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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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Parkplatz auf halbem Weg den Berg hinauf. Es gab Peter einen Stich, als er sah, dass noch jemand in ihrem Wagen saß. Die Erleichterung, die er spürte, dass es nicht Harald war, wechselte zu Resignation, als er erkannte, dass Flora seinen Vater mitgebracht hatte.
    »Ich konnte deinen Dad nicht einfach so sitzenlassen, nachdem du ihn und mich so schnöde in deiner Wohnung zurückgelassen hast«, sagte Connor, während Peter den riesigen Volvo so einzuparken versuchte, dass noch andere Autos Platz fanden. »Übrigens ein cooler Typ, dein Dad. Kennt sich gut aus mit der schottischen Geschichte.«
    »Pa kennt sich in allem gut aus, was schon über fünfhundert Jahre tot ist«, knurrte Peter. »Weißt du, was seine Lieblingsfernsehserie ist? Bonanza . Da lebt kein einziger von den Hauptdarstellern mehr. Deshalb sage ich ›Pa‹ zu ihm, wie die Söhne von Ben Cartwright. Er empfindet es auch noch als Kompliment. Aber wenn du dich seiner angenommen hast – warum sitzt er dann in Floras Auto?«
    »Sie hat sich bereit erklärt, ihn mitzunehmen.«
    »Hast du sie mit ihrem Ex im Café getroffen?«, fragte Peter und schaffte es nicht, seine Stimme neutral klingen zu lassen. Er spürte Connors Seitenblick und ignorierte ihn.
    »Nein, sie hat bei dir vorbeigeschaut. Du warst grade mal fünf Minuten weg.«
    »Verdammt«, sagte Peter.
    »Ja, das sagte sie auch. Und dass sie dich gerne im Kettenhemd gesehen hätte …«
    »Verdammt«, sagte Peter noch einmal, diesmal mit deutlich mehr Gefühl.
    Daniel Bernward sah neugierig von einem zum anderen, als sie vor Floras Auto zusammentrafen. Peters Vater war mit den Jahren nicht sehr viel kleiner geworden und erreichte immer noch fast die Augenhöhe seines Sohnes. Er war ein wenig schwerer um die Hüften als Peter, und sein Haar war weiß, aber sein Gesicht war erstaunlich wenig gealtert und wies große Ähnlichkeit mit dem seines Sprösslings auf. Nachdem Peter dazu übergegangen war, ihn ›Pa‹ zu nennen, hatte Daniel Bernward sich ebenso buschige Koteletten wachsen lassen wie Lorne Greene, der Darsteller des Ben Cartwright. Peter ahnte, dass sein Vater damit ausdrücken wollte, dass er die Bezeichnung akzeptierte und stolz darauf war, aber Peter wusste nicht, ob er die Koteletten lächerlich oder rührend finden sollte. Jedenfalls, das musste er eingestehen, verliehen sie seinem Vater eine gewisse historische Würde – er konnte es nicht anders ausdrücken. In einem Gehrock oder einem Cowboy-Kostüm hätte Daniel Bernward auch nicht deplatziert gewirkt. Es musste ein Familienmerkmal der männlichen Bernwards sein, in einem historischen Kostüm gut auszusehen.
    »Danke, dass ich mir eure Probe ansehen darf«, erklärte Daniel Bernward. »Du weißt ja, wie mich so was interessiert. Flora und Connor waren so freundlich, mir deine Einladung zu übermitteln.«
    »Very well« , sagte Connor fröhlich und ließ mit keinem Zucken erkennen, dass es keine solche Einladung gegeben hatte.
    Es war typisch für Daniel Bernward – innerhalb von Minuten war er mit den Leuten, die er mochte, auf Du und Du. War er während seiner beruflichen Karriere immer sehr auf Etikette und Form bedacht gewesen, pflegte er seit seiner Pensionierung einen jovialen, freundlichen Lebensstil. Den Menschen, mit denen er zu tun hatte, signalisierte er ein solches Interesse an ihrer Person, dass jeder sich in seiner Gegenwart wohl fühlte und die Vertraulichkeit erwiderte. Peter, der sich manchmal insgeheim wünschte, mehr mit seinem Vater gemeinsam zu haben als den Gesichtsschnitt, beneidete ihn um diese Offenheit. Er selbst tat sich deutlich schwerer damit.
    »Stimmt das, was dein Papa mir erzählt hat?«, fragte Flora.
    »Nein«, sagte Peter.
    »Du weißt ja noch gar nicht, worum es geht.«
    »Es geht immer nur um das eine. Stimmt’s, Pa?«
    Daniel Bernward strahlte. »Ich hab neue Beweise gefunden. Die letzten paar Monate hab ich mich durch ein paar tolle Archive gegraben … Ich war in Krakau, ich war in Augsburg, ich …«
    »Freut mich, dass du eine schöne Zeit hattest«, sagte Peter.
    Flora musterte Peter mit einem Lächeln im Gesicht. »Du hattest in Landshut tatsächlich einen Vorfahren, der Kriminalfälle gelöst hat? Im Mittelalter? Gab’s da schon Polizei?«
    »Peter Bernward – also der originale Peter Bernward …«, begann Daniel.
    »Ich dachte immer, ich sei das Original«, bemerkte Peter trocken.
    »Nein«, sagte Connor, »du bist nur originell.«
    »Wolltest du nicht nachschauen, ob der

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