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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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stellst du dir das vor, Peter? Heute ist Freitag. Es ist Schule. Ich kann ja nicht in ihre Klasse platzen und sie rausholen, nur weil ihr Vater zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in Landshut ist.«
    »Wirst du ihr sagen, dass er hier ist?«
    »Natürlich. Wenn man eines nicht tun darf, dann einen Teenager anlügen, schon gar nicht, wenn er die eigene Tochter ist.«
    »Was glaubst du, wie sie reagieren wird?«
    »Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal ihren Vater erwähnt hat.«
    Peter ließ den Kopf hängen. Er hatte nicht den leisesten Schimmer, was er darauf antworten sollte.
    »Lass uns weitergehen«, sagte Flora plötzlich, »sonst glauben die beiden noch, wir hätten uns ins Gebüsch verdrückt und knutschen dort.«
    Peter war so überrascht, dass er weiterhin stehen blieb.
    Flora grinste. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich zitiere nur meine Tochter. Sie hat mich gefragt, ob wir die Gelegenheit, dass wir zusammen Dienst haben, nicht dazu nutzen, uns mal ins Gebüsch zu verdrücken und zu knutschen.« Sie lachte. »Dein Gesicht solltest du jetzt mal sehen!« Sie wurde wieder ernst. »Du hast bei ihr einen Stein im Brett, weißt du das?«, fragte sie.
    »Aber … was denkt sie denn, dass wir …« Er verstummte.
    »Was wir für einander sind? Peter, sie weiß, dass ich mit dir geschlafen habe.«
    »Du lieber Gott.«
    »Sie ist vierzehn! In zwei Jahren spätestens wird sie mir erzählen, mit wem sie geschlafen hat. Nur Offenheit erzeugt Offenheit, das gilt auch für eine Mutter mit einer halbstarken Tochter. Und es ist ja nicht so«, Flora wandte den Blick ab, aber dann sah sie Peter wieder in die Augen, »dass ich mich dafür schämen würde oder nicht gerne daran denke.«
    »Heee!«, hallte Connors Stimme zu ihnen. »Wo bleibt ihr denn? Wir wollen endlich proben. Das Stück heißt ja nicht: Es kann nur einen geben! «
    Flora hakte sich bei Peter unter, und gemeinsam legten sie das letzte steile Stück bis zu den Pferdekoppeln auf dem Hügel zurück. Sie schwiegen, obwohl Peter verzweifelt nach etwas suchte, das er sagen konnte. Aber alles, was ihm einfiel, hatte damit zu tun, dass es für ihn nur eine geben konnte, nämlich sie, und er ahnte, dass er die zerbrechliche Innigkeit, die plötzlich zwischen ihnen entstanden war, mit so gewichtigen Worten zerstören würde.
12 .
    »Wo warst du die ganze Zeit?«, fragte Robert Kalp. Er war wütend und frustriert und immer mehr besorgt. Gewiss, Harald hatte mit seinem Auftritt – für den er sich, so gut kannte Robert seinen Chef, nicht allzu sehr hatte verstellen müssen – eine Einmischung der Landshuter Kollegen verhindert. Er hatte sie aber auch gleichzeitig gegen sie beide aufgebracht. Keiner dieser Beamten würde ihnen nun helfen oder sie gar decken. Der Hauptkommissar, der ihnen als Peter Bernward vorgestellt worden war und der Harald mit seinen ironischen Bemerkungen in die Enge getrieben hatte, schien besonders gefährlich. Er war ein scharfsinniger und offenbar durch Autorität nicht einzuschüchternder Mann. Harald hatte es zwar geschafft, ihn als jemanden hinzustellen, der Kollegenneid über einen Fahndungserfolg und über das Mitgefühl mit den Opfern stellte; aber Robert ahnte, dass Peter Bernward kein Charakter war, auf den dies zutraf, und auch seine Kollegen mussten dies wissen und würden sich im Ernstfall auf Bernwards Seite schlagen. Und Bernward, darauf ließ sich eine ganze Häuserzeile in Bogenhausen wetten, war nun ein Gegner. Je schneller sie hier fertig waren und verschwinden konnten – mit Blofeld auf dem Rücksitz des Einsatzfahrzeugs! –, desto besser.
    Harald grinste. »Ich hab ein paar Pflichtbesuche erledigt.«
    »Wir sind nicht zum Spaß hier, verdammt!«
    »Glaubst du, es ist ein Spaß, mit meiner beschissenen Ex zu flirten, nur um rauszubekommen, ob es irgendwelche Hinweise gibt, dass Blofeld hier ist?«
    »Von gestern auf heute? Da müsste sich der Mistkerl aber besonders blöd anstellen.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, murmelte Harald, »ob er nicht überhaupt von hier aus operiert.«
    »Du meinst, er kommt aus Landshut!?«
    »Oder hat sich hier eingenistet. Aber egal – ich hab eine Idee, wie wir ihn in die Falle locken.«
    »Die Idee ist dir beim Flirten mit deiner Ex gekommen?«
    »Hmmm … nein.« Harald grinste überlegen.
    Robert seufzte.
    »Flora und ich haben eine Tochter«, sagte Harald nach kurzem Zögern. »Sie wollte mir natürlich nicht gestatten, mich

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