß, dass es nie mehr besser wird als genau jetzt.
    Flora lächelte noch breiter – dann umarmte sie ihren Ex und ließ es zu, dass die Umarmung länger dauerte als bei einer Begrüßung vorgesehen.
    »Ich glaub’s nicht, dass ich dich hier wiedersehe!«, sagte Harald. »Oder sagen wir: Ich hab es natürlich gehofft, aber ich dachte mir, du seist längst schon irgendwo anders – wo das Leben tobt und du der Mittelpunkt des Geschehens bist!« Er musterte Flora. »Wow«, fügte er hinzu, und: »Wow!!«
    »Ich bin immer noch hier«, erwiderte Flora.
    Peter hatte das Gefühl, als würde sie gleich hinzusetzen: Und ich hab all die Jahre nur auf dich gewartet!
    Sie tat es nicht. Aber sie ließ sich von Harald Sander zu einem Kaffee einladen und verließ mit ihm den Besprechungsraum.
    Robert Kalp räusperte sich und murmelte etwas von »Mal die Kollegen in München anrufen, ob es etwas Neues gibt«, bevor er sich ebenfalls verdrückte. Peter und sein Chef blieben allein im Raum zurück.
    »Bei solchen Gelegenheiten«, sagte Michael Maier zögernd, »verstehe ich wieder, warum ihr Niederbayern einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber den Oberbayern habt.«
    Peter riss sich zusammen und zeigte ein Lächeln, das ihn mehr Kraft kostete als ein Tausendmetersprint. Maiers Bemerkung war als Trost gedacht, und Peter schätzte seinen Chef für diese Solidaritätsbekundung nur umso mehr. Maier selbst stammte aus München und lebte auch dort. Er gehörte zu den

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